Zweiter-Weltkriegs-Szenarien in Filmen interessieren mich gewöhnlich nicht unbedingt. Ich bin froh, dass ich niemals Soldat im Krieg sein musste, da muss ich mir das auch nicht im Kino geben. Der Trailer zu „Operation Overlord“ verhieß allerdings eine Wendung der Handlung, die so gar nicht wie das typische Historienfilm-Klischee anmutete, eher wie „From Dusk till Dawn“. Da wurde der Horror-Fan im mir dann doch neugierig, könnte gut werden, aber auch totaler Mist. Egal, Hauptsache nicht „nach einer wahren Geschichte“.
Eine Gruppe amerikanischer Fallschirmjäger soll kurz vor der D-Day-Invasion der amerikanischen Truppen im Juni 1944 hinter den feindlichen Linien einen Störsender der Nazis in die Luft jagen, der in der Kirche eines kleinen Dorfes untergebracht ist. Nach ihrem Eintreffen bekommen sie Schutz bei einer jungen Französin, die mit ihrem kleinen Sohn und ihrer Tante unter dem Terror der Besatzungstruppen lebt. Bei ihren Vorbereitungen auf die Operation entdecken die Soldaten, dass sich neben dem Sender auch noch ein geheimes Labor unter der Kirche befindet, in dem offenbar Experimente an Menschen durchgeführt werden. Die meisten sind tot, aber einige Überlebende sehen furchtbar entstellt aus und geben sich wie Raubtiere. Nach und nach entdecken die Soldaten, was für unfassbare Grausamkeiten die Nazis in Vorbereitung auf ihr Tausendjähriges Reich an unschuldigen Zivilisten verüben.
Als „Ein A-Movie für B-Movie-Fans“ wurde der Film in einer Kritik auf Rotten Tomatoes bezeichnet. Das kann man ruhig so stehen lassen, wobei die Betonung auf jeden Fall auf „A-Movie“ liegt. Denn der Film hat vor allem eines: Spannung und Atmosphäre vom Anfang bis zum Ende. Als Kriegsfilm im Stil von „Der Soldat James Ryan“ legt er los, um sich dann über „Inglourious Bastards“ hin zu einer Mischung aus „Hostel“ und „Resident Evil“ zu entwickeln. Die Übergänge sind fließend, jede einzelne „Hommage“ gekonnt umgesetzt. Die Story mutet insgesamt ähnlich der einer Verfilmung eines Computerspiels an, mit kniffligen Aufgaben, Kämpfen und einem übermächtigen Endgegner. Das alles ist in der Summe nicht besonders originell, aber höchst unterhaltsam. Nichts an dem Film hat wirklichen Tiefgang. Doch sitzt man gebannt im Sessel und genießt die intensive genreübergreifende Atmosphäre, die statt tot gerittener Klischees von ihren Vorbildern bestes filmisches Handwerkszeug übernimmt. Ein Film für Genre-Fans, ja, aber die kommen meiner Ansicht nach voll auf ihre Kosten.
Den Produzenten von „Operation Overlord“ ist es gelungen, aus einem eher billigen Plot einen äußerst spannenden Film zu machen, der die Sinne fesselt und dabei selten die Trash-Grenze überschreitet. Er nimmt sein Thema nicht allzu ernst, sondern setzt voll auf die Elemente der Spannung. Nach den knapp zwei Stunden ist der Spuk zwar vorbei, doch die Wirkung hält an. Das kann nur bedeuten, dass in diesem Film eine ganze Menge richtig gemacht wurde.
(gepostet: 11.11.2018)