Endlich wieder Kino! Die Abstinenz war lang und schmerzhaft, denn selbst, wenn man einen grottenschlechten Film schaut ist da immer noch das Kinoerlebnis, das dafür entschädigt. Der proppevolle Kinosaal zur Premiere eines Blockbusters ist zwar noch nicht möglich, aber das ist tatsächlich zu verschmerzen. Zum Start der Corona-Kino-Ära habe ich mir den Horrorthriller „Follow me“ ausgesucht, der sich des Escape-Room-Themas bedient, wie es andere Filme vor ihm auch schon gemacht haben. Von einem Genre will ich da noch nicht sprechen, aber die Erwartungshaltung war damit schon einmal gesetzt.
Der Video-Influencer Cole (Keegan Allen) feiert 10-jähriges Jubiläum mit seinem Kanal, auf dem er eine beachtliche Anzahl von Followern an seinem Leben teilhaben lässt. Dein Team, das aus zwei Leuten besteht sowie seine Freundin und sein bester Freund haben sich etwas für ihn ausgedacht, einen Kracher, wie es heißt, der dieses Jubiläums würdig ist. Dazu setzen sie sich ins Flugzeug nach Moskau, um sich mit einem jungen, reichen Russen zu treffen, der ihnen einen Escape-Room der Extraklasse verspricht. Wie die Fürsten werden sie empfangen und es sieht nach einer Riesenparty aus, bis es in einem Club zu einem Streit mit einigen Finstermännern kommt, der aber glimpflich ausgeht. Am nächsten Tag entern die fünf dann den Escape-Room und merken, dass das Spiel sehr schnell zu einem echten Horrortrip wird.
Die Idee von „Follow me“ ist grundsätzlich eine Hommage an Klassiker wie „Saw“, „Hostel“ und noch einige andere Horrorthriller. Das macht er so offensichtlich, dass ich es keinen Makel nennen würde. Dennoch setzt er in erster Linie auf Spannung, die Splatterszenen sind für jeden geübten Magen erträglich, was man schon daran erkennen kann, dass es auch Spielzeiten um 20:15 Uhr gibt. Der Hommagecharakter bewirkt außerdem, dass man als Zuschauer ziemlich schnell den Verlauf der Handlung erraten kann, wenn auch das Ende durchaus originell ist. Die Spannung ergibt sich aus der Frage, welchem Vorbild der Film letztlich folgen wird und das sorgt durchaus für einiges an Unterhaltung. Außerdem darf man durchaus auch eine kritische Note bezüglich der Influencer-Kultur der Gegenwart erkennen. Denn Cole besitzt als Figur zwar eine eher Horrorfilm-typische Tiefe, dennoch steht er für eine Gruppe von berufstätigen Vloggern, die für Clicks und Follower durchaus auch sich selbst und andere gefährden. Das darf man dem Film als Vorzug anrechnen.
Somit ist „Follow me“ ein durchschnittlicher Horrorthriller für Fans der genannten Vorbilder, nicht mehr und nicht weniger. Die Russland-Klischees von exzessivem Luxus und dunklen Folterkellern hat mich ein wenig gestört, aber das machen andere Filme auch. Im Kino kommt die Atmosphäre ganz gut rüber und das Ende sowie der leicht kritische Ton hinterlassen insgesamt einen Eindruck, den man als „ganz ok“ bezeichnen kann. Kein großer Wurf, aber auch kein Mega-Reinfall. Und immerhin: Es ist im Kino. Schön, dass das wieder möglich ist!
(gepostet: 21.8.20)