Die Flop 5 von April bis Juni

Bei den Flop 5 der Monate April, Mai und Juni gehen Enttäuschung und erfüllte (schlechte) Erwartungen irgendwie Hand in Hand. Der Hall of Fame des Versagens entgangen und trotzdem irgendwie nicht so gut war ganz oben „Avengers: Endgame“. Das Ende des an Genialität grenzenden Vorgängers „Infinity Wars“ war einfach zu brachial, zu spektakulär. Zu viele liebgewonnene Figuren mussten dran glauben und fehlten der Fortsetzung ganz einfach aus meiner Sicht. Darüber hinaus enttäuschte der eigentlich originelle Thriller „Ma“ damit, dass der Trailer die ganze Story schon verriet, ebenso wie „Shazam!“. Zu guter Letzt war die Komödie „Long Shot“ eben doch nicht mehr als Pretty Women mit umgekehrten Vorzeichen und „John Wick 3: Parabellum“ hatte zwar ein gehöriges Pfund Action, aber auch nicht mehr. Dennoch waren alle zu gut für die Flop 5, im Unterschied zu den folgenden Filmen.

 

Mag die erste Verfilmung von „Friedhof der Kuscheltiere“ ein B-Movie gewesen sein, sie hat mich immerhin noch erschreckt. Aber die neue Fassung erlaubte sich so viele erzählerische Freiheiten, dass der eigentliche Charme der Geschichte irgendwo im Morast des Waldes verloren ging. Es war für mich ein B-Movie in A-Movie-Verkleidung, besonders nach hinten raus. Das Ende war im Unterschied zum Buch nahezu eine Farce. Man mag Stephen King nicht immer äußersten Tiefsinn in seinen Geschichten unterstellen, aber das Thema des Romans ist gut und für einen solchen Klassiker ist eine derartige Verfilmung ein Witz. Lediglich ein wenig Atmosphäre konnte er transportieren, ansonsten für mich mindestens Platz 5 der Flops.

 

Nicht viel besser war es bei „The silence“. Nun hatte der Film den Vorteil, dass er eine nahezu identische Handlungsidee verfolgt wie A quiet place, den ich besonders wegen erheblicher Logikprobleme in der Story ja wirklich unterirdisch fand.  So weit würde ich bei „The silence“ nicht gehen. Zumindest ließ sich die Menschheit dieses Mal nicht von einer Rasse ausrotten, die man einfach so mit einer handelsüblichen Schrotflinte wegballern kann (siehe eben A quiet place). Aber viel besser machte das den Film auch nicht. Stereotyper Handlungsstrang, überwiegend mäßige Spannung und ein Showdown, der so richtig an die Story randgeklatscht wirkte. Die Hoffnung auf einen guten Film starb relativ spät, wurde aber dann umso grausamer unter die Erde gebracht. Der Film begann ok, um dann stark nachzulassen, reicht für Platz 4.

 

Man merkt, die schlechten Horrorfilme sind Programm dieses Mal und es geht auch so weiter. Der Trailer von „Brightburn“ vermochte schon länger so zu nerven, dass ich mich auf den Film freute, weil ich dann nicht mehr diesen Trailer sehen muss. Ein Junge entdeckt, dass er ein Außerirdischer ist, und lässt seinen bösen Trieben und zerstörerischen Kräften freien Lauf. Die Eltern und ein paar andere versuchen ihn aufzuhalten. Positiv an dem Film: Er dauert nur knapp 90 Minuten, negativ: auch die sind echt lang. Natürlich hat der Film das Pech, dass ein paar Wochen zuvor „The hole in the ground“ (siehe Top 5) ein „Horrorkind“ auf eine beeindruckende Art und Weise inszenierte. Aber selbst wenn man das weglässt, spart „Brightburn“ so ziemlich alles aus, was die Idee interessant gemacht hätte. Diese Enttäuschung ist Platz 3 wert.

 

Noch großer war die Enttäuschung nur beim neuen X-Men. „Dark Phoenix“ sah auch im Vorfeld nicht aus wie das ultimativ Beste, das Marvel je geschaffen hat, aber ihre Produktionen unterschreiten selten ein gewisses Unterhaltungsniveau: dieses Mal leider schon. Aus der eigentlich durchaus charismatischen Dark-Phoenix-Figur wird im Film ein oberflächliches Opfer diverser schizophrener Attacken und die Ausgestaltung des Konflikts erschöpft sich eigentlich nur in dem gebetsmühlenartig vorgetragenen Satz „Aber sie ist eine von uns“ und seiner Ableger. Einziger Vorzug des Films für mich persönlich: Ich habe echt gut geschlafen. Dafür gibt es Platz 2.

 

Um das zu toppen, muss schon James Wan mit seinem Conjuring-Universum kommen. Der Garant der letzten Jahre für volle Kassen und extrem handlungsarme Horrorfilme setzte sich als Produzent mit „La Llorona“ selbst ein Denkmal der Lächerlichkeit. Die Dämonenfrau, die Kinder stiehlt, ist nicht nur deswegen nicht gruselig, weil sie wie ein weiß geschminktes Ozzy-Osbourne-Double aussieht, sondern auch, weil sie ihrem minderjährigen Opfer die Haare wäscht, anstatt es umzubringen.  Natürlich hatte La Llorona wieder einmal nur einen hauchdünnen Hintergrund, aber das ist man von Conjuring-Filmen inzwischen gewohnt. Aber der Film ist tatsächlich mehr zum Lachen als zum Fürchten, so sehr, dass man fast an Absicht glauben mag und an einen geheimen nächsten Teil von „Scary Movie“ wittert. Aber gut, so lustig ist er dann auch nicht. Für einen Horrorfilm ist er aber lustig genug, dass er für die Krone des Schams in diesem Quartal reicht. Platz 1!

 

Flop 5

 

1. Lloronas Fluch

2. X-Men: Dark Phoenix

3. Brightburn

4. The silence

5. Friedhof der Kuscheltiere

 

Mal sehen, was uns das Conjuring-Universum mit "Annabelle 3" nun beschert. Darüber hinaus war, trotz dieser Filme, im zweiten Quartal mehr Licht als Schatten, wie man an den Top 5 gut erkennen kann. Wenn das immer so ist, macht das Kino letztlich alles richtig. Denn was wäre es ohne ein paar Aufreger? J