Starkomikerin und Oscar-Preisträgerin Melissa McCarthy versprüht zwar nicht denselben Glamour wie viele ihrer Kolleginnen, zu den Superstars in Hollywood muss man sie in jedem Fall zählen, nicht nur, weil sie seit Jahren zu den Bestverdienern in ihrer Branche zählt. „Brautalarm“, „Taffe Mädels“, „Hangover 3“ und nicht zuletzt „Ghostbusters“ durfte ihren Wiedererkennungswert auch hierzulande enorm gefestigt haben. Dieses Jahr kommt sie nun mit dem Film „How to party with Mom“ in die Kinos und will uns zeigen, welch humoristisches Potential eine Kombination aus Midlife-Crises und elterlichem Abnabelungskomplex zu bieten hat.
Für Deanna ist es ein besonderer Tag. Die passionierte Hausfrau und Mutter liefert zusammen mit ihrem Ehemann Dan (Matt Walsh) ihre Tochter Maddie (Molly Gordon) zu ihrem letzten Jahr am College ab. Doch noch vor der Rückfahrt eröffnet der Ehemann ihr, dass er die Scheidung einreichen wird. Deanna ist am Boden zerstört und sieht die einzige Lösung ihrer Krise darin, ihren vor 20 Jahren abgebrochenen Collegeabschluss nachzuholen, natürlich an der Universität ihrer eigenen Tochter.
Kathleen Hildebrandt betitelt ihre Kritik auf der Homepage der Süddeutschen Zeitung mit dem Begriff: “Wohlfühlkino”. Das kann man so stehen lassen. Beseelt von dem Wunsch, ihrer Tochter nicht allzu sehr auf den Senkel zu gehen, nistet sich Deanna an der Universität ein und wird dennoch auf Betreiben von Maddies Freundinnen unter dem Kampfnamen „D-Rock“ ein Teil ihrer Clique. Es wird ordentlich Party gemacht, natürlich auch studiert und nebenbei Rache an ihrem Ex-Mann geübt, der sich mit der örtlichen Immobilienmaklerin eingelassen hat. Sogar ein Student verliebt sich in Deanna. All das geschieht ohne großartige Konflikte oder Spannungen, dafür mit umso mehr Humor und Gefühl. Diese Welt ist eine komplett heile.
Man kann genau das natürlich dem Film vorwerfen. „How to party with Mom“ ist kein spannungs- und actiongeladener Film, sondern gemütlich, entspannt, lustig, aber im Ganzen durchaus nicht unsympathisch. Man wünscht sich einfach, dass einer molligen, kleinen Frau Mitte 40 mit den Händen einer Siebzigjährigen (das ist mir aufgefallen, ich frage mich, ob da nicht mit Handdoubeln gearbeitet wurde), die von ihrem Ehemann sitzen gelassen wird, genau das widerfährt: Der Eintritt in eine neue Welt voller junger Menschen, die sie toll finden. Knappe zwei Stunden wohlfühlt man sich durch ihre Geschichte und sieht Melissa McCarthy dabei zu, wie sie ihrer Paraderolle als pummlige, schrille Sympathiefrau eine weitere Facette hinzufügt. Das macht im Ergebnis eine Komödie, die vielleicht nicht zu den genialsten des Genres gehört, aber immerhin eine sichere Bank für kurzweilige Unterhaltung ist. (gepostet: 11.7.2018)