Die Flop 10 des Jahres 2019

Die Flop 10 sollten ja eigentlich einfach nur die schlechtesten Filme des Jahres abbilden, verschwendete Zeit im Kino sozusagen. Aber als ich über der Liste brütete, die die heißesten Kandidaten versammelte, wurde mir bewusst, dass es von diesem Merkmal unterschiedliche Ausprägungen gibt. Es gibt Filme, die sind schlecht, weil sie einen verärgern oder enttäuschen, und dann gibt es jene, die so absolut nichtssagend sind, dass ich einfach nicht weiß, was ich über sie schreiben soll. Diese sollten ursprünglich ganz oben stehen, doch ich merkte schnell, wie sehr das den Unterhaltungswert der Liste beim Lesen und (für mich noch schlimmer) beim Schreiben schmälert. Und wenn das Schreiben keinen Spaß macht, dann muss man definitiv etwas ändern, wie ich finde.

 

So grübelte ich über neue Kategorien oder Merkmale schlechter Filme, bis ich unvermittelt an Dantes Hölle denken musste. Dort werden die Seelen gemäß ihrer Sündenschwere auf die einzelnen Höllenkreise verteilt, je schwerer die Sünden, desto tiefer sinken sie. Aber dann gibt es da noch die Vorhölle, in die, wie Vergil erläutert, jene Seelen kommen, deren Leben so nichtig war, dass es nicht einmal für die Hölle gereicht hat. Das erschien mir doch ein lohnendes Konzept auch für Filme.

 

Denn es gab sie, die Filme, die mich einfach nur ratlos und gelangweilt zurückließen, die dann ihre besten Momente hatten, als ich zwischendurch eingeschlafen war. Die gehören in keine Aufregerliste, sondern genau dorthin: in die Kino-Vorhölle. In die tieferen Kreise platziere ich dann diejenigen, die zumindest in der Lage waren, mir irgendeine Emotion zu entlocken.

 

Somit starten wir mit der Kino-Vorhölle: Als absolut nichtssagend empfand ich 2019 hauptsächlich einige Horrorfilme. Da wäre „The Prodigy“, eine wirklich selten dämliche und ideenlose Unheimliches-Kind-Geschichte, das von einem verstorbenen Serienkiller besessen war. Ähnlich gelagert, nur dass das Kind ein Außerirdischer war: „Brightburn“. Weiterhin „The Silence“, ein mieser Abklatsch des für mich ohnehin ziemlich miesen Films „A quiet place“. Ebenfalls reichlich mit Bedeutungslosigkeit angefüllt war der zweite Teil des schon dämlichen „Happy Deathday“ mit dem Titel „Happy deathday 2 U“. Das „Insidious-Universum“ wurde mit „Lloronas Fluch“ um einen richtigen Langweiler reicher und zu guter Letzt sagte mir auch „X-Men: Dark Phoenix“ einfach nur überhaupt nichts. Also, alles Filme, die für mich geistiger Dünnpiff waren. Nicht einmal Flop-10-würdig. Aber nun zu den Enttäuschungen und Ärgernissen, in dieser Reihenfolge.

 

Erster Höllenkreis (Platz 10): Die Idee von „Wir“ fand ich eigentlich sehr gut. Eine Familie wird eines Nachts von einer Gruppe ziemlich unheimlicher Gestalten heimgesucht, die irgendwie genauso aussehen wie sie selbst, nur eben in böse. Das Setting verspricht viel, aber letztlich leidet der Film an der wenig spannenden Umsetzung und ebenso an einer Übererklärung, die weit über ihr Ziel hinausschießt. Kranken Horrorfilme oft an zu wenig Hintergrund (Stichwort: Dat is eben en Dämon!), hätte man es hier auch einfacher halten können. Es driftet irgendwie in einer wenig originelle Verschwörungsgeschichte ab. Ich hatte mich auf den Film gefreut und bin doch recht enttäuscht rausgegangen.

 

Zweiter Höllenkreis (Platz 9): Ich will Quentin Tarantino ja nicht absprechen, dass er ein Regisseur mit Visionen und einem Plan ist. Seine Filme sind zum großen Teil besonders und auch sehr liebevoll gemacht. Mir ging die Liebe zum Los Angeles des Jahres 1969 allerdings ein wenig zu weit. Once upon a time … in Hollywood war für mich größtenteils gähnend langweilig. Zu viele „Jetzt-passiert-was-ach-ne-doch-nicht“-Momente und als er endlich Fahrt aufnahm, waren bereits zwei eher quälende Stunden vorbei. Das Ende ist aus einem gewissen Blickwinkel recht originell, aber Tarantino hat mich schon so oft so viel besser unterhalten. Auch hier war ich leider enttäuscht.

 

Dritter Höllenkreis (Platz 8): Dass ich von „Glass“ weniger enttäuscht war, lag hauptsächlich an meinen geringen Erwartungen. Dennoch fand ich ihn schlechter als „Hollywood“. Ich werde mit dieser "Superhelden-Story" einfach nicht warm, schon „Split“ hinterließ mir als vordringlichste Reaktion ein Zucken mit den Augenbrauen. „Glass“ war nicht so schlecht, aber die Enthüllungen und das dramatisch gewollte Ende rauschten doch an mir vorbei, da ich ohnehin nicht viel mit den Figuren anfangen konnte. Naja, ich für meinen Teil kann sagen: Auch nicht schlimm, dass es jetzt vorbei ist.

 

Vierter Höllenkreis (Platz 7): Peter Jackson ist ja schon längst unsterblich, der kann echt machen, was er will. Dass er aber einen guten Autor (zum Beispiel Tolkien) braucht, um eine gute Geschichte zu erzählen, beweist „Mortal Engines“. Tolle Bilder, in dieser Hinsicht echt ein Kinoerlebnis und auch noch ein echter Historiker als Held. Diesen Film konnte ich doch einfach nicht schlecht finden. Tat ich dann aber doch. Die Story war einfach viel zu stereotyp und durchschaubar. Manchmal freut mich sich ja, wenn man Handlungsstränge errät, aber nicht, wenn man es tut, weil man sie schon tausendfach kennt. Meine Enttäuschung betraf daher vor allem, dass der Film dank der Bilder echt gut hätte werden können, wenn man sich mit der Handlung ein wenig mehr Mühe gegeben hätte. So war es dann doch irgendwie ärgerlich.

 

Fünfter Höllenkreis (Platz 6): Ja, wir kommen so langsam vom enttäuscht Sein zum Ärgern. Das passiert häufiger mal, wenn ein Film in die klaffende Spalte zwischen zwei Genres fällt, weil er beide will und keins kann. Ready or not sollte vielleicht zunächst eine rabenschwarze Komödie um eine Braut werden, deren zukünftige Verwandten aus waffenschwingenden Irren besteht (das trifft wohl tatsächlich die Erfahrungswelt von mehr Menschen, als man annehmen möchte). Zuerst war der Film auch witzig und grotesk, dann ging er aber mehr in die Horrorrichtung ohne viele Lacher, um dann später wieder grotesk zu werden. Einige gute Ideen waren dabei, aber ich empfand sie dank der insgesamt schwachen Umsetzung als verschwendet. Und so etwas ärgert mich dann doch mehr, als es mich enttäuscht.

 

Sechster Höllenkreis (Platz 5): Dass der Prinz von Bel Air einmal eine solche Hollywood- inklusive Musikkarriere hinlegen würde, hätte ich nicht gedacht, als ich mir zu Schulzeiten zufällig ne Maxi von ihm gekauft und ab und zu die Comedy-Serie gesehen habe. Insofern erschien der auf die 90er Jahre verjüngte Will Smith, der sein Altes-Alter-Ego jagt, durchaus sehr reizvoll mit Nostalgie-Faktor. Das war aber dann auch schon die Herrlichkeit von Gemini Man. Am Anfang noch ganz nett, wurde die Story immer fader, harmloser und berechenbarer, zum Schluss fast lächerlich. Will Smith ist eben keine 20 mehr trotz aller Technik und zum Glück hat er schon viel, viel bessere Filme gemacht. Unter dem Strich tatsächlich ein Ärgernis.

 

Siebter Höllenkreis (Platz 4): Jeder würde mich mit vollem Recht fragen, warum ich mir Filme aus dem „Insidious-Universum“ noch anschaue. Die Antwort: Sie sind meisten so schlecht, dass die Hoffnung bleibt, der nächste würde wenigstens ein bisschen besser. So auch bei Annabelle 3, denn sein Vorgänger „Lloronas Fluch“, naja, siehe oben. Und eins muss ich sagen: die erste Hälfte des dritten Teils der Geschichte um diese komische Dämonenpuppe ist echt witzig. Wirklich, eine Komödie mit durchaus viel Spaßfaktor. Das geschieht natürlich dem Genre nach auf unfreiwilliger Basis und sobald der Witz vorbei ist, ist auch der Spaß vorbei. Aber zumindest kann man sich über diesen Film noch ärgern. 

 

Achter Höllenkreis (Platz 3): Ich weiß nicht, ob ich Stephen-King-Romane als genial bezeichnen möchte, der Mann hat aber auf jeden Fall ein unvergleichliches Händchen für Geschichten. In seinem Können als Autor finde ich seinen Erfolg auch absolut berechtigt und nun kommt die Neuverfilmung eines seiner besten Bücher um die Ecke und das Ergebnis ist: „Friedhof der Kuscheltiere“ – ein Film, dem man mit gutem Willen noch ein wenig Atmosphäre zusprechen kann, der ansonsten einer an sich richtig guten Story die Pappnase aufsetzt und sie auf Trashfilm-Niveau herunterzieht. Ich habe mich richtig geärgert über diesen Film und bin froh, dass die beiden anderen King-Verfilmungen dieses Jahr so viel besser waren. Dieser hier gehört für mich in die Tonne!

 

Neunter Höllenkreis (Platz 2): Worüber ich mich bei dem Film Good Boys am meisten geärgert habe: vier jugendliche Schauspieler machen ihre Sache eigentlich ganz gut, kriegen aber ein Drehbuch vorgesetzt, dass einfach nur lächerlich ist. Ständig müssen sie vorpubertäre Sprüche ablassen, bei denen mal ein guter Witz wie ein Zufallstreffer wirkt. Außerdem wird die ganze Zeit auf ihrem Alter herumgeritten und sich darüber lustig gemacht, während sie in der „Handlung“ sich mit zwei älteren Mädels, in deren Handtaschen sie Drogen gefunden haben, herumschlagen müssen. Dass am Ende noch ein Coming-of-Age-Drama angedroht wird, macht den Film vollends zum Reinfall. Die armen Jungen, dabei haben sie ihre Sache wirklich nicht schlecht gemacht. Viel Glück Euch weiterhin.

 

Zehnter und tiefster Höllenkreis (Platz 1): Puh, Black Christmas ist nicht nur unglaublich schlecht und ärgerlich, er ist tatsächlich schwer zu verdauen. Vier College-Studentinnen rächen sich an ihren Peinigern, die einer chauvinistischen Männer-Verehrungssekte angehören. Die wollen irgendwie die Weltherrschaft an sich reißen und die in Teilen hoch emanzipierten Mädels verhindern das dann natürlich, indem sie alle umbringen. Und warum auch nicht? Sind ja böse Männer. Augenkrebs, sowohl für Männlein als auch für Weiblein, ein Film, der ganz tief in die Klischee-Jauchegrube greift und bei dem ich einfach nur sagen will: Frauen, Männer, so schlimm seit Ihr wirklich nicht. Und wenn irgendjemand doch noch irgendetwas zerstören will, dann macht es doch am besten mit diesem Film!!!

 

Flop 10

 

1. Black Christmas

2. Good Boys

3. Friedhof der Kuscheltiere

4. Annabelle 3

5. Gemini Man

6. Ready or not

7. Mortal Engines

8. Glass

9. Once upon a time ... in Hollywood

10. Wir

 

So, fertig, jetzt geht das Kinojahr 2020 wirklich los. Raus aus der Hölle, rein in den Kinosaal und ich hoffe auf viele, viele schöne Filme, denn insgesamt war 2019 ein guter Jahrgang. Und ein paar kleine Aufreger tragen ja letztlich auch zum guten Geschmack bei. (gepostet: 8.1.2020)