Red Sparrow (Filmstart: 1.3.2018)

Nachdem auch dank der Darstellung von Jennifer Lawrence der Film „Mother!“ ganz oben auf meiner Lieblingsliste 2017 gelandet war, freute ich mich natürlich auch auf ihren nächsten. Obwohl, der erste Trailer sah eher nach Schund aus. „Red Sparrow“, ein Film über eine Spezialeinheit des russischen Geheimdienstes, die ihr Geld hauptsächlich mit Sex verdient. Klingt nach einem Buch, das ich nie lesen würde. Der zweite Trailer war schon ein wenig hoffnungsvoller, weniger Sex, mehr Handlung, möglicherweise sogar mehr Tiefgang? Denn es gibt sie schon, die guten, spannenden Agententhriller im Kino der Jetztzeit, „Atomic Blonde“ im letzten Jahr war so ein Beispiel. Also, anschauen wollte ich mir „Red Sparrow“ auf jeden Fall.

 

Dominika Egorova (Jennifer Lawrence) kann das Geld für die Pflege ihrer Mutter nicht mehr mit ihrer Arbeit als Primaballerina im Bolshoi Theater aufbringen, nachdem sie auf der Bühne einen Unfall hatte. Ihr Onkel ist Geheimagent und macht ihr das Angebot, in eine Spezialeinheit zu gehen und sich als Agentin mit der Spezialität Sex ausbilden zu lassen. Natürlich macht sie das und wird als „Quereinsteiger“ eine der besten in ihrer Ausbildung. Ihr erster Auftrag ist die Überwachung des CIA-Agenten Nate Nash (Joel Edgerton), um von ihm den Namen eines Maulwurfs in den Reihen des russischen Geheimdienstes zu bekommen. Dass aber trotz intensivster Abhärtung in der Ausbildung Gefühle in diesem Geschäft nicht abzuschalten sind, erfahrt sie, als sie sich in ihre Zielperson verliebt.

 

Es klingt immer noch nach Schund und man muss zugeben, dass der Film diesen Eindruck nicht wirklich abschütteln kann, obwohl er es mit einigen, durchaus gekonnt eingesetzten Mitteln versucht. Der Anfang des Films und das „twistige“ Ende sind sehr schön inszeniert mit ein wenig russischem Pathos, der zum Thema des Films passt. Joel Edgerton, der irre Vater aus It comes at night, macht seine Sache eigentlich ganz gut, obwohl ich seine Figur des Agenten mit Herz dann doch eher in den 80ern verorte. Dank einiger Schockszenen wird die Spannung auch, zumindest gegen Ende, auf einem schönen Niveau gehalten, gänzliche Zeitverschwendung ist „Red Sparrow“ also nicht. Aber es gibt da auch die andere Seite.

 

Nach dem wirklich schönen Auftakt kommt die Schule der „Sparrows“ und eine alternde Veteranin, die ihren Schützlingen erst einmal erzählt, dass der Kalte Krieg nicht vorbei ist, sondern nur anders geführt wird. Leute, echt! Könnten Thriller-Autoren endlich einmal ihre Trauer darüber einstellen, dass der Kalte Krieg in der Tat vorbei ist? Denkt Euch doch endlich mal was Anderes aus! Es gibt wahrlich genug Konfliktpotential heutzutage! Dann die mit angestaubter Bild-der-Frau-Westentaschenpsychologie angereicherte Ausbildung der Mädchen, die darauf abzielt, dass sie die Bedürfnisse ihrer Zielpersonen erkennen sollen. Genau darauf war ich eigentlich bei dem Film gespannt, aber da habe ich in auf dem Klo vergessenen Magazinen schon Interessanteres gelesen. Außerdem stellt der Film nach einer halben Stunde die Handlung fast komplett ein, wird richtig langweilig, nur um am Ende wieder etwas mehr Fahrt aufzunehmen. Jennifer Lawrence lächelt nicht ein einziges Mal, weil, wie man ja weiß, russische Frauen das nicht tun, nicht einmal, wenn sie von der cowboyhaften Freiheit der westlichen Welt in Person eines CIA-Agenten berührt werden. Dann reißen sie sich höchstens die Klamotten vom Leib. „Liebesgrüße aus Moskau“, aber das ist echt lange her und damals gab es immerhin noch den Kalten Krieg.

 

Die Stärke der Romanvorlage des Ex-CIA-Agenten Jason Matthews soll angeblich in der authentischen Darstellung der Geheimdienstmethoden liegen. Kann ich nicht beurteilen. Aber ich kann sagen, dass über zwei Stunden für diesen Film definitiv zu lang ist. Wären die oben genannten positiven Aspekte nicht, wäre er für mich ein Fehlschlag in Gänze. So bleibt unter dem Strich ein Film, der mögliches Potential seines Themas nicht ausschöpft, und stattdessen sich einen Platz im zukünftigen Dutzendwarenregalen von DVD-Filmen sichert. (gepostet: 5.3.2018)