Onward (Filmstart: 5.3.2020)

Das sich nur langsam erneuernde Kinoprogramm machte es möglich, dass ich mir diesen Film auch fast sechs Monate nach seiner Veröffentlichung noch ansehen konnte. Der Titel erzählt nicht viel davon, wo, wann und wie der Film spielt oder worum es geht. Trailer gab es kaum. Das ist manchmal aber auch gar nicht verkehrt, denn so setzt man sich hin und lässt sich auf eine Story ein, erwartet nichts, außer dass der Film computeranimiert ist, und schaut einfach mal, was da kommt. Überdrehte Tierchen mit großen Augen sind gewöhnlich ein Markenzeichen von Pixar, doch wer sich den Film ansieht, wird schnell feststellen, dass dem hier nicht so ist. Und wenn einem dann ein Elf in einer Heavy-Metal-Kutte, der gerne Fantasy-Rollenspiele spielt, begegnet, merkt man schnell, dass Madagascar doch weit entfernt ist. Ich war gespannt.

 

Auch in der magischen Welt der Elfen gibt es eine Vorstadt, in der der junge Ian und sein älterer Bruder Barley mit ihrer Mutter Laurel und ihrem Stiefvater Colt leben. Ihr richtiger Vater Walden ist vor längerer Zeit an einer Krankheit gestorben und hat nichts als ein Tonband hinterlassen, auf dem seine Stimme zu hören ist. Ian ist ein schüchterner Elf, der sich kaum traut, Klassenkameraden zu seiner Geburtstagsparty einzuladen, zumal Barley in seiner Rollenspiel-Welt und mit seinem Schrottlaster „Krimhild“ regelmäßig für peinliche Auftritte sorgt. Doch zu Ians 16. Geburtstag hat ihm sein Vater eine Überraschung hinterlassen, einen Zauberstab und einen Zauber, der ihn für einen Tag zurück zu seinen Söhnen bringt. Barley verfügt über keine Art von Zauberkräften, Ian dagegen schon. Doch der Zauber misslingt, so dass nur die Beine des Vaters wiedererstehen. Um den Zauber zu wiederholen, müssen die beiden Brüder auf eine „Quest“, die ihnen einen Phönixstein bringt. So kehrt in diese spießige Phantasiewelt dann doch noch eine gehörige Portion „Fantasy“ ein.

 

Bei den animierten Filmen kennt man durchaus Beispiele, in denen Humor sich mit einer gewissen emotionalen Tiefe mischt, was insgesamt immer für ein schönes Kinoerlebnis sorgt. „Onward“ ist so ein Beispiel. In dieser ganz normalen Elfenwelt wird die Rollenspieler-Riege ein wenig aufs Korn genommen, umso mehr aber mit vielen kleinen Facetten die „Entzauberung“ der Welt als solche thematisiert. Zentauren sind Polizisten und fahren Auto anstatt sich ihrer Hufe zu bedienen. Mantikore müssen Steuern zahlen, Feen haben das Fliegen verlernt und fahren stattdessen Motorrad. Diese Konstellation an sich hat schon einen gewissen Charme, dem man sich als Zuschauer gerne hingibt. Dazu kommt das Thema der Träume, die man verwirklichen kann, des Über-sich-Hinauswachsens und natürlich der Vater-Söhne- und der Brüder-Beziehung. Das alles ist verpackt mit jeder Menge Witz und ein wenig Action, sympathischen Figuren und einer Geschichte, die natürlich im Ganzen nicht überrascht, aber dennoch gefällt. Zu keinem Zeitpunkt mutet der Film übertrieben oder unangemessen albern an. Das Gefühl bestimmt die Richtung und man folgt dieser Richtung die ganzen 105 Minuten, ohne dass es langweilig wird.

 

 

So ist „Onward“ tatsächlich einer der besseren Pixar-Filme, perfekt für eine Nachmittagsvorstellung, um sich zwischendurch mal aus seinem eigenen Alltag zu entfernen. Lediglich Menschen, die überhaupt nichts mit animierten Filmen oder mit Emotionen anfangen können, sollten die Säle weiträumig umfahren. Allen anderen wird dieser Film mit Sicherheit gefallen und die Bilder rechtfertigen einen dunklen Saal und eine große Leinwand durchaus. Ich mochte den Film also sehr und wünsche viel Spaß in dieser ganz normalen Elfen-Alltagswelt. (gepostet: 27.8.20)