Parasite (Start: 17.10.2019)

Quelle: www.filmstarts.de
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Allzu häufig sind koreanische Filme nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit, weder in den Multiplex-Kinos noch auf den Filmfestspielen in Cannes. In diesem Jahr aber erregte ein Film besondere Aufmerksamkeit, gewann die Goldene Palme, ist für einen Oscar nominiert und jetzt schon in vielen Länder im Verhältnis ein Kassenschlager. Regisseur und Drehbuchautor Bong Joon-ho legte mit „Parasite“ einen Film vor, für den Genrebezeichnungen von Komödie über Drama, Mystery bis hin zu Horror genannt werden. Allein schon diese Vielfalt macht den Film reizvoll und bei so viel Aufmerksamkeit ist ein Besuch im Kino eigentlich schon Pflicht.

 

Die Familie Kim – Vater Kim Ki-taek, Mutter Chung-sook, Sohn Ki-woo und Tochter Ki-jung – lebt im Armenviertel einer koreanischen Stadt in einer Kellerwohnung und hält sich mit kargen Aushilfsjobs und ein wenig Bauernschläue über Wasser. Sohn Ki-woo erhält eines Tages über einen Freund die Möglichkeit, der Tochter einer reichen Familie Nachhilfe in Englisch zu geben. Seine Schwester Ki-jung fälscht dafür Unidiplome und Ki-woo bekommt den Job. Mit viel Geschick in der Ausbootung ihrer Vorgänger gelingt es der Familie, sich nach und nach in das reiche Haus mit verschiedenen Jobs einzuschleichen. Tochter Ki-jung wird Kunsttherapeutin für den angeblich hochbegabten Sohn. Vater Kim Ki-taek wird Chauffeur und Mutter Chung-sook Haushälterin. Als die reiche Familie auf einen Campingausflug fährt, nutzen die Kims die Gelegenheit, im Haus ungehindert den Reichtum zu genießen. Doch alles wird anders, als plötzlich die alte Haushälterin vor der Tür steht und sagt, sie habe etwas vergessen …

 

Ich will nicht mutmaßen, wie viel mehr Filme eine solche Aufmerksamkeit verdient hätten wie „Parasite“, aber eins steht fest: Dieser Film hat es verdient. Es beginnt mit der Handlung, die auf originelle, subtile und doch schonungslose Weise die Kluft zwischen Arm und Reich in Korea (und wohl nicht nur dort) darstellt. Man empfindet sofort viel Sympathie für die Familie Kim, die Art, wie sie zusammen ihre Armut meistern, oft mit cleveren und sehr witzigen Methoden. Die reiche Familie bilden in ihrer Exzentrik ebenso einen großartigen Gegenpol. Hier wird nicht einfach plakativ polarisiert, die Unterschiede stecken neben dem großen Luxus im Kleinen. Was für einen Verlauf die Handlung dann nimmt, ist überraschend und absolut mitreißend. Weiter geht es mit den Schauspielern. Alle laufen zur Hochform auf, so dass ich eigentlich niemanden hervorheben möchte. Meine besondere Sympathie haben allerdings der Vater, gespielt von Song Kang-ho, und die Tochter, gespielt von Park So-dam. Die charmanten, gewitzten, neurotischen und sehnsüchtigen Charaktere bekommen in ihnen eine tolle Verkörperung. Schließlich sind es auch die Orte der Handlung, der Kontrast zwischen der Kellerwohnung und dem Prunkhaus, wo sich das Meiste abspielt. Wunderbar detailreich inszeniert, so viele Ideen, so viele Erzähltes, ohne zu erzählen.

 

Es ist wirklich schwierig, in diesem Film auch nur irgendetwas Negatives zu finden. Es ist nicht der typische „Mind-Fuck“, vielmehr nimmt er den Zuschauer bei der Hand und führt ihn durch alle Facetten der Handlung ohne viele Tricks und Spielereien. Witzig, tragisch, überraschend, schockierend, bietet er einen Einblick in die gesellschaftlichen Etagen Koreas, ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit viel, viel Unterhaltungswert. Allein um die Schauspieler häufiger zu sehen, drücke ich dem Film bei allen Wettbewerben fest die Daumen. Für mich ist „Parasite“ neben Midsommar, I am mother, „The hole in the ground“ und „Verachtung“ auf jeden Fall einer der besten Filme des Jahres. (gepostet: 27.10.2019)