Thriller und Actionfilme repräsentieren ein Genre, das den Spitzenplatz auf den DVD-Wühltischen vieler Mediengeschäfte einnimmt. Es gibt so viele und die Gruppe der schlechten, noch mehr der durchschnittlichen ist unüberschaubar groß. Schießereien und Verfolgungsjagden haben alle, spektakuläre Verbrechen und Verschwörungen die meisten, aber es hapert oft an der Handlung. Im Kino halten sie sich meistens nicht besonders lange. Sie sind typische Filme, die nach einer Woche bereits nur noch um 23 Uhr gezeigt werden. Da bekommen sie allerdings eine ganz spezielle Atmosphäre. Dennoch hatte ich auf „21 Bridges“ richtig Lust, nicht nur weil Chadwick „Black Panther“ Boseman die Hauptrolle spielt, sondern auch, weil es manchmal auch einfach der klassische Genre-Film sein darf, der dann hoffentlich seinem Namen doch alle Ehre macht.
Der New Yorker Polizist Andre Davis, dessen Vater bereits in seiner Kindheit von Drogendealern ermordet wurde, ist bekannt dafür, dass er mit Polizistenmördern keine Gnade kennt. Eigentlich schon wegen solcher Begebenheiten aus dem Dienst verbannt, bekommt er eine letzte Chance, als in einer Nacht gleich acht Polizisten bei einem Drogeneinsatz sterben. Die Mörder sind irgendwo in Manhatten. So lässt Davis alle 21 Brücken, die die Insel mit dem Festland verbinden, sperren und macht sich auf die Jagd nach ihnen. Mit zunehmender Dauer muss er allerdings feststellen, dass es einen ganz anderen Grund gibt, warum man ausgerechnet ihn auf den Fall angesetzt hat.
Die Kritiken zu diesem Film sind gemischt, manche nennen ihn durchschnittlich, manche heben die Spannung und die Atmosphäre hervor. Ohne Frage transportiert er von dieser einen Nacht, von der Andre Davis selbst sagt, es seien viele unglaubliche Dinge passiert, eine sehr dichte Atmosphäre. Aber nicht nur deswegen finde ich, dass „21 Bridges“ durchaus einer der sehr guten Filme seines Genres ist. Das liegt unter anderem an Chat Boseman, der den Detective in seiner Zerrissenheit zwischen seinem Ideal von Gerechtigkeit und der Realität seiner Beinahe-Entlassung äußerst glaubhaft spielt. Die Ruhe des Desillusionierten nimmt man ihm jederzeit ab. Auch die hochexplosive Spannung seines Umfelds, die New Yorker Polizisten, die zwischen Schockstarre und Rachegelüsten hin und her schwanken, kommt sehr glaubwürdig daher. Jeder Schuss, jede Verwundung, jede neue Leiche versetzt dem Zuschauer einen leichten Hieb in die Magengegend und hält ihn unter Spannung.
Aber auch die Handlung enttäuscht nicht. Aus gutem Grund wird auch stets die Perspektive der beiden Polizistenmörder gezeigt, um deren Hals sich immer mehr die Schlinge der Polizeiermittlungen zieht, bis sie schließlich als gehetzte Tiere in einer Treibjagd selbst beim Zuschauer ein gewisses Mitgefühl erregen. Fließend, immer wieder angedeutet, ohne den ganz großen Twist-Moment werden die Hinweise immer dichter, dass Davis und dem Zuschauer einiges mehr blüht, als nur die Lösung eines brutalen Verbrechens. Man ist vielleicht nicht unbedingt total konsterniert angesichts des Ausgangs der Geschichte, aber losgelassen hat einen die Handlung ebenso in keiner Sekunde.
So ist für mich „21 Bridges“ tatsächlich ein sehr guter Action-Thriller, weil er Hand, Fuß und auch Kopf besitzt und sich dennoch hauptsächlich auf die Stärken seines Genres beruft. Wer solche Filme mag, sollte ihn sich auf jeden Fall ansehen. Fans anderer Genres könnten sich vielleicht von Freunden und Bekannten einmal mitschleifen lassen und werden zumindest gut unterhalten werden, besonders nach 23 Uhr. (gepostet: 16.2.2020)