Wie ich zu einer Agentur und zu einem Verlag fand ...

Bild: Rebecca Timm
Bild: Rebecca Timm

Ein Gastbeitrag von Rebecca Timm

 

Rebecca Timm wurde 1977 in Berlin geboren. Sie lebt mit ihrem Mann und den drei Söhnen in Hennigsdorf nahe Berlin. Im Juli 2018 erschien ihr Debüt "Stockholm Love Story" bei Knaur. Im September 2018 wurde ihre Kurzgeschichte "Die Rabengeborene" in der Anthologie "Räderwerk der Walküre" im Arunya Verlag veröffentlicht. Derzeit schreib sie an ihrem dritten Roman.

 

Vor fast genau vier Jahren entschied ich mich, meinen Traum anzugehen. Ich schrieb schon lange für die Schublade – das stelle ich übrigens bei vielen Kollegen fest – und es war kein leicht gefällter Entschluss. Zu dem Zeitpunkt war ich Mitte Dreißig, unser jüngster Sohn war 2 Jahre alt, und der Gedanke „Autorin“ ließ mich einfach nicht los. Also begann ich meinen ersten Roman. Ich entschied mich dafür, Langstreckenschreiberin zu werden, und die Kurzstrecke außer Acht zu lassen. Das forderte viel Kondition – denn ich arbeitete an meinem ersten Projekt, einem Jugendroman, fast eineinhalb Jahre.

 

Ich beendete gerade diesen ersten Roman, als mich ein befreundeter Autor auf einen Wettbewerb hinwies. Wer den Verlag überzeugte, gewann einen Verlagsvertrag. Mein Kollege und ich waren uns einig, dass mein Manuskript perfekt zu den Vorgaben passte – voller Überzeugung, dass ich den Sieg schon sicher in der Tasche hätte, schickte ich mein Manuskript ein und … scheiterte grandios! In der ersten Runde flog ich aus dem Wettbewerb.

 

Ich war niedergeschlagen, reichlich gefrustet und zugegeben verdammt wütend. Bereits zu Beginn rauszufliegen, traf mein Ego empfindlich. Nach der „die-haben-doch-keine-Ahnung-Phase“ kamen die Zweifel. Ich glaubte zwar an meine Idee, aber was war mit der Umsetzung? Ich suchte mir Unterstützung und fand eine freie Lektorin, die mir half, die Schnitzer auszubügeln. Doch was nun?

 

Eine Teilnahme an weiteren Wettbewerben schloss ich aus. Sollte ich es als Selfpublisher versuchen? Ich nahm an einem Wochenendworkshop teil und entschied, dass ich die Kosten für ein Korrektorat und die notwendige Werbung niemals allein stemmen könnte. Ich hörte mich bei Autoren um und stellte fest, dass es wenig Erfolg versprach die Verlage direkt anzuschreiben. Dann stolperte ich bei meinen Recherchen über einen dicken Wälzer von Uschtrin „Handbuch für Autoren“ (die 8. Auflage) und leistete mir für knapp 50 Euro dieses umfassende Nachschlagewerk.

Ich war inzwischen Mitglied im FDA und bei den Textremisten, nahm jede Gelegenheit wahr, um Lesungen zu besuchen und las jeden Artikel, der mir in die Hände kam, um herauszufinden, wie ich es schaffen könnte, meinen Roman und meine Ideen unterzubringen. Was ich immer wieder aufschnappte: An einer Literaturagentur kommt man nicht vorbei.

 

Also schlug ich das Handbuch für Autoren auf und begann Agenturen zu suchen, die sich nicht davor scheuten, Verlage für Romantik und Fantasy zu begeistern. Ich verfasste eine simple E-Mail ohne viel Schnörkel, nannte das Genre, die Zielgruppe und den Umfang meines Manuskripts und bat um eine Rückmeldung, falls Interesse bestehen sollte.

 

Schon am nächsten Tag – ich war völlig von den Socken – hatten sich zwei Agenturen zurückgemeldet und baten um das Exposé und eine Leseprobe. Die erste Agentur bat um etwas Zeit, um mein Manuskript zu prüfen, die zweite war zurückhaltender. Allerdings schrieb mir die Agenturchefin der zweiten Agentur eine ausführliche E-Mail, in der sie sich mit meinem Manuskript und mit mir auseinandersetzte. Sie fragte nach meinen Ideen für mögliche weitere Projekte und so schrieben wir uns regelmäßig E-Mails, bis sie schließlich antwortete, dass sie es mit mir probieren würde. Als der Agenturvertrag hier ins Haus flatterte, war ich unglaublich glücklich. Die andere Agentur hatte sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zurückgemeldet, und so sagte ich kurzerhand ab. Denn inzwischen wusste ich, dass ich eine Agentur gefunden hatte, der nicht nur mein momentaner Roman wichtig war, sondern, dass sie sich auch weitere Projekte mit mir vorstellen konnte.

 

Während meine Agentin einen Verlag für meinen Jugendroman suchte, schickte sie mir Vorschläge, Ideen oder kreative Gedankenspiele zu, bis mir der Kopf rauchte. Tatsächlich gab das den Impuls für meinen aktuellen Roman.

 

Ich war unsicher, ob das Exposé für Stockholm Love Story aussagekräftig genug war, doch Alisha (die Agenturchefin) gab mir stets das Gefühl auf dem richtigen Weg zu sein. Als ich ihr den Entwurf schickte, schrieb sie mir zurück, dass sie ein gutes Gefühl bei diesem Entwurf habe, und ich schöpfte die Hoffnung, dass diese Idee womöglich gedruckt werden würde.

Eine Woche später, ich parkte gerade vor der hiesigen Stadtbibliothek, erreichte mich eine E-Mail von meiner Agentur Ashera, dass "feelings" von Droemer Knaur es mit meinem Roman und einer Newcomerin versuchen würden. Kathinka Nohl, die Editorin, gab mir eine Chance. Und ich, obwohl schon lange erwachsen, saß geflasht in meinem Auto und schniefte vor Glück.

 

Inzwischen sitze ich an drei neuen Exposés und fiebere jeder Sekunde entgegen, die ich am Rechner verbringen kann. Die Agentur war und ist wie ein Lottogewinn für mich und mit "feelings" hätte ich es nicht besser treffen können. Das Feedback meiner Agentur ist mir wichtig. Es hilft mir meine Arbeit kritisch zu prüfen und mich auch selbst zu hinterfragen. Dadurch habe ich meine Schwächen, aber auch meine Stärken erkannt. Dass es mir liegen würde „witzig“ zu schreiben, hätte ich vorher nicht für möglich gehalten.

 

Vielen Dank, Rebecca, für diese wunderbare Schilderung Deines Weges ins Autorenleben. Er erstand aus einem Gespräch heraus, das wir über das Thema Agenturen und Verlage geführt haben. (gepostet: 8.9.2018)