Bohemian Rhapsody (Start: 30.10.2018)

Quelle: www.cinemaxx.de
Quelle: www.cinemaxx.de

Als ich mich so 1989 für Musik zu interessieren begann, waren Queen mit „The Miracle“ schon vorne dabei. Vom letzten Mercury-Album „Innuendo“ (1991) fand ich dann das Titelstück dermaßen faszinierend, dass ich es mir sofort gekauft habe. Doch merkte ich auch, dass Queen eine sehr große Bandbreite an Stilen in ihrer Musik vereinen und viel experimentieren, was ich damals nicht so zu schätzen wusste wie heute. Also bin ich nie so ein beinharter Fan geworden. Die „Greatest Hits“ und „Live Magic“ hatte ich, „Bohemian Rhapsody“ gehörte dank „Waynes World“ zum Standard, das war es dann aber auch. Dank der stetigen Betonung meiner Lieblingsband Blind Guardian, dass „A Night At The Opera“ eines der besten Alben aller Zeiten sei, habe ich es mir irgendwann viel später gekauft und fand es tatsächlich sehr beeindruckend. Dieses Jahr kam „Live Killers“ hinzu, eine Platte, die diesen Namen mehr als verdient. Kurz gesagt: Queen verfolgen mich mein Leben lang und irgendwann werden sie mich wohl noch einholen.

 

Vielleicht ist es Ihnen jetzt gelungen. Seit dem ersten Trailer vor Monaten habe ich auf den Film „Bohemian Rhapsody“ gewartet. Ich wollte einfach wissen, was die Faszination dieser Band eigentlich ausmacht. Nicht alle verfilmten Musiker- und Bandbiografien sind dafür geeignet, aber manche schaffen das. Ganz vorne war da für mich immer der „Doors“-Film. Bis jetzt. Denn „Bohemian Rhapsody“ ist da allerhärteste Konkurrenz!

 

Kurz und gut: Ich fand den Film großartig, aber es war eine Achterbahnfahrt. Der Anfang ist grandios gelungen, zwischendurch scheint er ein wenig in die Skandalecke abzudriften, um dann aber in eindrucksvoller Weise zum Ende den legendären Auftritt der Band beim Live Aid zu inszenieren. Unter dem Eindruck dieser Bilder und nachdem ich mir noch einmal das Original angesehen habe, kann ich sagen, dass es tatsächlich eines der besten Rockkonzerte aller Zeiten gewesen ist. Wie komme ich darauf? Der Film spricht es mehr als deutlich aus.

 

Queen sind zu Beginn ihrer Karriere eine Bande von musikalisch hoch talentierten Außenseitern, was übrigens einige der großen 70er-Jahre-Bands auszeichnet. Taylor, Deacon und May sind im heutigen Jargon ein paar musizierende Nerds, als der aus Sansibar stammende Farrokh als Sänger zu ihnen stößt und sich kurze Zeit später Freddie Mercury nennt, um sich von seinem Elternhaus zu emanzipieren. Von da an geht es mit „Queen“ steil bergauf. Erfolg oder Misserfolg ist in den ersten Jahren der Band keine drängende Frage. Ihr Meisterwerk „A Night At The Opera“ ist das Ergebnis eines kreativen Multiexzesses, der sehr schön im Film inszeniert ist, und beschert ihnen den weltweiten Durchbruch. Doch Freddie lernt durch das ständige Touren seine Homosexualität kennen und gesteht sie schließlich seiner Verlobten Mary Austin, die fortan „nur noch“ seine beste Freundin ist.

 

Seine Homosexualität wird dennoch immer mehr zum Problem, aber nicht wegen gesellschaftlicher Ablehnung (Mercury hat sich nie öffentlich dazu bekannt), sondern weil sie einen Keil zwischen ihn und den übrigen Bandmitgliedern treibt, die alle ein mehr oder weniger gesittetes Familienleben führen. Zudem gilt er als das Zugpferd der Band und ihm wird von verschiedenen Seiten eine Solokarriere nahegelegt. So fühlt er sich immer häufiger zu Alleingängen genötigt und droht sich zwischen zahlreichen flüchtigen Liebschaften und der intensiven Arbeit an seiner Solokarriere selbst zu verlieren.

 

Erst als Mary Austin ihn anfleht, mit Queen den Auftritt beim Live-Aid zu spielen, wird ihm klar, dass er kein Einzelgänger ist und seine Bandkollegen braucht. Die verzeihen ihm prompt und Queen spielen eben jenen legendären Gig, der sie für den Rest seines Lebens zusammenschweißt. Denn inzwischen weiß er, dass er an AIDS erkrankt ist und nicht mehr lange zu leben hat. Das Ende des Films legt nahe, dass die verbleibenden Jahre für ihn glückliche gewesen sind, in denen er noch zwei Alben mit Queen veröffentlichen und außerdem eine langjährige Beziehung mit seinem Freund Jim Hutton führen konnte.

 

Diese Geschichte erzählt der Film und sie muss recht nahe an die Wirklichkeit heranreichen. Er beschreibt das Leben eines Mannes, der als begnadeter Musiker alles erreicht hat und schließlich trotz der tödlichen Krankheit im Kreise seiner Band, seiner Freunde und seiner Familie sein Glück gefunden hat. Wer glaubt, dies sei dramaturgische Übertreibung, muss nur einmal in Freddies Gesicht beim Original-Live-Aid-Konzert sehen, die Queen-Platten der letzten Phase anhören und dann weiß er, dahinter steckt eine tiefe Wahrheit. Der Film erzählt das, was die Band in Mercurys letzten Jahren immer wieder andeutete, berühmtestes Beispiel ist der schon angesprochene Song „Innuendo“ (Anspielung), „I‘m going slightly mad“ und „The Show must go on“. Wahrer kann eine erzählte Geschichte meiner Meinung nach nicht sein und das macht den Film zu einem besonderen Kunst- und Meisterwerk in der Reihe der Musikbiographien. Pflichtprogramm!

(gepostet: 9.11.2018)