Heiratet eine Frau ohne Geld einen Mann mit Geld, so ist es in der Gesellschaft wie in ihrem Umfeld kaum zu vermeiden, dass das Vermögen als Grund für die Eheschließung vermutet wird. Das gilt natürlich auch bei der umgekehrten Konstellation der Geschlechter. Insbesondere wenn es sich bei den Reichen um eine traditionsbewusste Dynastie des Geldadels handelt, könnte man erwarten, dass sich innerhalb dieser Familie gewisse Rituale herausgebildet haben, die die Anwärterin auf einen Platz in der Familie auf Herz und Nieren überprüfen. Mit einer humoristischen Pervertierung dieser Idee spielt der Film „Ready or not“, der, als Horrorkomödie bezeichnet, jetzt in den Kinos läuft. Drum schaue, wer sich ewig bindet, zunächst einmal diesen Film an.
Die junge, hübsche Grace (Samara Weaving) und ihr zukünftiger Ehemann Alex (Marc O’Brian) heiraten auf dem Landsitz seiner Eltern. Marc ist ein Sohn der Familie Le Domas, die ein Vermögen mit Gesellschaftsspielen gemacht hat. Er ist genervt von dem Gehabe seiner Familie, aber Grace ist gewillt, alles zu tun, um von ihnen als Schwiegertochter akzeptiert zu werden. Nicht alle kommen ihr mit Sympathie entgegen, immerhin nimmt sich zumindest seine Mutter Becky (Andie MacDowell) ihrer an und gibt ihr ein Gefühl der Sicherheit. Die Hochzeit wird tatsächlich traumhaft, doch in der Hochzeitsnacht eröffnet Marc seiner neuen Frau, dass es in der Familie Tradition hat, ein Spiel mit allen zu spielen, das durch in der Familie vererbte Loskarten gewählt wird. Grace ist verwundert, fügt sich aber und zieht das Spiel „Verstecken“ (Hide and Seek). Marc ist am Boden zerstört. Grace denkt sich zunächst nichts dabei, bis sie merkt, dass dieses Spiel eine kleine Zusatzregel beinhaltet: Die Familienangehörigen müssen sie bis zum Morgengrauen finden und umbringen, sonst erlischt die Dynastie. So wird es ein Spiel auf Leben und Tod.
Wer sich den Trailer ansieht, wird bereits einen guten Vorgeschmack davon bekommen, mit welchen Mitteln und welchem Selbstverständnis die Familie ihrer Aufgabe zu Leibe rückt. Tatsächlich bemerkt Grace ziemlich schnell, dass sie in dieser Nacht um ihr nacktes Überleben kämpfen muss, wobei ihr Mann augenscheinlich alles tut, um sie vor seiner blutrünstigen Familie zu beschützen. Der Zuschauer gewinnt hierbei ebenso einen Einblick in die Gemütszustände der einzelnen Mitglieder, die nicht alle wirklich Lust auf das Spiel haben, sich zeitweise wirklich ungeschickt anstellen, was den Hauptteil des Humors in diesem Film ausmacht. Ein wenig Splatter und ein paar Final-Destination-Momente sorgen für Unterhaltung in einem im Ganzen nicht allzu überraschenden Plot. Natürlich fiebert und zittert man mit Grace, weil sie nicht zuletzt einen Kampf gegen überkommene, Menschen verachtende Traditionen führt, gegen das bourgeoise Selbstverständnis von einer Zweiklassengesellschaft, ein Kampf für den Menschen und die Gerechtigkeit gewissermaßen, der ihr alles abverlangt. Allerdings sind die humorvollen Momente größtenteils im Trailer bereits verballert, hinterlassen aber zugleich im Hinterkopf den Gedanken, dass so ein echtes Horrorfilmfinale ebenfalls ausbleibt. Das Ende entschädigt zwar ein wenig dafür, aber letztlich neutralisieren sich die Geschmäcker der beiden Genres Horror und Komödie in diesem Film gegenseitig. Es ist nicht zum Schreien komisch, aber auch nicht zum Wegschauen gruselig oder eklig.
So bleibt für „Ready or not“ letztlich nur der Eindruck, dass dieser Film eher für Kino- oder auch Filmabende mit den Kumpels geeignet ist, weil er keine nachhaltigen Spuren im Gemüt des Einzelnen hinterlässt. Er ist nicht wirklich schlecht, setzt aber genauso wenig Maßstäbe über das Prädikat „amüsant“ hinaus. Wen der Trailer neugierig macht, kann ihn sich angucken, wer wesentlich mehr erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. Der sollte dann doch lieber warten, denn allzu lange wird es wohl nicht dauern, bis der Film bei den gängigen Diensten streambar oder günstig zu kaufen ist. (gepostet 12.10.2019)