Maria Janßen - Fernwehwelten  (Influencerin auf Instagram)

Als ich Marias Namen auf den Teilnehmerlisten meiner Schreibseminare las, wusste ich noch nicht, wenn ich da vor mir habe. In unserem Moodle-Kurs dann verlinkte sie unter der entsprechenden Rubrik ihren Instagram-Account Fernwehwelten. Ich sah ihn mir an und fiel fast hinten über. Sie hatte (schon damals) über 10.000 Follower, was mehr war als bei allen "BookstagrammerInnen", mit denen ich jemals zu tun hatte. Ihre freundliche und bescheidene Art brachte mich dazu, sie für ein nächstes Seminar als Gast einzuladen, wo sie einen sehr inspirierenden Vortrag hielt über ihre Arbeit als Influencerin. Darüber hinaus war sie bereit, mir für meine Homepage ein paar Fragen zu beantworten. Lest hier das ganze Interview.

Foto: Maria Janßen

Instagram-Account: Fernwehwelten

 

 

Liebe Maria,

vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine Fragen nimmst.

 

Sehr gerne, ich freue mich ja, dass du gefragt hast! 😊

 

Du hast inzwischen fast 12000 Follower auf Instagram. Wie ist Dir das gelungen?

 

Wow, die schwierigste Frage direkt zuerst, hm? Ganz ehrlich: Ich weiß es selbst nicht. Das ist nichts, wofür man eine Anleitung schreiben kann. Viel hat auch mit Glück zu tun – zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Aber allgemein hilft es vor allem, kontinuierlich dabei zu bleiben, sich auch von Rückschlägen, womit ich nicht einmal die Followerzahlen meine, unterkriegen zu lassen und aktiv zu sein. In meinen Augen ist Instagram ein typisches „Sehen und gesehen werden“-Medium. Wenn man selbst aktiv ist, Dinge plant, bei anderen vorbeischaut und in den Austausch tritt, kriegt man meist auch was zurück. Was an der Stelle aber vielleicht wichtig zu erwähnen ist: Es ist zwar normal, dass einen die Entwicklung der Followerzahlen generell interessiert und tangiert, aber sie sollten nicht das Hauptaugenmerk sein. Wenn man nur noch darauf achtet, wird das Bloggen ganz schnell zu einem einzigen riesigen Druck – und das wirkt sich nur selten positiv aus.

 

Wann und warum hast Du mit Bloggen angefangen?

 

Ganz ursprünglich im Jahr 2017. Eine Freundin erzählte mir von den Buchblogger*innen, denen sie folgt und fragte, ob das nicht auch was für mich wäre. Damals bin ich aber nach zwei Wochen wieder verschwunden. Ich habe irgendwie nicht richtig Fuß fassen können und wusste selbst nicht, was ich für Content machen will. Im März 2019 habe ich dann einen weiteren Versuch gestartet. Ich war der felsenfesten Überzeugung, dass das erneut nicht halten wird, aber stattdessen sitze ich jetzt noch immer hier – zum Glück!

 

Was macht Dir am Bloggen am meisten Spaß?

 

Dass es so viel von dem kombiniert, was mir Freude bereitet. Ich lese gerne, hatte immer schon Spaß an der Arbeit mit Worten und lebe mich gern kreativ aus. Das Bloggen bietet genau das, noch dazu im Rahmen einer tollen Community. Außerdem ist es wunderbar abwechslungsreich, man wird immer wieder vor neue Aufgaben und Herausforderungen gestellt.

 

Wie gestaltest Du ein typisches Bild für einen Post auf Instagram?

 

Der Hintergrund meiner Bilder ist allzeit mein Bücherregal, aber was vordergründig geschieht, unterscheidet sich. Handelt es sich um ein Bild, das sich spezifisch auf ein Buch bezieht, versuche ich in der Regel, es in irgendeiner Art und Weise an die Handlung des Buchs anzupassen. Ich mache mir also zunächst Gedanken, ob ich eigentlich selbst mit auf dem Bild sein möchte oder nicht und wie es aussehen könnte. Meist überlege ich mir verschiedene Versionen. Während des eigentlichen Fotografierens fällt dann schnell auf, was funktioniert und was nicht. Im Anschluss, nach Dutzenden Versuchen und zig Millionen gelöschten Fotos, geht’s in die Bearbeitung. Viele meiner Fotos haben irgendein Element, das im Anschluss eingesetzt wird. Schwebende Bücher, Feuer, Rauch oder Wellen… Da gab‘s schon einiges. Das wird dann nach meiner Vorstellung angefertigt und im letzten Schritt mit meinem typischen Filter versehen.

 

Müssen die Texte bestimmte Anforderungen erfüllen?

 

Jain. Es gibt ja viele verschiedene Varianten von Beiträgen und je nachdem unterscheiden sich natürlich auch die Anforderungen. Eine Rezension baut sich anders auf als die Vorstellung einer Neuerscheinung oder das Thematisieren einer aktuellen Fragestellung der Buchbubble. Es gibt aber so oder so keine feste Ordnung. Jede*r hat da seinen eigenen Stil. Allgemein ist aber ein Punkt, dass Instagram im Post nur 2200 Zeichen zulässt. Das heißt, man muss gerade bei Rezensionen lernen, binnen weniger Zeilen zum Ausdruck zu bringen, was einem an dem Buch (nicht) gefallen hat. Im Zweifelsfall weicht man aber einfach in die Kommentarspalte aus. 😊

Ich persönlich setze an meine Texte außerdem die Anforderung, möglichst sprachlich korrekt formuliert zu sein. Außerdem gendere ich, da ich es wichtig finde, alle Menschen anzusprechen. Das macht aber jede*r anders.

 

Ist es wichtig, wann (z. B. Uhrzeit, Wochentag) man einen Post setzt?

 

Viele posten abends. Da ist die Community in der Regel am aktivsten und man selbst hat im besten Fall auch Zeit, um zu reagieren, was zurückzugeben oder bei anderen vorbeizuschauen. Bestimmte „gut laufende“ Wochentage gibt es meiner Meinung nach nicht. Buchblogger*innen entwickeln aber häufig ihren eigenen Rhythmus, posten zum Beispiel alle zwei Tage oder auch nur einmal die Woche. Generell garantieren weder ein bestimmter Wochentag noch eine bestimmte Uhrzeit, dass ein Post gesehen wird. Instagram ist eine Wundertüte, was das angeht. Ich persönlich bin dazu übergegangen, mir da mehr Freiheiten zu geben. Anfangs habe ich strikt alle zwei Tage gepostet, immer abends um circa 18 Uhr. Mittlerweile ist es mir aber wichtig, das Posten für meinen Alltag passend zu machen – nicht den Alltag für das Posten.

 

Hast Du manchmal Angst, mit dem Lesen nicht mehr hinterher zu kommen?

 

Ja, ohne jede Frage. Es gibt Phasen, da schaffe ich es nicht so viel zu lesen wie sonst oder will es vielleicht auch einfach mal nicht. Bei mir löst das dann schnell ein Gedankenkarussell aus: Andere lesen viel mehr, ich muss über die Neuerscheinungen Bescheid wissen, mein Stapel ungelesener Bücher ist dafür zu hoch und da sind noch Rezensionsexemplare, die abgearbeitet werden müssen. Früher habe ich mich gezwungen, weiterzulesen – inzwischen ziehe ich aber spätestens dann die Notbremse, wenn ich über das Wort „abgearbeitet“ stolpere. Lesen sollte keine Arbeit sein. Das ist weder mir selbst noch den Büchern gegenüber fair. Lesen ist immer eine emotionale Sache und wenn ich mich zu einem Buch zwinge, werde ich es unweigerlich nicht so genießen können. Also akzeptiere ich lieber, dass es Phasen gibt, in denen ich weniger lese und schenke den Büchern später wieder meine offene und ehrliche Aufmerksamkeit. Sollte sich dadurch mal ein Rezensionsexemplar trotz Deadline nach hinten verschieben, reagieren die Verlage oder Autor*innen in der Regel auch sehr verständnisvoll. Kommunikation ist das Wichtigste. 😊

 

Wie gestaltet sich der Kontakt mit Verlagen?  Sind die Anforderungen an Dich sehr hoch?

 

Die Anforderungen von Verlagen und Autor*innen können ganz unterschiedlich ausfallen. Es hängt auch schon von der Form der Zusammenarbeit ab: Soll eine Neuerscheinung vorgestellt werden, plant man eine Blogtour, will man ein Gewinnspiel veranstalten oder spricht man über ein Rezensionsexemplar? Manchmal gibt es Zeitpläne oder auch Anforderungen in Form der Anzahl oder des Formats der Posts. Allgemein bin ich aber immer gut zurechtgekommen. Vielleicht kurz an der Stelle: Ich habe noch nie erlebt, dass Verlage oder Autor*innen eine positive Rezension vorausgesetzt haben. Eine Rezension sollte immer ehrlich sein und das sagen die Verlage und Autor*innen auch selbst.

 

Wieviel Persönliches gibt man als Buchbloggerin von sich Preis?

 

Das macht jede*r Blogger*in anders. Manche zeigen sich selbst, manche nicht. Manche erzählen von ihrem Alltag, manche berichten ausschließlich über Bücher. Das Wichtigste ist, sich selbst damit wohlzufühlen. Ich berichte zum Beispiel gerne über meinen Alltag: Von den neuen Spielen, die ich zocke, dem Verlauf meines Studiums, ob ein Tag gut oder schlecht war. Ich mag den Austausch, der sich dabei entwickelt und weiß, dass mich das bei anderen Blogger*innen auch interessiert. Aber am Ende entscheidet man eben immer selbst, was man preisgibt und das ist gut so.

 

Schreibst Du selbst auch Geschichten?

 

Ja, ich schreibe auch selbst. Das hat schon als kleines Kind angefangen und sich mal mehr, mal weniger intensiv durch die Jahre gezogen. Seit knapp einem Jahr schreibe ich aber wieder wesentlich häufiger und seit Anfang 2022 schaffe ich es, das Schreiben fix in meinen Alltag zu integrieren. Aktuell arbeite ich an einer Fantasygeschichte, wie könnte es auch anders sein? Es ist und bleibt eben mein liebstes Genre.

 

Hast du noch Tipps für Buchbloggerinnen?

 

Das klingt jetzt richtig abgedroschen, aber: Habt Spaß dran.  Es ist so wichtig, dass ihr Freude an dem habt, was ihr tut. Das merkt man nicht nur euch, sondern auch eurem Content an. Es bringt nichts, euch zu verbiegen oder zu etwas zu zwingen, worauf ihr keine Lust habt. Gebt euch die Zeit, die ihr braucht. Macht die Sachen, die ihr möchtet. Und genießt, was ihr tut. Das ist so viel wichtiger als alles andere.

 

Vielen Dank und viel Erfolg weiterhin für deinen Blog. 😊