Slender Man (Filmstart: 30.8.2018)

Quelle: www.kino.de
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Der „Slender Man“ gehört zu den Internetmysterien der letzten zehn Jahre: Eine schlanke Gestalt ohne Gesicht mit langen Armen, von dem etliche angebliche Fotografien kursieren, stets verschwommen, stets im Hintergrund einer offenbar alltäglichen Szenerie, gerne in Wäldern oder Parks. Bei diesem Phantom, das seine Opfer verfolgt, psychisch zermürbt, wahlweise auch einfängt und tötet, handelt es sich um die Erfindung des Amerikaners Eric Knudsen, der diese Figur im Jahr 2009 für einen Wettbewerb entwarf. Mehrere Computerspiele machen dieses Motiv zum Thema und nun gibt es auch den ersten Film. Ob aus so einer für meine Begriffe eher unspektakulären Legende ein guter Horrorfilm zu machen ist, wollte ich mir ansehen.

 

Die junge Hallie Knudsen (nun weiß ich auch, woher dieser komische Name kommt, gespielt von Juilia Goldani Telles) langweilt sich mit ihren drei Freundinnen Wren (Joey King), Chloe (Jaz Sinclair) und Katie (Annalise Basso) sowie ihrer kleinen Schwester Lizzie in einer amerikanischen Kleinstadt. Eines Abends schauen sie sich ein Video im Internet an, mit dem man angeblich den „Slender Man“ beschwören kann. Natürlich denken sie sich zunächst nichts dabei, doch dann verschwindet Katie spurlos und der Rest der Clique leidet zunehmen an merkwürdigen, traumatischen Halluzinationen, in denen der Slender Man auftaucht. Doch bei diesen Erscheinungen soll es nicht bleiben und langsam wird den Teenagern klar, dass das unheimliche Phantom es auf ihr Leben abgesehen hat.

 

Eigentlich könnte man gar nicht so viel gegen diesen Film sagen. Dämonen, Zombies, Geister, all das sind regelmäßig auftretende Spukgestalten in Horrorfilmen. Ein Phantom ist eher selten, weil es ungreifbar, scheinbar ohne Herkunft und ebenso ohne Geschichte ist. Es ist einfach ein Schatten, den man nicht mehr los wird. Diese Eigenschaften werden in „Slender Man“ durchaus gut inszeniert und umgesetzt. Die Angst ist psychotisch, weniger auf ein Objekt gerichtet, sondern betrifft mehr einen Schatten an der Wand, sich bewegende Äste oder eben manchmal auch eine Gestalt ohne Gesicht. Wenn also ein Horrorfilm ein Phantom zum Thema hat, könnte ich mir das so ganz gut vorstellen.

 

Allerdings muss man zwei Dinge sagen: Erstens fehlen dem Film diese ein, zwei Szenen, die einem wirklich das Blut in den Adern gefrieren lassen, diese Bilder, die einem hinterher unweigerlich in den Sinn kommen, wenn man den Namen Slender Man hört, und die im Nachhinein noch Gänsehaut verursachen. Das Phantom bleibt ein Phantom, die zündende Idee zu seiner Inszenierung fehlt mit irgendwie. Zweitens, und das ist viel gewichtiger, fehlen im Film zwei entscheidende Szenen aus dem Trailer. Die Rückkehr von Katie und die Selbstverstümmelung von Chloe sind der Schere zum Opfer gefallen. Solche Szenen hätten Handlung und Film gut getan.

 

„Slender Man“ behält sich insofern vor, eher ein Psycho-Thriller mit paranormalen Elementen als ein echter Horrorfilm zu sein, eine Art Akte X ohne FBI und Ermittlung. Am besten, man führt ihn sich relativ vorbehaltlos zu Gemüte, dann ist er insgesamt durchaus genießbar. An zu vielen Erwartungen wegen des Mysteriums oder des Trailers wird er wahrscheinlich scheitern. (gepostet: 7.9.2018)