Die Top 5 und Flop 5 von Juli bis September

Im dritten Quartal habe ich es endlich wieder geschafft, regelmäßig Reviews zu Kinofilmen zu schreiben. Das macht vor allem deswegen so viel Spaß, weil ich mich dadurch dazu bringe, Filme intensiver zu reflektieren, neue Dinge, auch nach der Vorstellung noch in ihnen zu entdecken und mich auch zu fragen, warum mir eigentlich der eine oder andere Film nicht gefallen hat. Und wenn Ihr Euch auch noch dafür interessiert, ist das Vergnügen einfach perfekt.

 

Es ist eigentlich ein gutes Zeichen: Die Top 5 von Juli bis September zu wählen, fiel mir schwer. Zum Beispiel mochte ich die Zombie-Komödie Little Monsters, ebenso waren der neue Spiderman und auch das erste Spin-Off zu Fast and Furious sehr unterhaltsam. Auf der Action-Seite hatte Angel has fallen durchaus seine Stärken, ebenso wie Stuber in der Sparte Komödie. Aber es gab dann doch fünf Filme, die mir auch in der Rückschau allesamt besser gefielen. Hier sind sie:

 

Es mag dieses kleine Fünkchen mehr Originalität gewesen sein, dass letztlich Crawl auf Platz 5 brachte. Home-Invasion-Film und Ungeheuer-Schocker zu verbinden mag nicht gänzlich neu sein, aber die Schar von Aligatoren, die bei einer Überschwemmung in ein Haus in Florida eindringen, wusste durchaus zu beeindrucken. Vor dem Weißen Hai ist man am Strand sicher, vor den Krokodilen nirgends. Das zeigt dieser Film unterhaltsam und beeindruckend, die Kinoleinwand tut ihr Übriges und so kam ich nicht umhin, bei geringer Erwartung mich von diesem Film mitreißen zu lassen. War schon sehr gut.

 

Der neue Luc-Besson-Film war nicht das von Bildern überflutete Science-Fiction-Spektakel, das man zuletzt von ihm sah. Eher ging es wieder in Richtung „Leon – der Profi“ und das tatsächlich mit viel Gewinn. Denn Anna, der Film über die beste KGB-Agentin ihrer Zeit, setzte sehr stark auf das handwerkliche Filmschaffen, mehr als auf Computeranimation. Das Ergebnis ist zwar ein eher klassischer Agentenfilm, aber gut gemacht, spannend, es fehlte nichts, was diesem Genre schon seit Jahrzehnten zu seiner Faszination verhilft. Platz 4 ist da durchaus gerechtfertigt.

 

Ein Hauch von Kubrik versprüht Ad Astra auf Platz 3. Der ewige Klassiker der Sternenentdecker-Filme ist filmtechnisch gesehen schon längst ein Fall für das Museum, dank dem neuen Film, tatsächlich mal wieder mit Brad Pitt in der Hauptrolle, erweist das Thema allerdings immer noch als kinotauglich: der einsame Astronaut auf dem Weg zum Rande unseres Sonnensystems. Tolle Atmosphäre, interessante Hintergrundkulisse in eine nicht genau bestimmte Zukunft gelegt, das hat schon Spaß gemacht. Nicht zu spektakulär, aber schön ruhig erzählt, passend zur Schwerelosigkeit. Es war durchaus ein Erlebnis der interstellaren Art.

 

Auf Platz 2 bringt es für mich der zweite Teil von ES. So viel wurde darüber geschrieben, die Erwartungen bis ins Unendliche geschraubt, so dass letztlich das Ergebnis nur verlieren konnte. Aber wenn die ersten Kritiken einmal vergessen sind, wird man wohl feststellen, dass diese Verfilmung des Stephen-King-Klassikers das Horrorkino im 21. Jahrhundert mit trägt. Es ist noch nicht die Perfektion, aber wunderbares Kino, erschreckend, ergreifend, mitreißend und ich will einfach nur hoffen, dass solche Verfilmungen auch in naher Zukunft ähnlich ambitioniert gemacht werden. Mag Teil 2 die Faszination des ersten nicht ganz erreichen, in der Summe bleiben beide für mich ein Höhepunkt der letzten Kinojahre.

 

Dennoch ging es in diesem Quartal noch besser. Am längsten in Erinnerung bleiben für mich die Filme, deren Geschichte einen über den Film hinaus immer wieder beschäftigt, eben diese Mischung aus Popcorn- und Programmkino, schon tiefsinnig, aber eben doch sehr unterhaltsam. Das war ohne Zweifel I am mother, eine Dystopie, die endlich einmal funktionierte. Die wunderbare Geschichte des Mädchens „Tochter“, die als letzter Mensch auf Erden vom Roboter „Mutter“ großgezogen wurde, bis ein weiterer Mensch in ihr Leben tritt. Einfach eine tolle Geschichte, wunderbar inszeniert, und auch wenn es im Kino natürlich immer besser kommt, auch für zuhause ein Film, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Ich freue mich über diese Überraschung, denn viel hatte ich im Vorfeld nicht davon erwartet. Aber I am mother ist tatsächlich der Film dieses Quartals für mich.

Top 5 

 

 

I am mother

2 ES - Kapitel 2

3 Ad Astra

4 Anna

Crawl

 

Nun geht es an die Flop 5 der Monate Juli bis September 2019. Es ist eigentlich immer erfreulich, wenn es mir schwer fällt, fünf Filme auszuwählen, die ich nicht so gut fand. Denn immerhin geht man ja jeder lieber ins Kino und sieht sich einen guten Film an. So musste ich in diesem Quartal zumindest auf den hinteren Plätzen Filme platzieren, die ich eigentlich für sich nicht so schlecht fand, die aber im Vergleich mit anderen eben ein wenig absinken.

 

So ist das zum Beispiel mit Late Night. So schlecht war der Film nicht, allerdings muss ich sagen, dass er mich auf Grund des Themas nicht in meiner mitteleuropäischen Lebenswirklichkeit abgeholt hat. In den USA mag das Thema Late-Night-Talkshows vielleicht noch aktuell sein, bei uns ist das durch für mich und sonderlicher Fan solcher Formate war ich ohnehin nie. Die Geschichte der alternden Late-Night-Moderatorin Katherine und wie sie ihre Show in die Gegenwart rettet, ist rührend und hat auch irgendwie was, bietet aber letztlich nicht so viel mehr als viele andere „Coming-of-Age“-Geschichten. Muss man nicht im Kino schauen, geht auch im TV. Platz 5

 

Child’s Play habe ich gar nicht so schlecht bewertet und wegen seines 80er-Jahre-Charmes war es tatsächlich auch keine bloße Zeitverschwendung, ihn zu sehen. Aber ein wirklich guter Film war er auch nicht. Bei einem Videoabend mit 5. Teilen berühmter Horrorfilme stinkt er nicht völlig ab, hat auch tatsächlich eine ganz süße Geschichte, aber insgesamt bleibt nicht so viel hängen. Ich habe ihn auf Platz 4 gesetzt, aber es ist sicher einer der besseren vierten Plätze meiner „Kinolaufbahn“.

 

Tja, und irgendwie gehörte ich tatsächlich zu den sehr enttäuschten Menschen, die den neuen Tarantino-Film Once upon a time … in Hollywood gesehen haben. Er mag vielleicht seine künstlerischen Stärken haben, mag die Zeit L. A. 1969 gut einfangen und auch irgendwie ein originelles Ende haben, er hat mir einfach nicht so viel Spaß gemacht, wie viele andere Filme des Altmeisters. Somit ist wohl die Enttäuschung der Hauptfaktor, der ihn auf Platz 3 meiner Flops bringt, aber da ich ja kein Kritiker, sondern berichtender Zuschauer bin, kann ich mir das wohl leisten. Tarantino ist sich irgendwie treu geblieben, aber genau deswegen eben nicht mehr so innovativ. Mag man ihm verzeihen, so wie mir diesen Platz.

 

Ich gehe ja immer wieder rein, obwohl ich schon weiß, dass die Filme aus dem „Insidious“-Universum bei mir immer auf den vorderen Flop-Plätzen landen. Überraschend ist das also bei Annabelle 3 nicht. Vielleicht ist es sogar noch das Erstaunlichste, dass er nicht auf dem ersten Platz gelandet ist. Das liegt an einer Sache: Ich fand den Film, zumindest die erste Hälfte, echt komisch. Es scheint ja eine ungeschriebene Horror-Regel zu sein, dass mehrteilige Filme zunehmend abstruser und witziger werden, „Annabelle 3“ stellte das auf jeden Fall unter Beweis. Die Geschichte mit dieser Puppe, mit den Geisterjägern, die Spukartefakte sammeln, alles auf „wahren Begebenheiten“ beruhend, na gut, geschenkt. Aber in seinen guten Momenten erinnerte mich dieser Film an „Scream“. Ist eben nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal für einen Film dieses Genres, wenn man ständig lachen muss, aber immerhin besser als beim letzten. War ganz amüsant.

 

Nicht viel mehr gelacht habe ich bei Good Boys. Aber das ist eine Komödie und insofern ist das für diesen Film schlecht. Ich möchte gar nicht sagen, dass die Geschichte um die vier Zwölfjährigen, die sich mit der Erwachsenenwelt anlegen und sie nach ihren Regeln austricksen, so schlecht gewesen ist. Aber dieser ständige zotige Humor, die Sprüche, die nur ihren Witz daraus beziehen, dass sie von vorpubertären Teenies gemacht werden, und dann am Ende eine reingedrückte Geschichte über das Erwachsenwerden, das klang stark nach chronischer Ideenlosigkeit auf halber Strecke. Die Kids als Schauspieler haben ihre Sache nicht einmal schlecht gemacht, aber das Drehbuch war für mich insgesamt schon zum Davonlaufen. Daher schlägt die Komödie den Horrorfilm bei den Flops, weil ich bei beiden gleichviel gelacht habe. Manchmal kann es so laufen.

 

Joker, Joker, Joker – Morgen ist es soweit. Ich lechze schon das ganze Jahr nach diesem Film, mehr noch als nach Star Wars. Aber diese beiden alleine zeigen schon, dass die letzten Monate des Jahres echt gut werden können. Stephen Kings „Doktor Sleep“ kommt auch noch, vielleicht ein kleiner Trost, dass „ES – Teil 2“ schon gelaufen ist, „Jumanji 2“, also ich bin froh, dass ich so oft ins Kino gehen darf und wünsche Euch allen ebenfalls viel Spaß dabei! J