Die kleine Hexe (Filmstart: 1.2.2018)

Quelle: www.moviepilot.de
Quelle: www.moviepilot.de

Wenn Otfried-Preußler-Geschichten verfilmt werden, schaue ich doch einmal gerne genauer hin, auch wenn es sich nominell ja um „Kinderfilme“ handelt, für die man sich meistens nachmittags ins Kino begeben muss. Doch gehöre ich weiß Gott nicht zur ersten Generation, die mit seinen Büchern aufgewachsen ist, also besteht schon deswegen ein ureigenes Interesse. Die Vorpremiere der Neuverfilmung, prominent besetzt mit Karoline Herfurth (Das Parfüm, Fack Ju Göhte) in der Titelrolle, war dementsprechend eine echte Kindervorstellung mit viel „Guck mal Mama, die fliegt!“- und „Ist das ein echter Rabe da?“-Ausrufen sowie viel Rein- und Rausgerenne, weil Kinder natürlich zwischendurch auf Toilette müssen. Aber ehrlich gesagt finde ich, das gehört zu einem solchen Film im Kino dazu und ich kann mir wenig schönere Arten vorstellen, einen nichtssagenden Sonntagnachmittag mit Leben zu füllen.

 

Die Geschichte der kleinen Hexe und ihres Raben Abraxas ist bekannt. Sie will mit den anderen Hexen auf dem Blocksberg tanzen, schleicht sich heimlich dorthin und wird, nachdem sie erwischt wurde, dazu verdonnert, innerhalb eines Jahres das ganze Zauberbuch auswendig zu lernen und eine gute Hexe zu werden. Mit Feuereifer stürzt sie sich in die neue Aufgabe, lernt und vollbringt gute Taten, nur um nach einem Jahr festzustellen, dass die Hexen unter „gut“ eigentlich „böse“ verstehen. So wollen sie sie erneut bestrafen. Doch die kleine Hexe hat so viel gelernt, dass sie es schafft, den anderen ihre Zauberkraft zu nehmen, ihre Besen und Bücher zu verbrennen und fortan die einzige Hexe weit und breit zu sein. So weit, so gut.

 

Die Handlung wird, soweit meine Erinnerung dieses Urteil zulässt, relativ nahe an der Romanvorlage erzählt. Mir hat Karoline Herfurth als kleine Hexe gut gefallen, zumal ich sie als Elisabeth Schnabelstedt in „Fack Ju Göhte“ eher sperrig und weniger glaubwürdig fand, was mehr am Drehbuch als an ihr lag. Es macht Spaß, ihr dabei zuzusehen, wie sie in ihrer kindlichen Naivität Freude daran empfindet, Menschen zu helfen, Kinder zum Lachen zu bringen, ja selbst den Raufbolden des Dorfes Empathie entgegenbringt und ihr Leben besser macht. Man möchte einfach nicht darauf verzichten, auch wenn Abraxas ihr stets ins Gewissen redet und mit der Zeit die Wetterhexe Rumpumpel immer häufiger auf der Bildfläche erscheint, um sie zu kontrollieren. In der sich verdüsternden Atmosphäre gegen Ende des Films legt die kleine Hexe dann immer mehr ihren Pipi-Langstrumpf-Charme ab, bis sie schließlich, gereift, aber nicht minder fröhlich, ihr Leben als einzige Hexe bestreiten darf.

 

Der Film ist kein Kinospektakel, wie man es zum Beispiel von der neuen „Jim Knopf“-Verfilmung erwarten darf, dessen Inszenierung nach den Eindrücken der ersten Trailer geradezu Harry-Potereske Züge annimmt. Die Produktion spielt mit weit bescheideneren Mitteln vor einer Kinderfilm-Kulisse, ist aber darüber hinaus durchaus auch für Erwachsene unterhaltsam. Und dass über solche Filme auch künftige Generationen am Werk Otfried Preusslers teilhaben, ist sowieso eine tolle Sache. (gepostet: 29.1.2018)