Ghost Stories (Filmstart: 19.4.2018)

Quelle: www. filmstarts.de
Quelle: www. filmstarts.de

Geister und gute Horrorfilme haben eines gemeinsam: Es gibt Leute, die behaupten, sie hätten welche gesehen, aber viele glauben nicht daran. Geister, nun darüber lasse ich mich lieber in meinen Geschichten aus, das ist spannender. Was gute Horrorfilme angeht, so gehöre ich eindeutig zu den Gläubigen und gerade an diesem Wochenende stehen mit A quiet place und Ghost Stories zwei an, die jede Menge Vorschusslorbeeren bekommen haben. Letzeren habe ich mir gestern angesehen.

 

Das eindeutig bemerkenswerteste für mich im Vorfeld von „Ghost Stories“ war, dass es sich um die Verfilmung eines gleichnamigen Theaterstücks handelt. Die Erfinder Andy Nyman und Jeremy Dyson haben ihre Vision vom Horror-Theater auf die Leinwand gebannt. Trailer und erste Reviews versprachen klassischen Horror gepaart mit einer guten Geschichte, was in dem Genre zwar vorkommt, aber immer bemerkenswert ist angesichts der handlungsarmen Jump-Scare-Orgien, die populäre Franchises häufig bieten. Ich war also ziemlich gespannt.

 

Phillip Goodman (Andy Nyman) ist ein Fernsehpsychologe, der gerne betrügerische Hellseher öffentlichkeitswirksam an den Pranger stellt. Er selbst hält es für seine Berufung, da ihm in seiner jüdischen Familie besonders die Religion als eine die Familie zerstörende Kraft begegnet war. Eines Tages erhält er von seinem großen Vorbild Charles Cameron, der lange Zeit als verschollen galt, eine Einladung. Seine Freude darüber ist schnell getrübt, als der alten Mann ihm offenbart, dass es tatsächlich Geister gäbe. Drei Fälle habe er in seiner Karriere nie lösen können und so beauftragt er Goodman, sie zu entlarven.  Es geht um die unheimliche Begegnung eines Nachtwächters (Paul Whitehouse) während seiner Schicht in einer Psychiatrie, einen Jungen (Alex Lawther), der im nächtlichen Wald etwas Erschreckendes gesehen hat, und einen Banker („Hobbit“ Martin Freeman), dessen Haus von einem Poltergeist heimgesucht wird. Goodman macht sich sofort an die Arbeit und muss schnell feststellen, dass diese Fälle tatsächlich alles andere als Humbug sind.

 

Es gibt wenig über diesen Film und die weitere Handlung zu sagen, ohne zu viel zu verraten. Wer allerdings, so wie ich, mehr als einen simplen Episodenfilm erwartet, wird nicht enttäuscht werden, denn natürlich hat es einen Grund, warum gerade diese drei Fälle Goodman an die Grenzen seiner Fähigkeiten führen. Was als nahezu klassischer Horrorthriller mit der Episode um den Nachtwächter beginnt und mich atmosphärisch ein wenig an Heilstätten erinnern hat, steigert sich immer mehr zu einer von Paranoia und grotesken Bedrohungen getränkten Atmosphäre. Das liegt besonders an den exzellenten Darbietungen von Alex Lawther und Martin Freeman. Die Überraschungsmomente kommen nicht zu kurz, so dass man nicht nur angenehm vergruselt, sondern auch sehr gut unterhalten den Kinosaal verlässt.

 

„Ghost Stories“ reicht in seiner Wirkung nicht an die Genialität von Filmen wie Don’t breath, Get out, It comes at night oder Ghostland heran. Dafür übertrifft er sie teilweise im Punkt Originalität. Der Horror verliert im Laufe des Films so ein wenig seine treibende Kraft zu Gunsten einer wirklich guten Story und exzellenter schauspielerischer Leistung. Das Ende ist eines solchen Films würdig, setzt dem Ganzen aber auch nicht die Krone auf. Die Menschen, die nicht an die Existenz von Geistern oder guten Horrorfilmen glauben, könnten sich dennoch von „Ghost Stories“ eines Besseren belehren lassen. Das Zeug dazu hat er! (gepostet: 21.4.2018)