Die Top 5 und Flop 5 von Oktober bis Dezember

Vor den definitiven Jahrescharts möchte ich doch noch „schnell“ mein letztes Quartal im Kino resümieren. Insgesamt habe ich lediglich 17 Filme gesehen, was eigentlich recht wenig ist. Aber ich muss gestehen, neben vollem Terminkalender und zuletzt einem hartnäckigen Virus, wusste ich auch nicht immer, in welchen Film ich gehen sollte. Manche haben mich einfach nicht interessiert und das ist irgendwie schon Voraussetzung für einen Hobby-Cineasten wie mich.

 

Zwei Filme habe ich gesehen und nicht besprochen, zum einen „Maleficent 2“, der mir gut gefallen hat und dann „Last Christmas“, die diesjährige Weihnachtsschnulze, die sich erstaunlicherweise als überraschend gut herausgestellt hat. Tolle Geschichte mit vielen weihnachtlichen Momenten und Anspielungen und einer etwas neuen Interpretation der Textzeile „Last Christmas I gave you my heart“. Doch durchaus empfehlenswert.

 

Ansonsten war meine Auswahl allerdings nicht schlecht, denn für die Flop 5 hatte ich kaum Filme, für die Top 5 umso mehr. Dabei mussten gute Filme wie Jumanji 2, Hustlers, Doktor Sleeps Erwachen, der neue Terminator oder Scary Stories to tell in the dark den Kürzeren ziehen, was durchaus für die Qualität des Quartals spricht. Denn es gab eben doch diese fünf besseren.

 

Hätte ich nie gedacht, aber ich muss tatsächlich dem deutschen Film Das perfekte Geheimnis Platz 5 in den Top-Liste einräumen. Ich wollte nicht rein, weil er mir zu dämlich erschien, ging, weil nichts anderes lief, und heraus kam ich doch sehr angetan. Diese deutsche „Komödie“ ist so vielschichtig in ihrer Menschen- und Gesellschaftsdarstellung, teilweise richtig packend und operiert wohltuend wenig mit einfachen Klischees. Aus Fremdschämen wird immer mehr ein Mitleiden und wer sich diesen Film genau ansieht, wird feststellen, dass es in dieser Geschichte, in der drei Pärchen und ein Mann ihre Handykommunikation für die Dauer eines Essens offenlegen, um so viel mehr geht als Handys und Chats. Es geht um uns. Lustig und in Teilen ergreifend und weil er mich so überrascht hat, kam er in die Top 5.

 

Etwas mehr erwartet hatte ich von Star Wars – Episode 9. Dass der Film ein fulminantes Finale der dritten Reihe geboten hat, steht außer Frage. Mir war dennoch die Story ein wenig zu sehr an den alten Star-Wars-Figuren orientiert. Ich hätte mir mehr Emanzipation von den neuen gewünscht. Aber Spaß hat der Film allemal gemacht und richtig enttäuscht war ich jetzt auch nicht. Also ist Platz 4 fair, ich hoffe, dennoch, dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist.   

 

Es war für mich der Sehnsuchtsfilm des Jahres: Joker. Dass er letztlich nur auf Platz 3 landet darf in Teilen meiner hohen Erwartung geschuldet sein. Bei weitem kein schlechter Film kam er mir aber mit zu viel Vorgeschichte und zu wenig Joker um die Ecke. Warum Arthur sich an der Welt rächen will, hatte ich nach einer halben Stunde kapiert. Wie aus dem eher minderbemittelten Gelegenheitsarbeiter ein geniales Verbrechergenie wurde, hat der Film, zumindest mir, vorenthalten. Das macht meine Enttäuschung aus, aber dennoch ist er immer noch Pflicht in den Tops. Denn er bleibt ein richtig guter Film.

 

Zwischen Platz 3 und diesem Platz 2 liegen für mich doch schon ein paar kleine Welten. Denn auf den ersten beiden Rängen rangieren für mich zwei absolute Überfilme, die ich lange nicht vergessen werde. Zunächst der „Horrorfilm“ Midsommar, ein absolut genialer Psycho-Horror-Thriller im strahlenden Licht einer esotherischen Sekte, in der die Rolle der jungen Dani einfach nur in neue Dimensionen des Denkens führt. Für mich ein Film von einer Qualität, wie sie nur alle paar Jahre mal im Kino zu sehen ist. Aber auch „nur“ Platz 2, weil:

 

Parasite – ein koreanischer Film der absoluten Extraklasse. Wenn zwei Filme dieser Qualität in einem Quartal anlaufen, kann man absolut von einem guten Jahrgang sprechen. Ich habe sie sogar beide im Oktober gesehen. Was für ein Monat! Was Parasite dem Platz 2 noch voraus hat: Er spielt mit Genres, hat von fast allem etwas und dreht einem einfach den Kopf auf links und wieder zurück. Die arme Familie, die sich in das Haus eines Reichen hineinhackt, ist einfach das Beste, was dem Kino seit geraumer Zeit passiert ist – und das aus Korea. Ich hoffe so sehr, dass dieser Film noch mehr Aufmerksamkeit bekommt. Er hat es so verdient. Von mir Platz 1 und, ebenso wie Midsommar Prädikat: Meisterwerk.  

 

 

Es war doch schon sehr schwierig, die schlechten Filme auszusortieren. Bei den Plätzen 4 und 5 musste ich Kompromisse eingehen, es waren die Kandidaten, die eigentlich im Mittelfeld lagen, aber daher abrutschen mussten. Die ersten drei allerdings waren wirklich schlecht und ich bin fast froh, sie gesehen zu haben, denn ein Quartal ohne schlechte Filme ist ja auch irgendwie nichts.

 

Mein Ruhrpott-Herz blutet schon ein wenig, wenn ich Der letzte Bulle auf Platz 5 der Flops setze. Spielt halt in Essen und die eigene Stadt im Kino zu sehen, hat schon was. Auch hatte er so ein wenig den Manta-Manta-Charme, eine ganz schöne Story, lebte aber eben auch von seiner Situierung und der Tatsache, dass Henning Baum nun einmal hier seine Paraderolle spielt. Letztlich mag es tatsächlich Ralf Möllers unglaublich unsympathischer Auftritt bei Jan Böhmermann gewesen sein, der mich dazu bewog, dem Film Platz 5 zu geben. Aber nun ist es halt passiert.

 

Auch Zombieland 2 war nicht wirklich schlecht. Halt was für Fans. Der zweite Teil hat lange gebraucht, um in die Kinos zu kommen, hob alle Stärken des ersten noch einmal heraus, machte aber auch nicht gerade Lust auf einen dritten Teil, denn der würde wohl endgültig in die nervige Schiene fallen. Aber der zweite war noch ganz ok, kann man sich ansehen, aber auch nicht der Riesenbrüller. Lassen wir bei Platz 4, weil er in den USA und nicht in Essen spielt.

 

Vor der schwer reichen und schwer bewaffneten Verwandtschaft des Ehemanns zu flüchten, klang erst einmal nach einer interessanten Story, wie ein gutes Steak eben, außen knusprig, innen blutig (sag ich nur wegen des Bildes, ich mag mein Fleisch gut durch). War dann auch so, aber dennoch darf es sich Ready or Not getrost auf der Flop Bank bequem machen. Denn weder war der Film grotesk, noch blutig, noch komisch genug, um wirklich in einem Genre zu brillieren. Dafür darf man ihm getrost Platz 3 geben.

 

Platz 2 allerdings hat sich schon mehr Mühe gegeben. Wow, was hat man bei Gemini Man im Vorfeld nicht mir der Tasse an den Gitterstäben gerattert, Visionärer Regisseur setzt bahnbrechende Technik um und macht Will Smith 30 Jahre jünger, nur um gegen sich selbst zu kämpfen. Alles gut und schön, aber eine Story sollte der Film schon haben und vor allem gegen Ende eben auch nicht so lächerlich werden, wie es dieser hier tat. Fing ganz nett an, ging dann aber richtig übel zu Ende. Platz 2, voll verdient!

 

Dafür bin ich umso stolzer, dass Platz 1 dieses Quartal sowas von verdient ist! Der Weihnachts-Teenie-Slasher Black Christmas ist tatsächlich sowas schon schlecht, dass ich seit langem mal wieder aus dem Kino laufen wollte. Null Spannung, dafür eine unerträgliche Handlung, wirklich körperliche Schmerzen beim Gucken. Eigentlich sollte man jeden Schmerzensgeldprozess gegen die Produzenten gewinnen, aber dann müsste ich ihn wahrscheinlich nochmal sehen. Also, dann nicht! Lieber gebe ich ihm Platz 1 und schicke ihm die Urkunde in die Wüste.

 

 

So, aber genug am Quartal rumgeschnackt, jetzt setze ich mich an die Jahrescharts. Mal sehen was dabei so rumkommt. Ist immer schön, sich an einige Highlights nochmal zu erinnern. Und wenn das geschafft ist, darf auch im Kino das Jahr 2020 endlich kommen! :-D (Gepostet: 3.1.2020)