James Bond - Keine Zeit zu sterben      (Start: 30.9.2021)

Quelle: www.filmstarts.de
Quelle: www.filmstarts.de

Der neue und letzte Bond mit Daniel Craig war schon vor Corona ein Ereignis, auf das viele hingefiebert haben. Mit der vorübergehenden Schließung der Kinos wurde er fast schon zu einem Politikum im Streit zwischen denjenigen, die in Streaming-Plattformen die Zukunft des Filmschaffens sahen, und denen, für die das Kino niemals untergehen würde. Zu letzteren gehörig sah ich nicht ohne Genugtuung, wie voreilig verkaufte Kinohits wie „Mulan“ oder dem genialen „Wonder Woman 1984“ den Bach runtergingen. So wurde „Keine Zeit zu Sterben“ zurückgehalten, teilweise wegen des Product Placements neu gedreht und kam endlich letzte Woche raus mit bis zu 14 Vorstellungen pro Tag. Der Vorverkauf startete schon zwei Wochen früher und es war schwierig, Karten zu bekommen, selbst wenn man es mit einer Mittagsvorstellung versuchte. Denn die Zuschauer sollten endlich erfahren, wie die Geschichte um Bond und „Spectre“ zu Ende geht. Außerdem hatte man mit Rami Malek den Oscar-premierten Freddy-Mercury-Darsteller als Bösewicht. Man könnte meinen, dass es wohl kaum einen Film vorher gab, der mit so viel Spannung erwartet wurde. Ich durfte ihn mir gestern ansehen.

 

Seine neue Liebe Madeleine Swann (Léa Seydoux) kann Bond (Daniel Craig) nicht mehr trauen, da Spectre-Agenten ihn in seinem Versteck aufgespürt haben. Daher schickt er sie weg. Fünf Jahre später will ihn sein alter Freund Felix (Jeffrey Wright) dazu überreden, bei der Suche nach einem gestohlenen Killervirus zu helfen, an dessen Entwicklung auch die britische Regierung maßgeblich beteiligt war. Dagegen stellt sich seine Nachfolgerin beim britischen Geheimdienst namens Nomi (Lashana Lynch), die tatsächlich die Nummer 007 trägt.

 

Lassen wir es erst einmal dabei. Denn wer darauf gehofft hat, dass in diesem Bond einige Handlungsstränge der vorherigen Filme abgeschlossen werden, wird gerade in der ersten Hälfte nicht enttäuscht. Überhaupt legt der Film anfangs los wie die Feuerwehr. Es empfiehlt sich, die Ereignisse aus „Spectre“ noch einmal in Erinnerung zu rufen, damit auch wirklich alle Aspekte der Story greifen. Bond scheint anfangs tatsächlich von Gegnern umzingelt und die Schlinge zieht sich immer enger um ihn, so dass er ordentlich strampeln muss, um nicht unterzugehen. Das ist spannend, unterhaltsam und hat alle Qualitäten, die man an diesen Filmen mag, wenn man sie mag.

 

Leider kann dieses Niveau im Verlauf des Films nicht gehalten werden. Denn gerade das, worauf man sich eigentlich gefreut hat, zündet besonders gegen Ende nur sporadisch. Beginnen wir mit dem Bösewicht Lyutsifer Safin (Rami Malek). Abgesehen von dem etwas lächerlichen Namen kann seine ruhige, ans Phlegmatische heranreichende Art dem Zuschauer nur wenig Angst machen. Er soll psychotisch und über alle Maßen skrupellos wirken, kommt aber eher rüber wie ein zugekiffter Langzeitstudent bei einer Indienreise. Auch Bonds zweite große Liebe Swann bleibt in ihrem Charakter eher blass und man versteht nicht so wirklich, was Bond bei all den Frauen, die er gehabt hat, ausgerechnet an ihr findet.

 

Dabei ist das Schauspielerische eigentlich gar nicht das Problem. Vielmehr liegen die Makel im Drehbuch, das neben den (ansprechenden) Actionszenen und dem Strauss an Handlungssträngen, die geschlossen werden wollen, einfach vergisst, den Figuren ein wenig Faszination zu verleihen. Von der Gefahr, die Safin ausstrahlt, wird lediglich erzählt, man kann sie in keiner Szene des Films wirklich greifen, ebenso wie Bonds Liebe zu Swann. Über Sätze von der Art „Das wird die Menschheit auslöschen“ oder „Du bist die Liebe meines Lebens“ geht das nicht hinaus. Die Autoren haben hier aus meiner Sicht den Spagat zwischen Action, Handlungen abschließen und dem Film Atmosphäre und Spannung verleihen einfach nicht geschafft.

 

So bleibt unter dem Strich ein Bond-Film, der sich in der Rückschau sicher nicht nur am unteren Ende der Bewertungsskala der Craig-Filme, sondern auch aller anderen dieser Serie einreihen muss. Gute erste Hälfte, danach wird es stetig schwächer. Im Kino sollte man ihn sich dennoch ansehen. Lange genug haben wir ja darauf gewartet. (gepostet: 8.10.2021)