Mit dystopischen Inszenierungen hatte ich in letzter Zeit so meine Probleme. Konnte man bei It comes at night den völlig überflüssigen Endzeit-Hintergrund noch zum Wohle des Films ignorieren, hat es die vom Ansatz her sehr gute Idee bei A quiet place total versaut. Dennoch: Wenn Drehbuchautor Drew Pearce (Mission Impossible) sich anschickt, eines seiner Manuskripte zum ersten Mal selbst zu verfilmen, ihm dann den schönen Namen „Hotel Artemis“ gibt und zudem Jodie Foster und Jeff Goldblum dafür gewinnt, finde ich das doch sehr interessant. Trailer habe ich vorher keine gesehen, nur einen Totalverriss bei welt.de gelesen. „Warum spielt Jodie Foster in so einem Film mit?“, ist die Hauptfrage der Kritik und wird beantwortet mit dem Umstand, dass sie über 50 ist und in Hollywood so etwas ja nicht gerne gesehen wird. Bei so viel geballter filmischer Inkompetenz, wie sie diese Gazette immer zur Schau stellt, bin ich doch gespannt auf den Film.
Los Angeles wird im Jahr 2028 von bürgerkriegsähnlichen Zuständen heimgesucht. Die Privatisierung der Wasserversorgung hat zur Folge, dass sich die arme Bevölkerung dieses lebenswichtige Gut nicht mehr leisten kann und Amok läuft. In dieser Situation werden die Bankräuber Sherman (Sterling K. Brown) und sein Bruder nach ihrem Coup angeschossen. Sherman weiß keinen Ausweg, als sich und seinen Bruder in das „Hotel Artemis“ zu retten, ein Krankenhaus, in dem verletzte Verbrecher behandelt werden. Das Personal besteht nur aus der Schwester Jean Thomas (Jodie Foster) und ihrem stämmigen Helfer Everest (Dave Bautista). Um die Genesung aller Insassen zu sichern, hat die Schwester Regeln aufgestellt, die alle zu befolgen haben. Dazu gehört, dass kein Verbrecher einen anderen umbringt. Doch an diesem Tag, da der Bürgerkrieg in der Stadt näher rückt und außerdem die Insassin Nice (Sofia Boutella) ihre eignen undurchsichtigen Pläne verfolgt, scheinen die Regeln plötzlich außer Kraft gesetzt. Als außerdem der höchste Gangsterboss von L. A. (Jeff Goldblum) eingeliefert wird, rollt die Situation ungebremst auf eine Katastrophe zu.
Wenn tagesspiegel.de von einem „B-Movie mit schillerndem Ensemble“ schreibt, so empfinde ich diese Formulierung als durchaus treffender als den oben genannten Verriss. Gerade zu Beginn weiß Regisseur Drew Pearce durchaus eine packende Atmosphäre zu schaffen: Los Angeles am Abgrund, die absurd antiquierte Kulisse des Hotels und Jodie Foster, die durch die Gänge watschelt, als wäre sie eine ganz normale Schwester. Das Aufeinandertreffen diverser Schwerverbrecher und ihre Dialoge erinnert in der Tat an die Räuberpistolen zahlreicher B-Movies, vermag allerdings die Spannung zunächst aufrecht zu erhalten. In der Mitte kommt der Film allerdings um einige Längen nicht herum. Ein paar Ideen, um die Zeit bis zum Showdown zu überbrücken, hätten dem Drehbuch sicher gutgetan. Das Ende allerdings setzt der Geschichte in ansprechender Manier die Krone auf, wenn es auch eher von den Actionszenen als von dramaturgischen Enthüllungen getragen wird. Man muss sagen, dass sich Drew Pearce hier als Regisseur wesentlich besser schlägt, als in seiner eigentlichen Profession als Drehbuchautor. Doch die Schauspieler, allen voran Jodie Foster, tun ihr Übriges, damit dieser Makel den Film nicht in den Abgrund reißt.
So haben wir es bei „Hotel Artemis“ mit einem Film zu tun, der einen im ganzen nicht das Gehirn wegbläst, aber in seiner Spielzeit von knapp über 90 Minuten durchaus den Kinobesuch lohnenswert macht, besonders in diesen Tagen, da man allenthalben nach klimatisierten Orten sucht. Atmosphäre und Action sind seine Trumpfkarten, von der Story würde ich nicht allzu viel erwarten. Und Jodie Foster, die sich statt von 50 auf 30, von 50 auf 70 Jahre schminken lässt, darf man sich ruhig einmal anschauen. Das ist doch eine schöne Antwort auf die Hollywood-Schönheits-Manie. (gepostet: 31.7.2018)