Spieleabende – im verkuppelten Teil der Bevölkerung ruft diese kulturelle Eigenart durchaus unterschiedliche Reaktionen hervor. Die einen empfinden sie als willkommenen Anlass, zusammen mit Freunden ihrem Pärchenalltag zu entfliehen, die anderen halten es für eine maßgebliche Institution des gesetzten Spießertums und wieder andere für eine Strafe für Menschen, die ihre Mutter beleidigt haben. Ich selbst habe für At Dawn They Sleep eine Spieleabendszene geschrieben und mich damit als Vertreter der letzten beiden Gruppen geoutet, wobei ich auch schon ahnte, dass diese Zusammenkünfte durchaus ihren humoristischen Reiz haben. Nach „Game Night“ sehe ich mich darin absolut bestätigt.
Max (Jason Bateman) und Annie (Rachel McAdams) sind wie füreinander geschaffen. Das Paar ist verrückt nach Spielen. Sie tun es immer, ob im Alltag, im Job oder zuhause, mit Freunden, im Urlaub und sogar ihre Hochzeit war ein einziges großes Spiel. Mit ihren Freunden, dem Pärchen Kevin und Michelle sowie Ryan, der immer ein anderes Date anschleppt, pflegen sie wöchentlich die heilige Institution des Spieleabends. In letzter Zeit müssen sie das allerdings heimlich tun, denn ihr Nachbar Gary gehörte als Anhängsel seiner Frau Debbie bis zu ihrer Scheidung mit zu der Gruppe. Er ist ein schräger Zeitgenosse, der sie ständig beobachtet und keine Gelegenheit auslässt, ihnen sein schweres Schicksal unter die Nase zu reiben. Aber sonst scheint nichts ihr Glück zu trüben, nur eine Kleinigkeit: Max hat Probleme mit seinem Sperma und das könnte möglicherweise psychisch bedingt sein. Denn sein schwer reicher Bruder Brook reibt ihm immer seinen Erfolg unter die Nase und dieser Druck scheint Max in seiner Fruchtbarkeit zu paralysieren.
Was aber, wenn der reiche Bruder der Spielegruppe einmal zeigen will, wie ein Spieleabend wirklich aufregend werden könnte? Er engagiert eine Firma, die einen Entführungsfall inszenieren soll. Dummerweise hat der Bruder auch einiges auf dem Kerbholz und wird von seinen dubiosen „Geschäftsfreunden“ tatsächlich entführt. Die Spielegruppe denkt allerdings, sie würden an einem aufregenden Krimiabend beteiligt, und löst mit spielerischer Unschuld die Rätsel, bis sie bemerken, dass der Bruder tatsächlich verschwunden ist, dass die Blessuren der Beamten tatsächlich echt und die Waffen tatsächlich geladen sind.
„Game Night“ macht wirklich großen Spaß! Leichter Slapstick-Anteil, aber vor allem die sehr witzigen Dialoge zwischen durchaus extravaganten Persönlichkeiten bringen einen immer wieder zum Lachen. Außerdem gibt es, schön über den Film verteilt, immer wieder Momente tiefschwarzen Humors. Auf diesen drei Säulen balanciert „Game Night“ sehr gekonnt und lässt so zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Alleine die Szene, in der Annie mit gezogener Waffe drei Gangster dazu bringt, Yoga zu machen, ist einfach groß!
Zu Beginn fühlt man sich zwangsläufig ein wenig an „The Game“ erinnert. Im Hinterkopf schwebt die Erwartung, dass alles auch ganz anders sein könnte. Und auch in dieser Hinsicht enttäuscht „Game Night“ nicht. Die Twists am Ende sind dem abgedrehten Charme dieser Komödie würdig. Endlich mal wieder ein Film mit einem ansprechenden Trailer, der die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern in Teilen auch noch übertrifft! Ob gewöhnliche Spieleabende durch ihn beliebter werden, bleibt allerdings abzuwarten. (gepostet: 2.3.2018)