Bad times at the El Royale (Start: 11.10.18)

Quelle: www. filmstarts.de
Quelle: www. filmstarts.de

Auf diesen Film habe ich mich besonders gefreut. Ein Hotel, das von der Staatsgrenze von Kalifornien und Nevada durchzogen ist, heruntergekommen, nahezu verlassen, einige Gäste mit dunklen Geheimnissen, deren Wege sich zunächst kreuzen und dann ineinander verkeilen, so dass es letztlich zu einem massiven physischen und psychischen Showdown kommen muss. Das versprach mir zumindest der Trailer. Doch Trailer geben oft nur unverbindliche Versprechen. Seit diesem Wochenende kann man sich ansehen, ob der Film sie auch hält.

 

In der Lobby des Hotels führt der offenbar einzige Mitarbeiter des Hotels, der junge Miles Miller (Lewis Pullmann), vier neue Gäste in die Besonderheiten des Etablissements ein. Doch der Priester Daniel Flynn (Jeff Bridges), die Sängerin Darlene Sweet (Cynthia Erivo), der Staubsaugervertreter Seymour Sullivan (Jon Hamm) und die Hippiefrau Emily Summerspring (Dakota Johnson) sind nur mäßig daran interessiert. Denn jeder von ihnen hat ganz spezielle persönliche Interessen, die ihn in das Hotel führen. Seymour Sullivan entdeckt ziemlich schnell, dass die Zimmer nicht nur verwanzt sind, sondern auch über geheime Korridore ausspioniert werden können. Diese spezielle Zutat führt dazu, dass nach und nach jeder der Gäste seine dunklen Geheimnisse preisgeben muss.

 

Ja, ich habe mich gefreut und die ersten durchaus positiven Kritiken nahmen auch prompt Vergleiche mit Tarantino und Lynch auf, was bei einem solchen Setting eigentlich keine schlechte Nachricht ist. Eigentlich. Denn „Bad Times at the El Royale“ kann für meine Begriffe leider nur sehr schwer mit den großen Vorbildern mithalten. Es gibt einige Überraschungsmomente, einige Twists, nette Schockeffekte, Perspektivenwechsel, also die Werkzeugkiste von Regisseur und Drehbuchautor Drew Goddard ist schon gut gefüllt. Dennoch krankt seine Geschichte für mich an zwei Stellen. Zum einen sind die Figuren im Ganzen nicht wirklich interessant. Ihnen wird zwar viel Zeit gegeben, aber sie bekommen dennoch keine richtige Kontur, so dass sie kaum von den ihnen auferlegten Klischees wegkommen. Man hat auch nicht den Eindruck, dass sich charakterlich etwas bei ihnen entwickelt. Die Sängerin bleibt eben die Sängerin, von Charme eines tief gläubigen Kriminellen (L. A. Crash), eines alternden Kinderquizstars (Magnolia), eines lebens- und burgerphilosophischen Auftragskillers (Pulp Fiction) oder eines kleinstadtverliebten FBI-Agenten (Twin Peaks) sind sie alle meilenweit entfernt.  Das zweite Manko sind die Dialoge, die sich im Grunde der Qualität ihrer Figuren anpassen. Sie sind häufig lang gezogen und sorgen nicht gerade für Kurzweil, bleiben an der Oberfläche und geben nur wenig Einblicke in das Seelenleben der Figuren. Kurzum, auf den ersten Blick betrachtet hat der Film einiges von seinen großen Vorbildern, wirkt aber im weiteren Verlauf wesentlich weniger inspiriert.

 

So ist für mich „Bad times at the El Royale“ leider eine Enttäuschung. Dass hier das abhör- und überwachungsphobische Amerika dargestellt wird, kann ich nicht erkennen, zumindest nicht mit einem Erkenntniswert. Übrig bleibt ein Film, dessen Figuren und Plot im Gangster-Genre eher Dutzendware sind, weil ihm die Tiefe in Handlung und Figuren letztlich fehlt. Die über zwei Stunden Spielzeit hätte man durchaus besser nutzen können. Und das fand ich nach dem Trailer wirklich schade. (gepostet: 14.10.18)