The Lodge (Filmstart: 6.2.2020)

Horrorfilme haben derzeit mal wieder ein kleines Hoch, vielleicht auch ein Tief, je nachdem, wie man es nennen will. Gibt einige, aber zunehmend ideenlos präsentiert sich der Branchenprimus der Teenie-Mutprobenfilme Bloomhouse mit Remakes und Storys, die letztlich ohnehin immer auf dasselbe hinauslaufen. Aber ich will auch nicht meckern. Solche Horrorfilme im Kino sind wie Fast Food. Man freut sich vorher schon drauf, währenddessen ist es ganz genussvoll, am Ende bedauert man oft die Kalorien, ähh, Pardon, die Zeit. Im Falle des Films „The Lodge“ sieht die Sache ein wenig anders aus. Schon der Trailer erinnert mich an Perlen wie It comes at night oder Hereditary. Solche Filme lassen einen lange Zeit einfach nicht los und das ist immer ein Fest im Kino. Ich war gespannt, was mich hier erwartete.

 

Richard (Richard Armitage) offenbart seiner Noch-Ehefrau und Mutter seiner Kinder Laura (Alicia Silverstone), dass er ihre Scheidung nun schnell durchbringen will, da er in naher Zukunft seine neue Freundin Grace (Riley Keough) zu heiraten gedenkt. Daraufhin fährt Laura nach Hause und jagt sich eine Kugel in den Kopf. Natürlich trauern die beiden Kinder Mia (Lia McHugh) und Aidan (Jaeden Lieberher) lange und geben besonders Grace die Schuld am Tod ihrer Mutter. Zudem müssen sie erfahren, dass die Neue von ihrem Vater als Teenager die einzig Überlebende eines Sektensuizids war, dessen Führer ihr Vater gewesen ist. So sind sie nicht erfreut, als ihr Vater ihnen unterbreitet, sie die Tage vor Weihnachten mit Grace allein in einer abgelegenen Hütte in den verschneiten Wäldern zu lassen, um dann später das Fest mit ihnen zu feiern. Und wie sich herausstellt ist diese Idee tatsächlich nicht besonders gut.

 

Der Geschichtenfan in mir mochte diesen Film. Schon zu Beginn sind die Figuren in einem solchen Netz von Hass, Unbehagen und Schuldgefühlen verwoben, dass es eine wahre Freude für den Zuschauer ist. Auch die Handlung im weiteren Verlauf ist alles andere als dumm und ungeschickt. Grace und die Kinder arbeiten sich über einige Wendungen bis hin zum großen Finale vor, das in sich völlig logisch ist und tatsächlich, nach einigem Nachdenken, den Zuschauer einige Perspektiven offenbart. Jede Andeutung ist eine zu viel, denn der Geschichtenfan in mir möchte jedem diesen Film vorbehaltlos empfehlen.

 

Der Filmfan in mir sieht das ein klein wenig anders. Denn trotz einer dichten und eigentlich handwerklich gut gemachten Atmosphäre ist der Film leider ein wenig unspektakulär, an einige Stellen sogar richtig langweilig. Man muss sich darauf einlassen. Die Darstellung ist an einigen wichtigen Stellen leider sehr vorhersehbar, weil sie keine zwei Möglichkeiten zulässt und das ist in erster Linie ein Problem der Inszenierung. Zudem, und das ist vielleicht das Enttäuschendste, er ist einfach mehr Thriller als Horrorfilm.

 

 

So ist „The Lodge“ tatsächlich ein Film, der seine Qualitäten so wirklich erst im Abgang ausspielen kann. Die Story und welche Fragen sie hinterlässt, sind durchaus sehr reizvoll, meiner Auffassung nach auf jeden Fall Programmkinoniveau. Die Spannung kommt dank der Inszenierung ein wenig zu kurz. Aber unter dem Strich will ich doch eine Empfehlung aussprechen. Wem das moderne Thriller-Horror-Kino mehr liegt als die ewig gleichen Jump-Scare-Orgien, der wird hier einen Filmbissen vorgesetzt bekommen, auf dem man mit viel Spaß eine gewisse Zeit herumkauen kann. Na dann: Mahlzeit.  (gepostet: 8.2.2020)