Winchester - Haus der Verdammten (Filmstart: 15.3.2018)

Quelle: www.filmstarts.de
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Es ist eines der bekanntesten Spukhäuser in den USA und sicher auch weltweit ein nahezu einzigartiges architektonisches Kuriosum: Das ehemalige Haus von Sarah Winchester, der Wittwe des berühmten Waffenfabrikanten in San Jose, Kalifornien. Bei Wikipedia ist zu lesen, dass sie von 1884 bis zu ihrem Tod 1922 permanent an ihrem Anwesen bauen ließ und es heute aus insgesamt 161 Räumen besteht. Schon zu ihren Lebzeiten galt sie in der Presse als Kuriosum. Mit dem großen Erdbeben in San Francisco 1906 kamen dann auch Gerüchte auf, die Witwe fürchte sich vor den Geistern derer, die durch die Waffen ihres Unternehmens umgebracht wurden, und schlafe daher jede Nacht in einem anderen Zimmer, um den Toten zu entfliehen. Der Film „Winchester – Haus der Verdammten“ ist nicht die erste Spur, die diese Legende in der Populärkultur hinterließ, doch zum ersten Mal wird darüber explizit eine Geschichte erzählt, erstaunlich genug, wie ich finde, um den Film auf jeden Fall zu sehen.

 

Die Handlung setzt wenige Tage vor dem Erdbeben 1906 ein. Der von Medikamenten abhängige Psychologe Eric Price (Jason Clarke) bekommt von der Winchester Company den Auftrag, ein psychologisches Gutachten über die Witwe (Helen Mirren) zu erstellen mit dem Ziel, sie als geisteskrank zu deklarieren. Um weiter seinen dekadenten Lebensstil zu finanzieren, nimmt er den Auftrag an und hält Einzug in das Haus, das neben Sarah Winchester selbst, ihrer Nichte Marian und deren Sohn Henry vor allem von einer unüberschaubaren Anzahl an Personal und Bauerbeitern bevölkert wird, die Tag und Nacht beschäftigt sind. Zunächst fällt es ihm schwer, sich dort zurecht zu finden, zumal die Witwe anordnet, ihm seine Drogen wegzunehmen. Als er aber auf einem verbotenen nächtlichen Streifzug durch das Haus dem schlafwandelnden Henry das Leben rettet, beginnt Sarah Winchester ihn Stück für Stück in das Geheimnis ihres Hauses einzuweihen. Denn sie ahnt, dass sie nicht die einzige ist, die von den Geistern heimgesucht wird.

 

Der Film hat bei Zuschauern und Kritikern sehr gemischte Reaktionen hervorgerufen. Von grottenschlecht bis großartig war eigentlich alles dabei. Der Grund liegt wohl vornehmlich in der Erwartungshaltung, die das angegebene Genre mit sich bringt. Denn als reiner „Horrorfilm“ bietet „Winchester“ in der Tat nicht viel Neues: Jump-Scares, skurrile Gesichter und Fratzen, leere Gänge, tiefe Töne, all das kennt der geneigte Fan schon aus hunderten anderer Filme und sicher auch in originelleren und gruseligeren Variationen. Dennoch hat mir der Film gut gefallen. Das lag zunächst an den Farben der Bilder, satt und bunt, im Stil der 50er-/60er-Jahre, die sehr gut zu der teilweise theaterartigen Kulisse des Hauses gepasst haben. Dann haben wir mit Jason Clarke und Helen Mirren zwei Schauspieler, die ihren Hauptrollen etwas mehr geben, als einfach nur Angst vor Geistern. Seele möchte ich es nennen, einen gewissen Charme, was eine schöne Verbindung zwischen der Handlung und dem Zuschauer herstellt. Zuletzt ist es die Geschichte selbst. Die Spierig Brothers haben als Regisseure und Drehbuchautoren dieser alten City-Legende eine schöne Handlung gegeben, in der es um Schuld, Sühne und Sehnsucht nach Erlösung geht.

 

„Winchester“ erzählt eine Legende, in der Menschen noch ein Gewissen und Geister noch eine Geschichte haben. Schreckmomente kommen nicht zu kurz, sind aber auch nicht die Hauptattraktion. Es tauchen keine Dämonen auf, die Menschen einfach so heimsuchen, wie es in Horrorfilmen á la „Insidious“ häufig geschieht. Geister und Menschen stehen in einer Beziehung zueinander. Das macht die Atmosphäre des Films aus, die ich fast schon romantisch nennen möchte, und insgesamt die knapp 100 Minuten durchaus zu einem schönen Erlebnis.

(gepostet: 20.3.2018)