Man fragt sich manchmal schon, wieso Drehbuchautoren Horrorfilmen mit Puppen machen. Und wieso dann auch noch einen zweiten Teil vom selben? Gibt es nicht schon genug gruselige Puppen in der Filmgeschichte? Ist es nicht einmal Zeit dieses Kapitel nicht endlich einmal abgeschlossen? Muss es einen Film wie „Brahms: The Boy 2“ geben? Aber man könnte genauso gut fragen: Warum sieht der Kerl ihn sich dann an? Also, lassen wir die Fragerei.
Die Geschichte der Puppe namens Brahms wird im ersten Teil erzählt. Grob geht es um die Familie Heelshire, die eine Babysitterin für eine Puppe anheuern und behaupten, die sei ihr Sohn. Der ist angeblich vor Jahren bei einem Feuer umgekommen, weswegen die Eltern später Selbstmord begehen. Doch dann stellt sich heraus, dass der Sohn gar nicht tot ist, sondern in den Wänden des Hauses lebt und alle töten will. Die Babysitterin bringt ihn in einem Showdown um, doch die Puppe überlebt, soviel zum ersten Teil.
Im zweiten Teil werden zunächst Liza (Katie Holmes) und ihr Sohn Jude (Christopher Convery) von einem nächtlichen Überfall in ihrem eigenen Haus traumatisiert. Da Liza permanent Alpträume hat und Jude nicht mehr spricht, schlägt Vater und Ehemann Sean (Owain Yeoman) vor umzuziehen. Ihr neues Zuhause wird das Jagdhaus, das zum Anwesen der Heelshires gehört. Jude findet die Puppe, findet über sie seine Sprache wieder, wird aber auch zunehmend besessen von ihr. Denn natürlich hat die Puppe nicht nur ein Eigenleben, sondern auch sehr strenge Regeln.
Nun, um die letzte der oben gestellten Fragen zu beantworten: Ich habe eine Schwäche für Horrorfilme und Thriller in der 23 Uhr Vorstellung. Eigentlich ist es bei mir so, dass ich fast jeden Horrorfilm im Kino sehen will, zumal ich mich gerade auch als Autor sehr intensiv mit diesem Genre auseinandersetze. Dabei ist die Neugier Anfang immer groß und man kann eigentlich nur gewinnen: Entweder der Film ist gut, oder er ist schlecht, aber dann kann man wenigstens schlafen. Also, für mich insgesamt ein tolles Genre.
Von diesem Film bekommt man wahrscheinlich keine Alpträume. Ein Kritiker hob über den ersten Teil hervor, dass er eine reizvolle Schaueratmosphäre hat, ein ebenso interessantes Thema, das er aber nicht entwickelt, sondern sich in bekannten Horrorstilmitteln verliert. Das ist eigentlich auch genau so beim zweiten Teil. Der Home-Invasion-Atmosphäre in der Londoner Vorstadt der ersten Minuten kann ich durchaus etwas abgewinnen, ebenso wie den Stimmungswechsel zu dem alten englischen Jagdhaus und dem Wald. Das ist eigentlich ganz schön gemacht.
Der Rest kommt allerdings ein wenig seicht rüber. Die Puppe soll wahrscheinlich ihren Horror besonders durch ihre Lebensechtheit erhalten. Das gelingt nur in Teilen, obwohl sie eine ähnliche Frisur hat wie Adolf Hitler. Die Geschichte der Familie Heelshire wird nicht wirklich plastisch und die Gefahr, die von dem Fluch in der Puppe ausgeht, nimmt keine allzu grausigen Formen an. Es ist alles ganz nett, in der Kinosaalatmosphäre auch irgendwie reizvoll, aber die wirkliche Spannung kommt nur in wenigen Momenten auf. Das Thema Trauma nach Gewalterfahrung ist auch eingangs ganz nachvollziehbar umgesetzt, wird aber auf dem Effektaltar dann doch geopfert.
So ist „Brahms: The Boy 2“ ein Film, den man sich bei Interesse auch gut am heimischen Fernseher ansehen kann, es sei denn man sucht unbedingt einen Spätfilm im Kino. Für ein Wochenhighlight am Samstagabend ist der definitiv nicht so geeignet. Er hinterlässt insgesamt keine tiefen Spuren, daher wurde ich wohl auch kein Geld dafür ausgeben. (gepostet: 25.2.2020)