Meine teuflisch gute Freundin        (Filmstart: 28.6.2018)

Deutsche Komödien? Nein, lauft nicht sofort weg! Wenn die Deutschen endlich mal ihre Moralkeule zuhause lassen und sich einfach nur darauf konzentrieren, schöne, lustige Geschichten zu erzählen, kommt da auch gerne mal was bei rum. „High Society“ war für mich letztes Jahr in dieser Hinsicht eine sehr schöne Überraschung. Nun läuft seit Donnerstag der Film „Meine teuflisch gute Freundin“ im Kino. Er ist sogar als Jugendfilm bezeichnet, hoffentlich, damit  die ganzen Feuilletonisten, die sich über mangelnden Tiefgang beklagen könnten, gar nicht erst ins Kino gehen. Denn solche Leute verderben einem den einfachen Spaß am Zuschauen, weil sie immer irgendeine Gesellschaftskritik wollen. Und wenn sie da ist, ist sie zu flach oder zu wenig explizit. Gerade wenn es um das Thema Schule geht, wie in diesem Fall. Also, Moralkeule oder doch schöne Unterhaltung? Ist dieser Film über des Teufels Tochter tatsächlich Sünde ohne Reue?

 

Lilith (Emma Banding) hat es satt, von ihrem Vater, dem Teufel (Samuel Finzi), in der Hölle eingesperrt zu werden. Er nötigt sie, theoretisch zu lernen, wie man böse ist. Dabei hat sie das alles schon drauf, denkt sie. Und weil sie es satt hat, ihr Gift nur über das Internet in der Welt zu verteilen, schließt sie mit dem Herrn Vater eine Wette ab. Sie soll auf der Erde binnen einer Woche ein harmloses Mädchen zum Bösen verführen, ansonsten muss sie den Rest ihres Daseins im Höllenkeller Akten abstauben. Was für eine Strafe. Dieser Mann ist wirklich der Teufel!

 

Dies wird Lilith umso mehr klar, als sie sieht, wen sie zum Bösen verführen soll. Denn das Mädchen Greta Birnstein (Janina Fautz) ist so ziemlich das liebste Wesen, das man sich vorstellen kann. Sie folgt ihren Eltern, ist immer fröhlich, zu allen freundlich und weiß gar nicht, wie das ist, wütend zu sein. Ihre Familie besteht aus zwei jüngeren Schwestern, aus Mutter Sybille (Alwara Höfels), die für ihre Familienmitglieder alle Klamotten selbst strickt, und ihrem Vater Gabriel (Oliver Korittke), der dem Gemüse im Garten, das es selbstverständlich immer zum Essen gibt, jeden Morgen mit seiner Gitarre etwas vorsingt. Lilith ist am Boden zerstört ob so viel Güte und Zuneigung. Aber sie gibt ihr Bestes. Zuhause, in der Schule, überall will sie Greta zum Bösen verführen, doch irgendwie hilft sie ihrer „Freundin“ damit mehr, als dass sie sie böse macht. Zu allem Überfluss kommt auch noch der junge Außenseiter Samuel (Ludwig Simon), der sich prompt in Lilith verliebt. Schließlich bemerkt sie, dass der Rat ihres Vaters, niemals Gefühle zu zeigen, unter den Menschen nur sehr schwer zu befolgen ist.

 

Wikipedia zitiert die Kritik von Jörg Brandes vom Redaktionsnetzwerk Deutschland, „dass Regisseur Marco Petry ein feines Gefühl fürs Timing haben würde. Zwar würde er seine Charaktere überzeichnen, sie aber in der Realität verankern, sodass ihr Identifikationspotenzial erhöht würde, ohne dass die Komik zu kurz komme“. Das kann man absolut so stehen lassen. Der Film macht großen Spaß, nicht obwohl (liebe Welt-Redakteure) sondern gerade weil er Figuren überzeichnet, Klischees überspitzt und so eine anhaltende Spannung in der Konfrontation der einzelnen Figuren schafft. Emma Banding wird zu Recht für ihre schauspielerische Leistung als Lilith gelobt, aber ich möchte auch Janina Fautz hervorheben. Ihre Greta ist einfach so voller Unschuld, dass selbst ein Heiliger sich beschämt fragen würde, ob er an diese Aura herankommt. Dazu kommt Oliver Korittke in Bestform und auch Alwara Höfels weiß die Wollmama jederzeit überzeugend darzustellen. Überhaupt sind alle Figuren letztlich sympathisch, selbst der Teufel, und man fiebert, leidet, freut sich und lacht vor allem sehr viel über diese Konfrontation von Unmoral und Dorfunschuld.

 

So ist „Meine teuflisch gute Freundin“ nicht nur wesentlich besser, als Titel und Genrebezeichnung es vermuten lassen, er ist vor allem eine Referenz für eine Anzahl junger Schauspieler, die sich allesamt für Höheres empfehlen. Ich hoffe, wir werden sie noch häufiger im Kino zu Gesicht bekommen. Es muss ja nicht jedem so gehen wie Till Schweiger. Der ist mit Manta Manta berühmt geworden und das ist bis heute sein bester Film. (gepostet: 4.7.2018)