Dorina Wessendorf - Präriewind

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Foto: Dorina Wessendorf 

 

"Ich habe nie daran gezweifelt, das Richtige getan zu haben." - Der erste Satz in Dorinas Roman "Präriewind" führt nicht nur wunderbar in die Geschichte ein, er passt auch zu ihr als Autorin. Auf Instagram lernte ich sie kennen und bekam sofort einen Eindruck davon, warum sie als gelernte Erzieherin einfach mit dem Schreiben anfangen musste. Spricht man sie darauf an, so folgen umgehend etliche Sprachnachrichten, von denen jede einzelne ihre Liebe ausdrückt zu dem, was sie tut. Dabei beeindruckte mich besonders, wie sehr sie nahezu automatisch Vieles von dem verinnerlicht hat, was ich in meinen Schreibseminaren den Menschen beizubringen versuche. Sie kann es bereits und zwar ohne akademische Schreibausbildung. Soll man es Talent nennen oder Instinkt? Vielleicht. Ich nenne es aber besonders Liebe, zum Schreiben und zu ihrem Thema. Keine Liebesgeschichte, keinen Thriller, nicht einmal Fantasy schrieb sie wie so viele ihrer nicht minder begeisterten KollegInnen. Sie schrieb einen Westernroman und zwar einen, der richtig unter die Haut geht. Dafür arbeitete sie mit einem Seminar der Ruhr-Uni Bochum zusammen, wo sie ausgewählt wurde, mit Unterstützung von Studierenden ein Exposé zu schreiben und einen Verlag zu finden. Das ist ihr gelungen und wer ihren Roman liest, weiß warum.

 

"Präriewind" erzählt die an sich fiktive Geschichte des jungen Mannes Jacob in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an einem Ort, der gemeinhin bei uns als der "Wilde Westen" bekannt ist. Jacob war als kleines Kind von dem Geistlichen John aufgenommen und auf einer Ranch erzogen worden. Da er aber ursprünglich Angehöriger eines indigenen Stammes war, wird er von den Ranchern oft als Außenseiter behandelt, zumal diese in Konflikt mit einem Stamm der Ureinwohner in der Nähe liegen. Als Jacob erfährt, dass seine leiblichen Eltern von Siedlern umgebracht wurden und er als kleines Kind nur ganz knapp überleben konnte, flieht er verzweifelt von der Ranch und wird von dem Stamm aufgenommen, dem er ursprünglich angehörte. Doch auch hier ist er zunächst ein Fremder und bekommt zu spüren, was es bedeutet, in zwei Welten, oder vielleicht doch in keiner Welt zuhause zu sein.

 

Die Liebe ihres Vaters zu Western brachte Dorina bereits als Kind mit diesen Themen in Berührung. Doch ebenfalls früh lernte sie auch, dass noch mehr hinter der angeblichen Westernromantik steckt: "Die Geschichten kennt man natürlich, aber im Detail ist das sehr heftig", sagt sie selbst, "Es lag mir sehr am Herzen, das realistischer darzustellen, weil viele Einzelschicksale dahinterstehen. Mir war es wichtig, eine neue Geschichte darüber zu erzählen."

 

Dabei legte sie besonders Wert auf Authentizität. Monatelang las sich Bücher und recherchierte die Aktivitäten von Organisationen, die sich mit dem gegenwärtigen Schicksal der indigenen Bevölkerung in den USA beschäftigen. Weil sie aber natürlich nicht selbst in solchen Verhältnissen aufgewachsen ist, wählte sie für ihre Hauptfigur Jacob diesen Mittelweg seiner Herkunft: "Kulturelle Aneignung wollte ich auf jeden Fall vermeiden".

 

Genau das ist ihr gelungen. "Präriewind" ist eine einfühlsame Geschichte, die nicht von Effekthascherei lebt, sondern ihrem Thema der unterschiedlichen Kulturen stets treu bleibt. Dabei sind die Figuren wunderbar auserzählt, so dass man sie als Leser liebgewinnt und sie empathisch auf ihrem Weg begleitet. Zugleich ist die Geschichte aber auch so erzählt, dass sie nichts romantisiert. Ihre Schönheit gewinnt sie aus der Natur, der Landschaft und dem Verhälntis zu Tieren, besonders zu Pferden, wobei Dorina das besonders gut nachvollziehen kann. Sie reitet seit ihrer Kindheit leidenschaftlich. Das spürt man, aber besonders steht dieser Text für eine ganz besondere Art von Einfühlungsvermögen, die eben auch die Schwere und Dramatik des Themas zu keiner Zeit vernachlässigt.

 

Dorina hat mich mit ihrer Art zu erzählen beeindruckt, ob in ihrem Roman oder in ihren Sprachnachrichten. Ich kann "Präriewind" nur jedem empfehlen, der sich einem ernsten Thema widmen und trotzdem eine schöne und emotionale Geschichte erzählen will. Ihr auf Instagram zu folgen, lohnt sich außerdem, denn sie hat bereits einen zweiten Teil der Geschichte veröffentlicht und schreibt auch sonst fleißig weiter. Danke, Dorina, für unseren wunderbaren Austausch. Es ist schön, Dich kennengelernt zu haben.

 

(gepostet: 30. März 2023)