Das Haus der geheimnisvollen Uhren (Filmstart: 20.9.2018)

Quelle: www. filmstarts.de
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Als einen der literarischen Vorfahren von Harry Potter könnte man den Waisenjungen Lewis Barnavelt beschreiben, Hauptfigur einiger Jugendromane des Autors John Bellairs. In den 70er Jahren wurde der Amerikaner mit einigen Geschichten um Lewis bekannt, von denen die Verfilmung der ersten, „The House with a clock in its walls“ (1973) nun unter dem Titel „Das Haus der geheimnisvollen Uhren“ in die deutschen Kinos gelangt ist. Filmfans durfte besonders der Name des Regisseurs aufgefallen sein: Eli Roth (Hostel, Cabin Feaver, Death wish), ein Experte für eher derben Horror, weswegen wohl auch sein neuer Film zunächst dem Mystery-Horror zugeordnet wird. Ob so etwas für die Verfilmung eines Jugendbuches passend ist, hat mich natürlich interessiert.

 

Lewis Barnavelt (Owen Vaccaro) hat gerade seine Eltern verloren und zieht nun zu seinem Onkel Jonathan (Jack Black) und seiner Nachbarin Florence Zimmerman (Cate Blanchet), die ihn freundlich aufnehmen. Deren Haus ist überfüllt mit eigenartigen Dingen, sprechenden Sesseln, Puppen, Kürbissen und anderen Zauberartefakten, aber besonders mit einer Unzahl von Uhren. Lewis entdeckt schnell, dass sein neuer Ziehvater ein Zauberer ist und bittet ihn um Unterricht in dieser Kunst. Schnell findet er auch heraus, dass Jonathan in seinem Haus etwas sucht und zwar eine bestimmte Uhr, die der Vorbesitzer Isaac Izard („Agent Cooper“ Kyle MacLachlan, Twin Peaks) dort versteckt haben soll. Alles geht eigentlich seinen gewohnten Gang bis Lewis einen Schulkameraden beeindrucken will, indem er Nekromantie, also die Wiedererweckung der Toten, praktiziert und somit Gefahr läuft, das Ende der Welt heraufzubeschwören.

 

Dass Eli Roth mal einen kinderfreundlichen Film drehen würde, war an Hand seiner bisherigen Werke wohl nicht unbedingt zu erwarten. Doch das hat er. Mystery-Horror ist in der Tat eine nicht zutreffende Genre-Bezeichnung, eher haben wir es hier mit einem Fantasy-Film á la Das Zeiträtsel zu tun, nur nicht ganz so computeranimiert. Denn das kann man durchaus von diesem Film behaupten: Mit viel Liebe zum Detail und ohne wirklich spektakuläre Animationen ist die Inszenierung eine Hommage an Filme aus der Zeit, in der man noch Kostüme nähen und Plastikpuppen bauen musste. Zu keiner Zeit ist das Haus von Jonathan Barnavelt ein Horror-Haus, vielmehr ein Panoptikum, in dem sich alles bewegt und oft ein Eigenleben führt. Dabei versucht Roth gar nicht erst mit den Mega-Blockbustern zu konkurrieren, sondern setzt ihnen eine wunderschön heimelige und doch spannende Atmosphäre entgegen. Die Hauptdarsteller füllen ihre Rolle exzellent, mit Humor, Exzentrik und die Geschichte des kleinen Außenseiterjungen in seiner neuen schulischen Umgebung gibt dem Film zusätzlich etwas Sympathisches.

 

Es gibt noch mehr Geschichten um Lewis Barnavelt, Fortsetzungen dieser ersten. Dass wir die demnächst im Kino sehen, scheint fast zwangsläufig. Sie werden es vermutlich schwer haben, denn „Das Haus der geheimnisvollen Uhren“ ist in sich ein sehr schöner Film geworden, der sich atmosphärisch irgendwo zwischen Winchester und Jim Knopf bewegt. Kino für’s Herz statt Horror und Mystery. Ich bin sehr gespannt, mit was für einem Stoff sich Eli Roth als nächstes befassen wird. (gepostet: 24.9.2018)