Der Unsichtbare (Start: 27.2.2020)

Quelle: www.filmstarts.de
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Blumhouse haut im Moment wirklich einen nach dem anderen raus. Und ich gebe zu, dass mich das Thema von „Der Unsichtbare“ nicht so wirklich interessierte. Auch H. G. Wells, dessen gleichnamige Geschichte hier offenbar irgendwie Pate steht, hat meiner Ansicht wesentlich besseres geschrieben. Aber keine Erwartungen sind manchmal ja nicht das Schlechteste für einen Kinonachmittag-Spaß, also warum nicht? Immerhin sollte kein Dämon von irgendwo vorkommen.

 

Cecillia Kass (Elisabeth Moss) leidet in ihrer Ehe unter der gewalttätigen Kontrollsucht ihres Mannes. Mit Hilfe ihrer Schwester Emily (Harriet Dyer) flieht sie aus seinem Haus und kommt bei ihrem Bekannten James (Aldis Hodge) und seiner Tochter Sidney (Storm Reid) unter. Aber Cecillia ist so traumatisiert, dass sie nicht das Haus verlässt, bis sie vom Selbstmord ihres Ehemannes erfährt. Nun scheint alles gut, denn der Verstorbene hat ihr sogar 5 Millionen Dollar hinterlassen. Doch bald geschehen seltsame Dinge. Sie wird von einem Unsichtbaren angegriffen, von dem sie fest glaubt, dass es ihr Ehemann ist, der mit allen Mitteln versucht, sie zu quälen und ihr Leben zu zerstören. Allerdings: Niemand glaubt ihr.

 

Über diesen Film sagte Robert Hofmann, dass er überraschend stark beginne und gegen Ende etwas nachlasse. Das kann man grundsätzlich erst einmal so stehen lassen. Tatsächlich ist besitzt Setting von Anfang an eine sehr traumatisierende Atmosphäre. Allein Cecillias Flucht aus dem Haus ihres Ehemanns, das einer Festung gleicht, holt den Zuschauer sofort ab. Ihre spätere Agoraphobie, als sie sich zunächst nicht aus dem Haus traut, und dann im Verlauf des Films die Stigmatisierung als Wahnsinnige, alles Komponenten, die der Film und ebenso die Hauptdarstellerin gekonnt transportieren. Die Musik ist die eines Horrorfilms, der Rest ist eher als Psychothriller angelegt und das funktioniert bei dieser Geschichte durchaus sehr gut. Einige Jump-Scares sind sicher Standard, aber gerade zu Beginn des Films machen die Paranormal-Activity-Momente viel Spaß, in denen jemand irgendwo sitzt und man nur darauf wartet, dass sich irgendetwas wie von Geisterhand bewegt. Alles prima.

 

Das Negative bezieht sich zunächst ganz schlicht auf den Umstand, dass der Film ein paar Längen hat, besonders, wenn Cecillia auf der Suche nach dem Unsichtbaren in ihrer Umgebung ist. Das funktioniert bis zu einem gewissen Punkt, dann wird es ein wenig nervig. Der wesentlichere Kritikpunkt an diesem Film betrifft die Story. In ihr finden sich einige Schwächen (weshalb Hofmann vielleicht den Film gegen Ende als schwächer bezeichnete). Der Film hätte einen richtig großen Impakt gehabt, wenn nicht an einigen Stellen einfach die falschen Entscheidungen getroffen würden: Schock und Bedrohung in wenig subtiler Art. Ein paar weniger Informationen, auf ein, zwei Szenen verzichten, das wäre echt gut gewesen. Ich behaupte, mit einer recht kleinen Änderung im Drehbuch sowie der entsprechenden Kameraarbeit, dass der Film durchaus mit ordentlich Grips daherkommen würde. Da dem nicht so ist, bleibt es irgendwie Popcornkino.  

 

So schrapt „Der Unsichtbare“ durch ein paar unnötige Szenen in der Handlung haarscharf an einer richtig guten Story vorbei. Schauspielerisch und vom Standpunkt der Produktion haben wir es hier mit einem guten Film zu tun, was in diesem Genre weiß Gott nicht immer einfach ist. Das ist wirklich schön und unterhaltsam! In der Handlung hat er seine Schwächen, doch muss man auch zugeben, dass die Autoren hier gerade noch die Tür zu bekommen haben. Hätte dennoch auch besser werden können. Unter dem Strich ist der Film also ein spannender Thriller, den man sich problemlos am Wochenende ansehen kann. Also, warum doch nicht mal wieder Blumhouse? (gepostet 9.3.20)