Es gibt zwei Gründe, warum ich im ersten Quartal des Jahres 2019 keine Filmrezensionen geschrieben habe. Der eine ist schlicht und einfach die Zeit. „Heaven 11“ kam raus und zugleich bin ich mit einem neuen Buchprojekt zu Gange, das mir meine neue Agentur vermittelt hat. Es musste einfach zu viel geschrieben und organisiert werden.

Der zweite Grund ist, dass ich das Kinoprogramm im Moment als eine Flaute empfinde. Viele Filme finde ich nicht reizvoll, deutsche Sex- und Beziehungskomödien hauptsächlich, und einige Dramen, für die ich einfach nicht in Stimmung war. Auch im Horrorbereich kommt vielfach dasselbe, vielleicht gebe ich mir noch „Escape Room“, aber bislang hat der Trailer nicht genügend Motivation in mir versammeln können. Mal sehen.

 

Dennoch habe ich mir seit Anfang des Jahres 15 Filme angesehen, von denen ich zwei Drittel nun ich Hot oder Schrott einteilen möchte. Gerade was den „Schrott“ betrifft, muss ich sagen, dass die meisten nicht wirklich ultraschlecht waren, aber manchmal auch Erwartungen nicht erfüllt oder schlicht und einfach nicht so gut waren wie andere. Ich weiß nicht, ob ich demnächst wieder dazu komme, Rezensionen zu schreiben, aber wohl spätestens ab dem dritten Quartal soll es wieder losgehen. Hier also meine Top 5 von Januar bis März.

 

Für mich war ja „Emoji – der Film“ der schlechteste Film des Jahres 2017, wirklich unerträglich. So bin ich mit wenig Erwartungen in „Chaos im Netz“ gegangen, ein Animationsfilm, der ähnlich anmutete. Vielleicht ist er ja ganz lustig, dachte ich mir und wurde angenehm überrascht. Denn die Geschichte der beiden Spielkonsolenfiguren Ralph und Vanellope, die ins große weite Internet ausziehen, um ein Ersatzteil für Vanellopes kaputte Konsole zu finden, ist sehr unterhaltsam. Zum einen hat die Handlung an einigen Stellen Wendungen, die durchaus vom üblichen Schema solcher Filme abweichen, zum anderen sind beide Hauptfiguren und viele ihrer Bekannten wirklich sehens- und liebenswert. Das ist mir Platz 5 wert.

 

Auf Platz 4 findet sich die Hollywood-Neuverfilmung des skandinavischen Films „Einer nach dem anderen“ mit den deutschen Titel „Hard Powder“ und Liam Neeson in der Hauptrolle. Er spielt den Schneepflugfahrer Nels Coxman, dessen Sohn von Rauschgiftdealern ermordet wird. So begibt er sich auf einen Rachefeldzug gegen zwei rivalisierende Drogenkartelle in seiner Gegend und geht dabei sowohl äußerst geschickt, als auch sehr skrupellos vor. Was den Film von den tausenden Ein-Euro-Revenge-Filmen unterscheidet, ist besonders die Tatsache, dass er nicht nur auf Action setzt. Spannung, feinsinniger Humor und ein guter Schuss Brachialität gehen hier Hand in Hand. Liam Neeson ist nach „The Commuter“ wieder einmal der gewöhnliche Mann, der im Angesicht der Gewalt über sich hinauswächst. Das macht er halt gut und insofern sind die zwei Stunden, die man seiner Geschichte folgt, sehr gut investiert.

 

Dieser Film muss sein! „Captain Marvel“ ist das notwendige Bindeglied zwischen „Avengers – Infinity Wars“ und der bald erscheinenden Fortsetzung „Endgame“. Damit verrate ich wohl gerade den Marvel-Fans nicht zu viel, aber man kann es eben auch fast überall im Internet nachlesen. Die Superheldin ist eine Kriegerin namens Vers, die auf ihrem Planeten Kree erwacht und sich an nichts erinnern kann. Dennoch wird sie sofort wieder in den Kampf geschickt und stürzt nach einem Zusammenstoß mit den verfeindeten „Skrull“ über der Erde ab. Hier trifft sie den S.H.I.E.L.D-Agent Fury, der ihr hilft, einen Auftrag zu erfüllen und sich zugleich an ihre Vergangenheit zu erinnern. Man kann jetzt noch viel über die Handlung schreiben, aber das lasse ich jetzt. Mein Fazit ist schlicht: Captain Marvel ist ein gelungener Film der Serie mit großartigen Effekten und einer sympathischen Heldin, auf die ich mich jetzt schon in „Endgame“ freue. Platz 3.

 

Hape Kerkeling ist tatsächlich ein Künstler, so viel ist mir spätestens seit dem Film „Der Junge muss an die frische Luft“ klar. Er hat seine Kindheit in Recklinghausen auf eine Art und Weise dargestellt, die sowohl Selbstfindung als auch Erklärung ist. Man folgt dem kleinen Hape durch die Tücken der Kindheit, ganz normale, aber auch sehr, sehr tragische. Dabei gelingt es ihm, umgesetzt von der deutschen Oscar-Regisseurin Caroline Link, jede Emotion, positiv wie negativ, in einem seichten Ton zu präsentieren. Nichts ist in diesem Film übertrieben, alles mutet so echt und so wahr an, wie es nur eine Erzählung machen kann. Man muss in Stimmung sein, aber dann ist diese Buchverfilmung jede Minute – und Platz 2 – wert.

 

Auf Platz 1 ist „The Possession of Hannah Grace“ für mich in erster Linie, weil er eines nicht ist: so wie die anderen Filme seines Genres. So wie ich das sehe, brachte ihm das viel Kritik ein, besonders weil die meisten Fans von „Besessenen-Filmen“ sich wohl nicht so richtig gegruselt haben. Aber ich finde, dieser Film ist sehr gruselig und vor allem ungeheuer spannend. Das junge Mädchen Hannah Grace stirbt bei einem Exorzismus und wird in die Leichenhalle des örtlichen Krankenhauses gebracht, wo die Ex-Polizistin Megan Reed nach einer langen Depression ihre erste Schicht antritt. Die Räumlichkeiten sind kalt und steril, immer wieder trifft sie Menschen und sie ist auch weiß Gott nicht dort gefangen. Nur diese Leiche der Hannah Grace scheint ein Eigenleben zu führen, wie Megan mehr und mehr feststellen muss. Der Film lebt von den vielen, vielen Momenten, in denen Megan einfach gehen könnte, es aber nicht tut, von der Spannung und von Kleinigkeiten, offene Türen, die vorher geschlossen waren, winzigen Bewegungen der Leiche. Kein Reisser, wie die Insidious-Reihe oder was sich heute sonst „Horrorfilm“ nennt. Man hüpft nicht ständig vor lauter Jump-Scares von den Sitzen, es ist die Grusel, der langsam den Rücken herunterkriecht, weil zwar nichts passiert, man aber weiß, dass etwas passieren wird. Deswegen ist der Film mein Favorit dieses Quartal.

 

1. The Possession of Hannah Grace

2. Der Junge muss an die frische Luft

3. Captain Marvel

4. Hard Powder

5. Chaos im Netz

 

Auch wenn „Wir“ auf Platz 5 meiner Flop-Liste ist, möchte ich nicht einmal sagen, dass man sich den Film schenken kann. „Get-Out“-Regisseur Jordan Peele hat sich für den Nachfolger seines Erfolgsfilms einen spannenden Plot ausgedacht. Eine Familie wird von einer Gruppe von Killern heimgesucht, die genauso aussehen wie sie, oder besser, die sie sind. Großartig, auch spannend, leider gebe ich zu, dass mir der Film am Ende einfach zu viel Erklärung für alles bietet. Die Konfrontation mit dem eigenen Ich, das einen umbringen will, hatte ich mir einfach ganz anders vorgestellt, aus meiner Sicht vor allem: interessanter. Nun, viele werden, denke ich, die Erklärung mögen, bei mir landet der Film, auch weil mir Get Out so gut gefiel, leider auf Platz 5 der Flops

 

Vor etwas über einem Jahr hat mir der Trailer von „Split“ echt die Socken ausgezogen, der Film leider weniger. Auch den ersten Film der „Superheldenreihe“ von Regisseur M. Night Shyamalan „Unbreakable“ war keine Offenbarung für mich. Dennoch sah ich mir den dritten Teil „Glass“ an und muss sagen: Ich fand ihn sogar besser als die beiden anderen. Endlich kommt James McAvoy als Multischizophrener mal so richtig zur Geltung, so wie ich es mir in „Split“ gewünscht habe. Leider trifft die Handlung insgesamt nicht wirklich meinen Geschmack. Man kann ihn schauen, aber er ist für Leute, die nicht gerade Fans der Serie sind, sicher ebenso verzichtbar – Platz 4.

 

Hätte nicht gedacht, dass ein Film mit einem Archäologen als Held auf Platz 3 meiner Flops landet. Aber es gibt einfach zu viele dystopische Geschichten und auch wenn Peter Jackson mal wieder eine Jahrhundert-Literaturverfilmung plant, muss da kein „Herr der Ringe“ rauskommen. Die fahrenden Städte, die in einer fast völlig zerstörten Umwelt die restlichen Ressourcen jagen, sind natürlich eindrucksvoll. Darüber hinaus hält sich die Unterhaltung in Grenzen, auch wenn hier und da der Standart-Plot in diesem Genre ein wenig gebrochen wird. Unter dem Strich gut fürs Kino wegen der Bilder, ansonsten eher Dutzendwahre. Mal sehen, wann Jackson endlich das Silmarillion verfilmt.

 

Teil 2 auf Platz 2 der Flops – so geht es „Happy Deathday 2 U“, die Fortsetzung des erst im letzten Jahr nicht weniger enttäuschenden „Happy Deathday“. Der Babymasken-Mörder jagt wieder einmal unsere Tree Gelbmann, die sich schon wieder gefangen in einer Zeitschleife befindet. Es ist ein wenig anders als der erste Teil, aber unter dem Strich mit denselben Problemen. Handlungslogik oder dramaturgische Moral sucht man hier vergeblich. Tree ist nun nur ein wenig lässiger im Umgang mit ihrem Problem und die Sache mit ihrer Mutter wird auch geklärt. Egal, ich denke, es braucht keinen dritten Teil, bin gespannt.

 

Noch ein wenig belangloser war für mich nur „The Prodigy“, also der Film. Ich meine, ein Serienkiller, dessen Seele bei seinem Tod in ein Baby fährt, das sich dann komisch aufführt? Ich war schon gespannt, was dabei rauskommt und das war genau das Problem, denn es kam einfach nichts dabei raus. Das ist es, das ist der Film. Ich muss mir keine Mühe geben, nicht zu spoilern, denn es gibt nichts Anderes in dem Film. Klar, bisschen Brutalität, das unheimliche Kind, aber das war es auch. Ich will nicht weiter darüber faseln. Platz 1 der Flops sollte eigentlich alles sagen.

 

1. The Prodigy

2. Happy Death Day 2U

3. Mortal Engines

4. Glass

5. Wir

 

So hoffe ich, dass die Kinoflaute bald vorbei ist. Ob ich mir die Neuverfilmung von „Friedhof der Kuscheltiere“ gebe, weiß ich noch nicht. Der Trailer sah eher dürftig aus. Aber mit „Shazam“, „Hellboy“ und „Endgame“ sollte das Popcorn-Kino mal wieder ein wenig kultiviert werden. Und „Godzilla 2“ sieht richtig gut im Trailer aus. Ansonsten freue ich mich echt auf „Pets 2“. Ich habe schon bei einer Szene Schnappatmung vor Lachen bekommen. Viel Spaß im Kino!