Das Leben ist ein Fest (Filmstart: 1.2.2018)

Quelle: www.kino.de
Quelle: www.kino.de

Nachdem ich dieses Jahr schon Voll verschleiert vorab zu einem meiner Lieblingsfilme 2018 erklärt habe, war ich natürlich gespannt, was die bereits zweite französische Komödie dieses Jahr zu bieten hat. Mit „Das Leben ist ein Fest“ wird diese Mal kein aktuelles Thema aufgegriffen, vielmehr geht es um einen Klassiker gesellschaftlichen Ränkespiels und menschlicher Unzulänglichkeit: Die Hochzeitsfeier. Zu wohl kaum einem anderen Anlass kommen Pedanterie, Missgunst, Perfektionswahn und skurrile Traditionsvorstellungen in so konzentrierter Form zusammen, wie in der öffentlichen Zurschaustellung von einer Familienzusammenführung. Entsprechend sind Komödien vor diesem Hintergrund nicht gerade rar gesät im Filmschaffen der letzten Jahrzehnte. Warum sollte man sich also ausgerechnet den hier ansehen?

 

Zunächst einmal könnte es sinnvoll für diejenigen sein, die „Wedding-Planner“ für einen Traumberuf halten. Ein Blick in das Gesicht des alternden Max, der seit Jahren diesen Beruf ausübt, reicht, um das in Frage zu stellen. Da er es in seinem Alltag offenbar mehr mit Paaren zu tun hat, deren Anspruch an ihre Feier antiproportional zu ihrer Bereitschaft, etwas dafür zu bezahlen, verläuft, ist für ihn die Ausrichtung einer Traumhochzeit in einem Schloss nahe Paris so etwas wie ein Hauptgewinn. Doch das kapieren die wenigsten seiner Mitarbeiter. Allen voran seine Cheforganisatorin Adèle, die sich ständig mit allen Mitarbeitern herumstreitet. Ein besonderer Dorn im Auge ist ihr der abgehalfterte Coverband-Sänger und DJ James, der gerne vergisst, dass der Auftritt seiner Band nicht der Hauptanlass dieser Zusammenkunft ist. Aber auch Max alter Freund, der schmierige Hochzeitsfotograf Guy, sorgt beim Chef für stets größere Sorgenfalten, lässt er doch sein Equipment ständig im Weg herumliegen und futtert der Gesellschaft einen Großteil der Apetizer schon im Vorfeld weg. Ebenso sein kellnernder Schwager Julien, der ständig alle Menschen ob ihrer inkorrekten Sprache verbessert und dann erkennt, dass die Braut seine verflossene große Liebe ist. Um das Chaos zu komplettieren hat Adéle auch noch ihren verlotterten Kumpel Samy in das Personal eingeschleust, der im Stande ist, mittels eines elektrischen Rasierers mal eben den gesamten Hauptgang vor die Wand zu fahren. Und das alles vor den Augen des versnobten und selbstherrlichen Bräutigams Pierre, der ohnehin an allem etwas auszusetzen hat und sämtliches Personal wie Dreck behandelt. Na? Noch Lust auf diesen Beruf? Dann solltet Ihr Euch auf jeden Fall die ganze Geschichte ansehen.   

 

Tatsächlich haben es die Kreatoren dieses Films geschafft, einem klassischen Thema mehr als einen Schuss Originalität zu geben. Der Trailer ließ zunächst auf eine krachende Schenkelklopfer-Komödie schließen, doch das ist es nicht. Man fühlt sich gar manchmal an den einen oder anderen Geniestreich von Loriot erinnert, weniger brachialer, eher feinsinniger Humor, der sich aus der Kombination von Dialog, Figuren und Situation ergibt. Die menschliche Schwäche vor der Kulisse, in der der Anspruch an Perfektion naturgemäß am höchsten ist, am so genannten „schönsten Tag des Lebens“. Doch gelingt es allen Beteiligten auch, nachdem diese Szenerie erst einmal etabliert ist, die Geschichte unmerklich und Stück für Stück weiter ins Bizarre zu treiben, ohne dass man das Gefühl hat, hier würde gänzlich der Boden der Realität verlassen. Und das Ende ist, soviel sei vorweggenommen, einfach nur wunderschön.

 

„Das Leben ist ein Fest“ – so viel Leichtigkeit und Lebensfreude der Titel verspricht, so viel hält der Film auch. Ob er zu meinen Lieblingsfilmen 2018 gehören wird, wage ich zwar zu bezweifeln, weil er dafür nicht den erforderlichen Tiefgang besitzt. Aber ich weiß, dass ich ihn mir immer wieder anschauen würde, weil sich der Humor etlicher Szenen so schnell nicht abnutzen wird. Kann ich auf jeden Fall empfehlen. (gepostet: 25.1.2018)