„Home Invasion“ ist ja schon länger ein Genre des Thriller- und Horrorfilms. Im Kino laufen Filme dieser Art so zwei- bis dreimal im Jahr. Immer geht es darum, dass jemand in das Haus eines anderen eindringt und beide Parteien sich feindselig gegenüberstehen. Wahnsinnige Sadisten gegen eine gewöhnliche Familie („Funny Games“), die Manson-Familie gegen eine WG („Wolves at the door“), die brutale Gesellschaft gegen verängstigte Bewohner („The Purge“). Manchmal werden auch die Eindringlinge bedroht („Don’t breath“) oder die Bewohner malträtieren sich angesichts einer Bedrohung gegenseitig (It comes at night). Immer geht es darum, aus dem Haus zu entkommen. Dass aber eine Bewohnerin trotz der Eindringlinge versucht, in ihr eigenes Haus wieder reinzukommen, ist grundsätzlich eine interessante neue Facette. Auf ihr basiert „Breaking in“, der seit Donnerstag die Konkurrenz zu Equalizer 2 halten muss.
Nach dem gewaltsamen Tod ihre Vaters muss die Ehefrau und Mutter Shaun Russel (Gabriel Union) das alte Anwesen, auf dem sie aufgewachsen ist, verkaufen und fährt mit ihren beiden Kindern Jasmine (Aijona Alexus) und Glover (Seth Carr) für ein Wochenende dorthin. Neben den nicht sehr schönen Erinnerungen an ihre Kindheit entdeckt sie schnell, dass dieses Haus über ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem verfügt, das Eindringlingen keine Chance geben soll. Wohl zu Recht, denn in dieser Nacht wird die kleine Familie von vier Verbrechern (u.a. William Albert Burke, Richard Cabral) überfallen, die einen Safe mit 4 Millionen Dollar suchen. Shaun schafft es zu entkommen, hat aber ein Problem: Ihre Kinder sind noch drin. So nimmt die Mutter den Kampf gegen die brutalen Männer auf.
Der Film ist mehr dem Thriller- als dem Horror-Genre zuzuordnen und kann daher mit der intensiven Atmosphäre einiger der oben genannten Filme nicht unbedingt mithalten. Dieser Umstand hat aber auch sein Gutes. Denn während in vielen dieser Geschichten die Opfer- und die Täterrolle ganz klar verteilt sind, haben wir es hier mit einer Auseinandersetzung zu tun, die zur Überraschung der Verbrecher immer mehr zu einer auf Augenhöhe wird. Denn die Mutter Schaun, die ihre Kinder retten will, entwickelt tatsächlich einen bemerkenswerten Kampfgeist. So brutal die vier Männer in einigen Szenen auch wirken, sie sind nicht die großen Unbekannten. Man sieht sie streiten, mit sich hadern und tatsächlich auch Respekt, wenn nicht gar Angst vor der zu allem entschlossenen Mutter zu entwickeln. Das macht den Film zwar weniger Nerven zerreißend, aber nicht weniger unterhaltsam. Fast könnte man hier von einer Mischung aus der Home-Invasion- und Rape-and-Revenge-Film sprechen, die sogar weniger auf Brutalität als auf den Reiz der Figurenkonstellation setzt.
„Breaking in“ ist sicher kein brillanter Film. Aber mit seinen angenehmen 88 Minuten Spielzeit, die weder Schauspieler noch Handlung dazu nötigt, über Gebühr zu langweilen, ist er allemal ein guter Thriller mit einer interessanten Idee, einer spannenden Kulisse und durchaus sehr gelungenem Schauspiel. Er konzentriert sich auf seine Stärken. Angesichts des zurzeit wirklich miserablen TV-Programms ist der Film eine gute Gelegenheit, mal wieder einen anständigen Thriller in einem kleinen Kinosaal zu sehen und nebenbei einfach nur die Atmosphäre zu genießen. Das alles sorgt für einen schönen Kinoabend. (gepostet: 21.8.2018)