Die Top 5 und Flop 5 von Juli bis September

In diesem heißen Sommer, der irgendwie dann doch kein Rekordsommer geworden ist, war das Kino manchmal nicht nur Freizeitbeschäftigung, sondern auch Zuflucht vor der Hitze. Was man dann dort zu sehen bekam, war ein wenig anders als im Frühling, wo ja viele Blockbuster um die Gunst der Zuschauer gerungen haben. Die gab es im Sommer weniger. Vielmehr sah man in hübschem Einklang Komödien, Thriller, Horrorfilme, zweite, dritte, vierte Teile von Franchises und sogar ein paar Dokumentationen. Die Mega-Kracher blieben aus, auch wenn es sich im Vorfeld manches Films nicht so anfühlte.

 

Zuweilen tolle Ablenkung vor dem fiesen Hitzewetter boten zum Beispiel Fortsetzungen wie Mission Impossible – Fallout, Predator – Upgrade, Equalizer 2 und natürlich der Sommerfilm schlechthin: Hotel Transsilvanien 3. Dazwischen lieferten etablierte Hollywood-Stars sehr unterhaltsame Arbeitsnachweise, wie Dwayne Johnson mit Skyscraper, Mila Kunis mit Bad Spies oder Mark Wahlberg mit Mile 22. Tatsächlich aber waren es nicht oder nicht mehr ganz so geläufige Gesichter auf der Leinwand, die für mich das Sommerquartal so richtig schön gemacht haben. Und besonders in Filmen, die ich einfach mal allesamt in das Genre „Gefühlskino“ einordnen würde. Als wenn man tatsächlich jeden Tropfen Wasser gebrauchen konnte.

 

Ich möchte nicht behaupten das mein Platz 5 der Tops unbedingt um Längen besser war, als die oben genannten Filme. Aber Meine teuflisch gute Freundin war eben doch ein wenig anders. Mit vergleichsweise geringen Mitteln und einem guten Händchen für wenig abgedroschene deutsche Schauspieler inszenierte Regisseur Marco Petry eine einfühlsame Komödie mit Witz, Charme und viel Herz. Man hat einfach gemerkt, dass hier Menschen vor und hinter der Kamera am Werk waren, die ihre Arbeit und den Film lieben. Und wie des Teufels Tochter Lilith sich in einer norddeutschen Kleinstadt durch Teenagerprobleme schlägt, war auch von der Erzählung her sehenswert. Dem Film gebe ich gerne einen Platz in den Top 5.

 

Eigentlich hatte ich Blackkklansman gar nicht so auf dem Schirm und bin auch eher spontan hineingeraten. Glück gehabt, nun landet er auf Platz 4. Denn zwischen das mittlerweile permanent laute Getöse um Fremdenhass und Fremdenangst setzt dieser Film einen ruhigen, teilweise humoristischen, aber in jedem Fall sehr deutlichen Akzent gegen jegliche Art von Gewalt gegen Andersdenkende. Spike Lee, einer der Frontkämpfer der afroamerikanischen Kultur, erweist sich mit der Umsetzung des Buches von Ron Stallworth als ein weitblickender Visionär und ebenso Humanist, der die Tragik der menschlichen Empfindlichkeit für Unterschiede klar auf den Punkt bringt. Toller Film! Sollte jeder gesehen haben!

 

In eine ähnliche Kategorie würde ich Wim Wenders Dokumentation Papst Franziskus einordnen. Mögen noch so viele Leute der schreibenden Zunft argwöhnisch katholische Propaganda in dem Film erkennen, wer genau zuhört, wird feststellen, dass der argentinische Oberkatholik viel über die Welt zu erzählen hat. Fest in seinem Glauben stehend, aber ebenso mit dem Blick für die Menschen und ihre Probleme im 21. Jahrhundert, wirbt er besonders für eine Sache: Die Dinge zu sehen und den Menschen zuzuhören. Und ich glaube, unabhängig von Konfession oder Religion, dass er damit Recht hat. Platz 3.

 

Sicher klingt es komisch, aber noch knapp über Stan Lee und Papst Franziskus, nämlich auf Platz 2, würde ich in philosophisch-humanistischer Hinsicht einen stellen: Winnie the Pooh. Dass Christopher Robin irgendwann einmal erwachsen geworden ist, war wohl unvermeidlich. Wie er sich entwickelt hat und warum sein kleines Stofftier, der Bär von geringem Verstand, sich einmal mehr als Retter seines und unser aller Leben erweist, stellt dieser Film mehr als eindrucksvoll dar. Also, wer sich weder mit amerikanischem Rassismus noch mit spirituellem Gedankengut auseinandersetzen will, sollte zumindest Puh zuhören. Denn er ist immer noch der weiseste von allen.   

 

Was soll da also noch kommen? Natürlich der fulminante spirituelle Exhibitionismus meines Freundes Andy Brings. Eine einzige Vision, die nicht zu bändigende Energie einer beeindruckenden und besonderen Karriere auf die Leinwand gebracht. Full Circle ist Seelenheilung und Lebensfreude gleichermaßen, ein Film über Träume, Leben und Zuversicht. Und natürlich über Musik. Mutig, ehrlich, sinngebend, einfach nur großartig. Auf jeden Fall der beste Film des Quartals und somit Platz 1!

Bei den Flops musste ich mich für eine Sichtweise entscheiden. Nehme ich nun das reine Erlebnis des Films oder berücksichtige ich ebenso meine Erwartungen im Vorfeld. Hätte ich letzteres getan, so wären Filme wie Slender Man, The darkest Minds, Sicario 2 oder The first Purge sicher in der Liste gelandet. Sie waren alle nicht so schlecht, hätten aber um so viel besser sein können aus meiner Sicht. Aber letztlich dachte ich mir, ich bringe dann doch eher die mit rein, bei denen es mir im Nachhinein um das Geld leid getan hätte. Das waren dann doch andere.

 

Gut, eine Ausnahme gibt es und zwar auf Platz 5. Auf Meg habe ich mich wirklich gefreut. Der Riesenhai aus der Urzeit! Einige Bilder im Trailer versprachen durchaus ein Fest für die Augen. Es ging auch ganz gut los, aber letztlich waren die Effekte, gerade nach heutigem Standard, nicht mehr als die seit 20 Jahren nicht mehr modernisierte Hollywood-Tour im Phantasialand. Möglich, dass man nicht eine Megashow á la Jurrassic World erwarten konnte, aber so ein wenig mehr als das war allemal drin.

 

Bei den folgenden drei Filmen ist der Maßstab ganz klar der Alkoholspiegel, den man braucht, um sie genießen zu können. Ein paar Bier reichen noch für Catch Me! auf Platz 4. Wenn erwachsene Menschen über dreißig Jahre Fangen spielen, ist das noch ganz lustig, aber für einen ganzen Film war es dann doch zu wenig. Zumal man gegen Ende wirklich nicht mehr weiß, was die Geschichte, die ja angeblich eine wahre ist, von einem wollte. Und zum Nachdenken hat der Film dann leider doch nicht genug angeregt.

 

Die Wodkapulle muss spätestens mit am Start sein, wenn es um Platz 3 geht. Super Troopers 2 ist die Fortsetzung eines so genannten Kultfilms und will wohl das „Erfolgsrezept“ noch einmal aufgreifen. Schlimm genug, wenn er das nicht gut macht, noch schlimmer, wenn er es gut macht, denn dann ist der erste Teil auch Käse. Ein bisschen Salz in die Wunden der US-amerikanisch-kanadischen Beziehungen, ein paar Sprüche, für die sich Bud Spencer und Terrence Hill viel zu schade gewesen wären, und insgesamt ein Film, der zu nichts Anderem anregt als zum Frustsaufen.

 

Wer nach diesen beiden Filmen immer noch die Augen aufhalten kann, sollte sich Action Point ansehen, ein weiterer Film des Jackass-Stars Johnny Knoxville. Denn was im Vergleich zu den anderen noch oben drauf kommt, ist die Selbstbeweihräucherung eines alternden Pseudophilosophen, der meint, Spaß wäre, wenn man sich selbst verletzt. Das war Anfang der 2000er wohl ganz lustig, mittlerweile schmeckt es aber wie zehnmal gekautes Kaugummi. Klar wollen wir ab und zu den Autoritäten eins auswischen, aber unter dem Strich kommt nur Bewegung in den Film, wenn irgendjemand von irgendetwas runterfällt oder irgendetwas in die Eier kriegt. Naja, wie gesagt. Nach dem Film ist auch der letzte Volltrunkene beim DVD-Abend eingeschlafen.

 

Filme können Geschmackssache sein, von mir aus, auch können sie richtig schlecht sein, aber was ich neulich in der Duisburger Sneak Preview sehen musste, war mehr als das. Christlich-fundamentalistische Propaganda der übelsten Sorte, verpackt in die angebliche Biografie eines christlichen Musikers und der Entstehung seines größten Hits. I can only imagine ist voll von Klischees, ärgerlich, aber leider nicht stupide, denn er transportiert einen Lobgesang auf den blinden Gehorsam gegenüber Autoritäten. Vielleicht bin ich da etwas empfindlich, aber mir scheint, das ist bei diesem Thema und in diesen Zeiten auch angemessen. Er ist für mich nicht nur Platz 1 der Flops, sondern auch sehr mit Vorsicht zu genießen.

Das letzte Quartal des Jahres ist das Kinoquartal schlechthin, so hoffe ich zumindest. Die dunkle Jahreszeit lockt ins Kino, die Trailer zu „Phantastische Tierwesen 2“ werden zahlreicher, aber auch mit der Queen-Biografie „Bohemian Rhapsody“ und dem ziemlich interessant wirkenden „Bad times at the El Royale“ warten schöne Kinostunden auf uns. Und danach auch die Jahreshitliste. Ich bin gespannt, was da noch kommt. (gepostet: 1.10.2018)