Die Top 5 und die Flop 5 von Januar bis März 2018

Unternehmen machen Quartalsabrechnungen, also warum sollte ich nicht auch im Hinblick auf das erste Vierteljahr Kino eine kleine Bilanz ziehen? Außerdem lese ich selbst gerne die Hitlisten von Anderen und ich bin sicher, einem nicht geringen Teil der Bevölkerung an den Bildschirmen geht es ähnlich. Interessant ist außerdem, dass manche Filme einen nachhaltigeren Eindruck hinterlassen als man es direkt nach dem Kino gedacht hat. Im Vergleich muten dann einige vielleicht doch ein wenig besser oder schlechter an. Außerdem empfinde ich diese Rubrik auch als Service für alle DVD- und Netflix-Freunde, die nicht alles im Kino sehen wollen. Tipps für gelungene Filmabende und Geburtstagsgeschenke sind in jedem Fall mit dabei, genauso wie solche, mit denen man sich eher keine Freunde macht. Also, meine persönliche Top 5 und Flop 5 von Januar bis März 2018.

 

Bei den guten Filmen gibt es schon eine große Auswahl. Und wenn ich überlege, welche mir am besten gefallen haben, bedeutet es natürlich nicht, dass alle anderen schlecht sind. Filme wie Three billboards outside Ebbing, Missouri, Black Panther, Winchester – Haus der Verdammten, Peter Hase, The Commuter, I,Tonya oder Jim Knopf haben es nur ganz knapp nicht in die Liste geschafft. Alle finde ich auf jeden Fall sehenswert. Aber der Reiz liegt nun einmal in der Auswahl und da haben mich dann doch diese Filme am meisten überzeugt.

 

Auf Platz 5 findet sich, für mich selbst ein wenig überraschend, Greatest Showman. Es war ein wirklich schöner Nachmittag, als ich den Film gesehen habe, doch direkt danach habe ich mich eher normal unterhalten gefühlt. Die Musik allerdings begleitet mich seitdem und beschert mir viele fröhliche Momente in meinem Alltag. Sie hat einfach diese wunderbar optimistische Atmosphäre von der Erfüllung großer Träume. Außerdem mag ich Hugh Jackmans Stimme und selbst jedes Mal, wenn ich an DVD-Regalen mit „Logan“ vorbeischlendere, denke ich nur an die Melodie: „This is the greatest Show!“. Bleibt echt hängen. Was will man mehr?

 

Dann haben wir It comes at night. Das einzig Enttäuschende an diesem Film sind Trailer und Ankündigung. Man erwartet einen Endzeit-Horrorfilm und wird darin zugegebenermaßen doch enttäuscht. Blendet man allerdings diesen Aspekt einmal aus, so erhält man einen Film über Paranoia, der schon fast an Genialität grenzt. Allein der Titel, die rote Tür, das Handeln der Protagonisten, all das ist so effektvoll für den Zuschauer inszeniert, wie ich es noch bei keinem anderen Film gesehen habe, der ein solches Thema behandelt. Also, setzt die Scheuklappen auf, vergesst alles, was man im Vorfeld über diesen Film wissen kann und lasst Euch einfach führen. Dann reicht es bei mir definitiv für Platz 4.

 

Tatsächlich ein weiterer Horrorfilm landet auf Platz 3. Heilstätten hat, das muss ich zugeben, im Vorfeld bei mir nicht sonderlich hohe Erwartungen geweckt. Aber da ich schon lange auf einen guten deutschen Horrorfilm gewartet habe, dieses Machwerk zudem zumindest die Fortsetzungen seiner Vorbilder („Blairwitch Project“, „Rec“, „Paranormal Activity“) übertrifft und zudem mit einem exzellenten Twist am Ende aufwartet, muss ich ihn einfach loben. Spannung und die ein wenig tiefer gehende Kritik in Richtung Youtuber-Generation machen die Sache wirklich rund. Bitte mehr davon, liebe deutschen Filmemacher!

 

Womöglich sogar schon die Komödie des Jahres haben wir mit Game Night. Dieser Film ist von vorne bis hinten einfach nur brüllend komisch. Und das ohne irgendwelche Anzüglichkeiten oder billigen Slapstick. Die Geschichte des Pärchen-Spieleabends brilliert einfach nur. Handlung, Schauspieler, man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Szenen, die man sich noch in zwanzig Jahren erzählen kann, und man muss einfach nur lachen. Definitiv ein großartiges Erlebnis!

 

Dennoch reichte es nicht für Platz 1 und das liegt an Wind River. Ich weiß nicht, ob es an diesem Tag wirklich so kalt war im Kino, aber es hat gepasst. Alle haben gefroren! Dieser Film um den Mord an einer jungen Frau im eisigen Indianerreservat in Wyoming hat so viel Atmosphäre, dass man wahrscheinlich auch bei 30 Grad Celsius noch vor Kälte schlottert. Eiskalt ist auch die Handlung, überraschend, schockierend, mit fulminanten Wendungen, einfach nur gut geschrieben. Hinzu kommt die Leistung der beiden Hauptdarsteller. Der einsame Jäger und die FBI-Agentin haben so viel Beziehung, ohne zu viel zu reden und ebenfalls ohne ein Liebespaar zu werden, wie man es nur erfahren kann, wenn Darsteller ihr Handwerk bis zur Perfektion beherrschen. Diesen Film muss einfach jeder sehen!

 

 

Top 5

 

1. Wind River

2. Game Night

3. Heilstätten

4. It Comes At Night

5. Greatest Showman

 

 

Kommen wir zu den Aufregern und Schlaftabletten des Jahresbeginns. Mit seinem viel zu langen Trailer nervte Alles Geld der Welt schon Monate vor dem Kinostart. Als ich aber erfuhr, dass der Begriff „Skandalfilm“, den man immer wieder propagierte, überhaupt nichts mit dem Inhalt, sondern mit der „Kevin-Spacey-Affäre“ zu tun hat, empfand ich ihn schon mehr als geschmacklos. Der Film, für den Spacey-Ersatz Christopher Plummer dann sogar eine Oscar-Nominierung bekam, hat weder dem großen Werbefeldzug, noch den tragischen Tatsachen der Entführung des Getty-Sohnes Genüge getan. Marc Wahlberg blieb so blass wie die Handlung und der Rest war Spannung auf dem Niveau einer Spiegel-TV-Reportage. Nicht zu empfehlen.

 

Ich mag Jennifer Lawrence immer noch. Aber Red Sparrow war definitiv ein Reinfall. Russische Geheimagentin versucht mit Sex Staatsgeheimnisse zu ergründen. Das hätte irgendwie noch gut werden können, wenn nicht die Handlung dermaßen gespickt gewesen wäre mit veralteten und teilweise peinlichen Klischees, dass man sich eigentlich nur in den Schlaf retten kann. Zum Glück lässt der Film einem genug Gelegenheit dazu, denn er ist durchsetzt mit langweiligen Passagen. Anfang ok, Ende ein Hauch versöhnlich, aber im Ganzen einer, den die geschätzte Jennifer selbst im Nachhinein nur noch mit Scham anschauen können müsste. Sie kann doch eigentlich so viel mehr.

 

Gangster, harte Hunde, heiße Autos, schnelle Frauen, also ehrlich gesagt muss das für mich schon eine Komödie sein, damit das noch funktioniert. Oder Dwayne „The Rock“ Johnson muss mitspielen, aber ohne Vin Diesel.  Alles ist bei Criminal Squad nicht der Fall. Ich meine, nur weil 50 Cent sich selbst spielt (bzw. das, was er als „Selbst“ in seiner Musik darstellt) heißt das noch nicht, dass etwas authentisch oder gar spannend ist. Ähnlich wie bei Red Sparrow sind Anfang und Ende ok, zwischendurch kann man Einkäufe erledigen. Aber wenigstens hatte ich von dem Film auch nicht viel erwartet.

 

Anders Downsizing. Gute Idee, guter Trailer und eine LKW-Ladung voller Möglichkeiten aus einer Welt, in der Menschen sich freiwillig schrumpfen lassen, um ein schönes Leben zu führen, eine faszinierende Geschichte zu machen. Was tat man? Nichts. Matt Damon in der Hauptrolle steht mit seiner orientierungslosen Verwirrtheit Pate für die flache, nahezu nicht vorhandene Story, die für mich am Ende sogar noch peinlich wird. Tolle Bilder am Anfang, umso enttäuschender der weitere Verlauf. Ich dachte dieses Quartal schon, da kommt nichts Schlechteres mehr. Ich hatte mich geirrt.

 

Gewissermaßen auf der Ziellinie überholt wurde der Film von Unsane – Ausgeliefert – eine absolute Enttäuschung. Die Gazetten haben Apple einen kostenlosen Werbefeldzug geliefert, weil Soderbergh seinen ganzen Film mit dem I-Phone aufgenommen hat. Oder war es nicht kostenlos? Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Regisseur dafür nichts kassiert hat. Andererseits: Wofür kann ein Film, der sämtliche billigen Klischees über psychische Krankheiten zu einer 90 Minuten andauernden Langeweile zusammenfügt, schon werben? Die Handlung unlogisch, die Schauspieler blass, die Kamera viel zu dunkel, keine Atmosphäre, man möchte wirklich zwischendurch auf einer Halde den Müll sortieren, weil das als die sinnvollere Zeitinvestition anmutet. Insofern ist der neue Soderbergh die absolute Spitze meiner Flop 5.

 

 

Flop 5

 

1. Unsane - Ausgeliefert

2. Downsizing

3. Criminal Squad

4. Red Sparrow

5. Alles Geld der Welt

 

 

So denn, einiges gute hat der April schon geliefert und es kommt noch mehr. Ich bin sehr gespannt und wünsche Euch allen viel Spaß im Kino, bei Netflix oder bei den DVD-Abenden!

(gepostet: 11.4.2018)