Equalizer 2 (Filmstart: 16.8.2018)

Quelle: www.kino.de
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Robert McCall ist zurück: Beschützer der kleinen Leute, Wittwer mit einer 100-Bücher-Liste, damit er mit seiner Frau im Jenseits etwas zu erzählen hat. Schweigsam, charismatisch und mit außergewöhnlichen Nahkampf-Fähigkeiten. Der erste Teil ist ein Action-Film, der zu Beginn sehr stark auf die Charakterisierung seines Helden setzt. Ungewöhnlich ruhig und detailverliebt geht er dabei zu Werke, so dass man den Eindruck gewinnen kann, man habe es mit einer Charakterrolle zu tun. Alleine dieser Umstand macht diese Figur schon reizvoll, auch wenn sein schonungslos brutaler Gerechtigkeitssinn im Laufe der Handlung immer mehr die Oberhand gewinnt. Zum Schluss liegt wohl das einzige Manko des Films darin, dass er Robert McCall als eine Art Phantom inszeniert, als hätte der Zuschauer nicht schon vorher sehr viel über ihn erfahren. Für das Pathos des unbekannten Rächers ist es dann schon zu spät. Fesselnd genug ist die Figur dennoch, um sich mindestens noch einen zweiten Film über ihn anzusehen und seit Donnerstag hat jeder die Gelegenheit dazu.

 

Zunächst ist im Leben von Robert (Denzel Washington) alles beim Alten. Mit schonungsloser Härte geht er gegen Unterdrücker der Schwachen vor, denen er in seinem neuen Job als Taxifahrer begegnet. Noch mehr als im ersten Teil sieht es sich ebenso als Tröster und Förderer, sowie im Fall des Nachbarsjungen Miles (Ashton Sanders), ein Kunststudent, der den Weg in die Gangwelt einschlagen will, was Robert mit teilweise originellen Mitteln zu verhindern sucht. Als aber seine beste Freundin, die CIA-Agentin Susan (Melissa Leo), gewaltsam ermordet wird, richtet er seine ganze Konzentration auf die Täter. Auf seinem Rachefeldzug muss er erfahren, dass die Mafia längst nicht mehr sein einziger Gegner ist.

 

Selten genug, aber ich fand den zweiten Teil tatsächlich noch besser als den ersten. Robert McCall ist in seinem Wesen für den Zuschauer sehr anziehend, ein Kämpfer für die Gerechtigkeit, nicht aus einem erhabenen Idealismus heraus, sondern um den Schmerz in seinem eigenen Leben zu überdecken. Klingt ein wenig nach Batman, hat zumindest dieselbe Sympathiequelle. Seine eigene Zerbrechlichkeit hält er zwar hinter dem Berg, dafür ist sein Umfeld ständig den Gefahren der Bostener Gangwelt ausgeliefert, was ihm genügend Arbeit verschafft. Im Unterschied zum ersten Teil wird im zweiten die filmische Inszenierung als Mischung zwischen ruhigem Figuren- und Spannungsaufbau und brutalen Kampfszenen weitgehend im Gleichgewicht gehalten, sodass Robert McCall am Ende nicht unnahbarer wirkt als am Anfang. Auch die Handlung ist einen Tick besser, weil weniger vorhersehbar geworden und es gibt ein paar mehr rührende und humorvolle Momente, die das Leben der einfachen Leute in Boston nicht ganz so trist erscheinen lassen, wie im ersten Teil.

 

Für mich hat „Equalizer 2“ somit das richtig gemacht, was mich bei Teil 1 noch gestört hat. Ein ruhig inszenierter Actionfilm (klingt komisch, aber das geht echt!), der viel auf die Qualitäten seiner Hauptfigur und des Schauspielers Denzel Washington setzt. Beides zurecht. So richtig bei den Hörnern wird der Stier zwar noch nicht gepackt, dafür ist die Handlung wiederum doch zu einfach gehalten, aber der Film trägt eindeutig eine Handschrift, die ich mir gerne auch noch einmal in einem dritten Teil zu Gemüte führen würde. Für Fans des ersten Teils wie für Neueinsteiger aus meiner Sicht gleichermaßen zu empfehlen (gepostet: 20.8.2018)