Ein Gastbeitrag von Julia Berchem
Julia Berchem studiert Betriebswirtschaftslehre an der Universität Duisburg-Essen und war im Wintersemester 21/22 zum ersten Mal in einem Schreibseminar. Schon seit ihrer Kindheit schreibt sie Geschichten, ebenso liest sie viel, immer wenn ihr Studium ihr Zeit dazu lässt. Mit der Frage, ob Autorin auch ein Berufziel für sie wäre, hat sie sich in diesem Text auseinandergesetzt und sehr interessante Gedanken dazu verfasst. Doch ihr nächstes Projekt soll ein Buchblog werden, denn das hauptberufliche Schreiben hat für sie ebenso seine Tücken, wie sie als Teilnehmerin des Seminars festgestellt hat. Aber lest selbst ihren Erfahrungsbericht.
Das Hobby zum Beruf machen zu können, scheint für viele ein Traum. Schreiben kann eine vielfältige Beschäftigung sein und kann als Ausgleich zum normalen Alltag dienen. Dabei ist es meistens das komplette Gegenteil der Tätigkeit, die man hauptberuflich ausübt. Entweder ist es nur ein Hobby oder es gibt einfach den Drang etwas für andere Menschen draußen in der Welt zu erzählen. Wäre es dann nicht schön, davon leben zu können und hauptberuflich zu schreiben? Oder sollte es doch lieber nur ein Hobby bleiben?
Ich habe selbst als Kind viele Geschichten geschrieben und sehr viel gelesen. Geschichten schreiben war für mich meine Art kreativ zu sein. Ich konnte mir meine eigene Welt in einer Erzählung ausdenken, Charaktere für sie ausdenken und ich konnte ihr Ende bestimmen.
Als ich älter wurde, hat das Schreiben mehr und mehr nachgelassen. Jedoch habe ich manchmal trotzdem noch die Zeit gefunden, die ein oder andere Idee umzusetzen. Mit 14 habe ich mich dann an mein erstes Buch getraut, was ich aber nie beendet hatte. Durch den Schreibkurs von Christian Krumm in diesem Semester habe ich versucht, mich nochmal in meine Kindheit zurückzuversetzen und die Perspektive einzunehmen, wie es denn wäre, wenn der Beruf Autor*in für mich als Haupttätigkeit in Frage gekommen wäre.
In dem Schreibkurs habe ich sehr viel mitgenommen. Es wurden verschiedene Perspektiven des Berufs als Autor*in gezeigt und was damit verbunden ist. Auch wurden weitere Berufe vorgestellt, die mit dem Schreiben verbunden waren, zum Beispiel Buchblogger*in, Lektor*in oder Verleger*in.
Die Autorinnen, die sich in unserem Kurs vorgestellt hatten (Luci van Org und Janika Hoffmann), hatten berichtet, wie schwierig es ist, sich als Autor*in erstmal überhaupt durchsetzen zu können. Schreiben ist für sie ein Vollzeitjob und meistens sogar noch mehr, wenn man sich dazu entscheidet, auch auf anderen Medien aktiv zu sein. Soziale Medien, wie beispielsweise Instagram oder Twitch, fördern die Reichweite der einzelnen Personen und die Leser*innen haben das Gefühl, sich dem oder der Autor*in näher zu fühlen.
Die Frage, die auch oft beim Schreiben eines Buches aufkommt, ist, ob man sein Exemplar eher über einen Verlag, eine Agentur oder selbst veröffentlichen möchte. Viele haben den Wunsch, ihr Buch über einen großen, bekannten Verlag zu veröffentlichen. Jedoch selbst wenn man an einen großen Verlag gelange, hieße dies nicht, dass das Buch auch ein Erfolg wird. Gerade bei großen Verlagen ginge man als unbekannte*r Autor*in schnell unter. Zudem ist es wichtig, seine Erwartungen runterschrauben. Selten kommt es vor, dass das erste Buch direkt ein Bestseller wird. Selbst wenn man ein Buch schreibt, was sich einigermaßen gut verkauft, inwiefern kann man dann davon leben?
Meist braucht es mehrere Bücher im Jahr, um erst einmal an das Gehalt einer Pflegekraft im Krankenhaus heranzukommen. Die Unsicherheit ist sehr hoch. Bücher schreiben kann man sich wie ein Glücksspiel vorstellen. Natürlich geben sich alle Autor*innen mit ihren Bücher sehr viel Mühe. Sie investieren viel Zeit in etwas hinein, wofür sie wahrscheinlich unter dem Strich pro Stunde unter dem Mindestlohn arbeiten, denn es besteht immer das Risiko, dass das Buch letztlich doch nicht so gut ankommt, wie man es sich erhofft hatte. Man steht als hauptberufliche*r und selbständige*r Autor*in ständig unter Druck, dass genügend Bücher erscheinen, da man genauso auf die Einnahmen angewiesen ist, wie jemand der nicht selbstständig ist.
Das Genre spielt auch eine Rolle beim Bücherschreiben. Es gibt Autor*innen, die in einem Genre niemals lesen würden, jedoch ein Talent dafür haben, genau in diesem Genre hervorragend zu schreiben. Zum Beispiel gibt es Schreibende, die sehr gerne Fantasy lesen, aber einfach besser darin sind, Bücher in anderen Genres zu schreiben, beispielsweise Sachbücher. Kann man dann aber überhaupt noch davon sprechen, sein Hobby als Beruf zu machen?
Abgesehen davon gibt es aber auch viele Vorteile. Autor*innen sind selbstständig, können sich ihre Freizeit und Arbeitszeit selbst einteilen und sind bei der Arbeit meistens nicht in ihrer Kreativität eingeschränkt. Sie können Lesungen halten, mit Leser*innen in Kontakt kommen und auch an Autogrammstunden teilnehmen, werden auf Buchmessen eingeladen u.v.m. Mit ein bisschen Glück kann man als hauptberufliche*r Autor*in seinen Lebensunterhalt verdienen und hat ein erfülltes Leben. Durch die sozialen Medien heutzutage, hat ein*e Autor*in mehr Möglichkeiten Menschen auf sich aufmerksam machen, um die Reichweite zu erweitern und mehr potenzielle Leser*innen erreichen und sich als Autor*in zu etablieren.
Ich habe gemerkt, dass ich mich im Beruf der Autorin selber nicht vorstellen kann. Aber selbst, wenn das Autor*innendasein letzten Endes doch nicht das ist, bei dem man sich in der Zukunft sieht, klingen auch andere Aktivitäten in dem Umfeld vielversprechend. Die Buchbloggerin Jane Kiesmen, die sich bei uns im Kurs vorstellte, stellte uns ihre Instagram-Seite vor und legte uns dar, was sie dort macht und wie sie ihre gelesenen Bücher dort rezensiert. Für jemanden, der gerne viel liest, ist dies vielleicht doch eher was, auch wenn man davon allein nicht unbedingt leben könnte. Dazu gibt es auch die Möglichkeit in einem Verlag zu arbeiten und das Autor*innenleben aus der anderen Perspektive sehen. Verleger*in, Lektor*in und Rezensent*in sind auch weitreichende Berufe, um in dem Bereich zu bleiben.
Zusammengefasst liegt die Entscheidung natürlich an einem selbst. Will man das Risiko und die Unsicherheiten, die mit dem Beruf Autor*in zusammenhängen, eingehen und eventuell nicht die Ergebnisse bekommen, die man sich damit erhofft hatte? Vielleicht wird man aber auch überrascht und das Hobby zum Beruf zu machen, zahlt sich aus und man hat mehr Erfolg als gedacht.
Ich möchte mit diesem Text gar nicht versuchen, jemandem ein pessimistisches Bild des Berufs zu geben, viel mehr jedoch ein Realistisches. Wie oben schon erwähnt: Die Veröffentlichung eines Buches ist wie die Teilnahme an einem Glücksspiel. (gepostet: 9. März 2022)