Kinojahr 2017

Die Highlights

92 Filme waren es insgesamt, die ich dieses Jahr im Kino gesehen habe. Die wenigsten waren wirklich Zeitverschwendung, dazu komme ich am Ende.  Beginnen möchte ich mit denen, die mir sehr gut gefallen haben und als ausgesprochener Kino-Fan seien die als erste genannt, von denen ich denke, dass für solche Filme das Kino gemacht wurde. Auf DVD zuhause hätten sie mir wahrscheinlich gar nicht so gut gefallen, aber auf der großen Leinwand waren sie einfach ein Erlebnis.

 

In dieser Hinsicht begann das Jahr 2017 ziemlich gut und zwar mit zwei Filmen im Januar. „The great wall“ war Balsam für die Seelen aller, die seit Herr der Ringe die epischen Schlachten im Kino vermissen. Matt Damon verteidigt als okzidentaler Söldner zusammen mit dem chinesischen Heer die große Mauer vor dämonischen Monstern. Viel Atempausen gibt es nicht, denn sie greifen immer wieder an und tatsächlich ist jede Schlacht bis zum großen Finale immer noch eine Steigerung zur vorherigen. Einfach episch!

Ebenso wie den habe ich mir auch „Resident Evil 6“ zweimal im Kino angesehen. Das fulminante Finale des Kampfes gegen die Zombie-Heere der Umbrella-Cooperation gipfelt in einem Sturm auf deren Hauptquartier. Die Apokalypse ist allgegenwärtig und geht für meinen Geschmack weit über das hinaus, was die ersten fünf Teile geboten haben. Das sind Bilder, die im Kopf bleiben. Für mich tatsächlich der beste Teil der Reihe und demzufolge ein absolut würdiger Abschluss.

Der dritte Film aus dieser Reihe kam im April und war „Ghost in the shell“, die Manga-Verfilmung, deren Qualität eigentlich „Blade Runner 2049“ hätte erreichen sollen, doch dazu später. Scarlett Johansson bewegt sich als „Geist“ in einer komplett maschinellen Hülle durch eine Welt in nicht allzu ferner Zukunft auf der Suche nach ihrer früheren Identität. Jede Sekunde und an jeder Ecke warten auf den Zuschauer neue Überraschungen, meistens in Form von oft sehr originellen Special Effects. Man versinkt förmlich darin, die Leinwand scheint den Zuschauer komplett zu umgeben. Einfach nur grandios.

Ebenfalls ein Erlebnis und für mich eine der Überraschungen des Kino-Jahres war „Wonder Woman“ im Juni. Denn neben den für DC-Verfilmungen typischen Effekten bot die Geschichte der Amazone, die in die Wirren des ersten Weltkrieges gerät, auch eine wirklich beeindruckende Szenerie der Schützengräbenkämpfe und des Schicksals der Bewohner eines Dorfes in Belgien. Das war für eine Superheldenverfilmung ziemlich nah an dem, wie ich mir die Wirklichkeit der Jahre 1914-18 in Europa vorstelle und hat mich enorm berührt. Daumen nach oben für eine Inszenierung, deren Intensität ich mir bei so manchen „seriösen“ Film zu diesem Thema wünschen würde.

An Thrillern und Horrorfilmen hat es in diesem Jahr eigentlich nicht gemangelt, aber wirklich gut waren die wenigsten. Für mich absolut an der Spitze stand „Get out“ im April. Ein Afro-Amerikaner kommt in die spießige weiße Welt seiner Verlobten, genauer auf eine Familienfeier in ihrem Landhaus. Alle sind sehr nett zu ihm, doch irgendetwas stimmt nicht. Das unfassbare Geheimnis, das sich hinter dieser Idylle verbirgt, lässt ihn schließlich um sein Leben rennen und ist es wert, hier nicht verraten zu werden. Mich hat es beeindruckt. Dazu kam im September die spektakuläre Neuverfilmung von Stephen Kings „Es“. Hier stand für mich der Horror gar nicht so im Mittelpunkt der Faszination, sondern die Geschichte der sieben Jugendlichen, die den Clown Pennywise bekämpfen. Macht enorm Lust auf den zweiten Teil und stellte für mich den Fernsehfilm aus den 90ern tatsächlich in den Schatten. Ich freue mich auf den zweiten Teil!

Dieselben Stärken wies im Juni das Drama „Wenn du stirbst, zieht das ganze Leben an dir vorbei, sagen sie“ auf. Eine wunderbare Geschichte von einem Mädchen, das ein und denselben Tag immer wieder erleben muss, weil etwas in ihrer Welt geschehen ist, das einfach nicht geschehen sollte. Wegen der Eindringlichkeit und der wunderschönen Erzählung eindeutig der Sieger gegenüber dem zweiten „Murmeltierfilm“ namens „Happy Deathday“, der zwar nicht wirklich schlecht war, aber eben genau diese Intensität vermissen ließ.

Auch gelacht habe ich viel im Kino und einen neuen Lieblingsschauspieler hat es mir auch eingebracht, nämlich Dwayne „The Rock“ Johnson. Hat sein Auftreten in „Fast and Furious 8“ mich schon im Mai über die lästige Omnipräsenz von Vin Diesel hinweggetröstet, so kam im Juni mit dem „Remake“ von Baywatch meine endgültige Begeisterung für diesen Schauspieler. Da ich nicht scheue, denn „Hoff“ zu „hasseln“, weil ich nie ein Fan der 90er-Serie war, kann ich auch offen zugeben, dass dieser Film an Witz und Ironie keinem anderen dieses Jahr gleichkam. Ich habe mich einfach nur zwei Stunden totgelacht. Ähnliches galt im Dezember für „Jumanji: Willkommen im Dschungel“, wo er sich mit Kevin Hart und Jack Black einen Humor-Wettstreit lieferte, aus dem der Zuschauer als eindeutiger Sieger hervorging. Mein zweiter „neuer“ Lieblingsschauspieler ist Mark Wahlberg. Mal abgesehen davon, dass er im Juni in „Transformers 5“ zum zweiten Mal Shia LeBeouf an Sympathie und Leinwandpräsenz in den Schatten stellte, hat er in der wunderbaren Weihnachtskomödie „Daddy’s Home 2“ für mich auch sein humorvolles Talent endgültig unter Beweis gestellt. Ich hätte in den 90ern nie gedacht, dass ich noch einmal ein „Marky Mark“-Fan werde.

Top 5 - Die besten Filme

Mit „Baywatch“ ist Platz 5 meiner Hitliste der Kinofilme für dieses Jahr besetzt. Auf Platz 4 folgt „Justice League“, weil Batman und weil unglaublich aufregend und weil einfach ein tolles Kinoerlebnis. Platz 3 hat „Star Wars 8“, der in keinem Punkt enttäuschte und einfach nur Lust auf mehr dieser Filme machte. Auf Platz 2 kommt „What happened to Monday?“, ein Film, der an Spannung und Originalität dieses Jahr kaum zu überbieten war.  Über die habe ich mich ja im Einzelnen schon hier ausgelassen.

Mein Lieblingsfilm 2017 war jedoch unbestritten „Mother!“. Der Film mit Jennifer Lawrence als Frau eines Dichters (Javier Bardem), die in ihrem Haus unerwarteten Besuch von einem fremden Ehepaar bekommen ist für mich ein Meisterwerk. Jede Vorwegnahme der weiteren Handlung verbietet sich, denn was hier passiert ist schlicht und ergreifend so unglaublich wie genial, so abstrus wie abstoßend, ein Horror-Thriller mit einem enormen Interpretationspotential. Man MUSS diesen Film sehen!

  1. Mother!
  2. What happened to Monday?
  3. Star Wars 8 - Die letzten Jedi
  4. Justice League
  5. Baywatch

Überraschungen

Kommen wir zu einigen Überraschungen, die für mich in diesem Jahr auch das deutsche Kinoschaffen hatte. „Immigration game“ greift das Migrationsthema, das eigentlich ein Garant für mittelmäßige Filme ist, in „The Purge“-Manier auf und ist auf jeden Fall seine knapp 100 Minuten wert. Spannung und ein wenig Horror sind garantiert. Dasselbe gilt für das Thriller-Drama „Die Vierhändige“, das dort beginnt, wo „Fight Club“ und „A beautiful mind“ enden. Zuletzt gab es tatsächlich auch mit „High Society“ eine wirklich schöne deutsche Komödie um ein reiches und ein armes Mädchen, die erfahren, dass sie als Kinder vertauscht worden sind. Einfach gute Unterhaltung.

Ebenso kamen die Franzosen in Person ihres „Ziemlich beste Freunde“-Stars Omar Sy mit einer Tragikomödie um die Ecke, die mit „Plötzlich Papa“ zwar einen dämlichen Titel hatte, aber so ergreifend, so lustig und so schön ist, dass für mindestens eine halbe Stunde nach dem Ansehen das ganze Leben eine Blumenwiese ist. Ein ähnliches Gefühl hatte ich bei „Paddington 2“, absolut sehenswert, und der für mich besten Disney-Verfilmung dieses Jahr: „Coco – Lebendiger als das Leben“. Ich fand ihn zwar nicht ganz so gut wie „Vaiana“ letztes Jahr, hab ihn aber ebenso in mein Herz geschlossen.

Enttäuschungen

Aber es gab auch Enttäuschungen.  Allen voran „Jigsaw“, denn der achte Teil der Saw-Reihe war sehr nahe an überflüssig, bot nichts Neues und selbst für Fans war der zwar nicht unbedingt vorhersehbare, aber im Ganzen bekannte Twist nicht wirklich packend. Auf „Split“ hatte ich mich sehr gefreut, aber auch hier blieb am Ende des Films lediglich die Enttäuschung, dass man offenbar noch mindestens einen weiteren Film des Regisseurs gesehen haben muss, um das Ende, von dem viele so schwärmten, zu verstehen. Ich verstand es nicht, insofern waren meine Erwartungen an die Geschichte, in der ein Mann 26 verschiedene Persönlichkeiten hatte, wohl zu hoch gegriffen. Das Remake von „Flatliners“ kam ähnlich fade daher, hätte man sich aus meiner Sicht sparen können, ebenso wie die Computerspiel-Verfilmung „Assassins Creed“, der einen ähnlichen Spannungsgrad besitzt, wie einem Gamer beim Zocken zuzuschauen.

Top 5 der Zeitverschwendungen

Doch sie alle kommen nicht in meiner Zeitverschwendungs-Top-5, denn es gab tatsächlich noch schlechtere. Meine geringen Erwartungen noch unterwandert hat auf Platz 5 „The Dinner“, die Verfilmung eines niederländischen Romans mit Richard Gere, die eigentlich mit einer abendlichen Zusammenkunft von vier Leuten mit Geheimnissen ein ganz nettes Setting hat, das sich aber dann irgendwo im Nirgendwo verläuft. Aber immerhin war es bis zum Ende noch irgendwie interessant, im Gegensatz zu „Arthur – Legend of the sword“, der auf Platz 4 ist. Die ersten zehn Minuten sind ganz nett und erinnern sogar ein wenig an „The great wall“, aber danach ist er nur noch gähnende Langeweile.  Platz 3 erobert „Blade Runner 2049“. Der ist von fast allen, die ihn gesehen haben, hoch gelobt worden. Ich fand ihn einfach nur langweilig. Das Jahr hatte einige gute Dystopien und Apokalypsen zu bieten und gegen jede war dieser Film für mich einfach nur Diätkost, dazu dauerte er auch noch fast drei Stunden. Ich war froh, als es vorbei war. Platz 2 hat für mich die Jo-Nesbö-Verfilmung „Schneemann“ inne, auf den ich mich eigentlich gefreut habe. Aber wenn jeder gewöhnliche Schneetag im Ruhrgebiet einen solchen Film an Unterhaltungswert übersteigt, so kann daran irgendetwas nicht stimmen. Platz 1 der Filme, die man auf jeden Fall vergessen sollte, hat für mich „Emoji – der Film“, dessen Niveau selbst einen durchschnittlich gebildeten Achtjährigen in seinem Intellekt beleidigt. Nicht einmal die Emojis waren sonderlich süß oder lustig. 

  1. Emoji - der Film
  2. Schneemann
  3. Blade Runner 2049
  4. Arthur - Legend of the sword
  5. The Dinner

Zu guter Letzt

Zum Abschluss noch einige Filme, die zumindest der Erwähnung wert sind. Durchaus Nostalgiewert für mich hatten zum einen „Trainspotting 2“, den man sich auf jeden Fall anschauen kann, wenn man den ersten mochte sowie „Bullyparade – der Film“. Wer die Serie mochte, wird auch daran Spaß haben, wer nicht, kann ihn sich allerdings auch schenken. Ich fand’s aber im Ganzen schön. Immerhin interessant, wenn auch gegen Ende etwas zu dick aufgetragen war „A cure for wellness“. Wenn der mal im Fernsehen läuft und ich nichts Besseres zu tun habe, werde ich ihn in jedem Fall noch einmal schauen. Den halben Tag im Kino verbracht habe ich beim "Fack Ju Göhte"-Triple, wobei mir eindeutig der zweite am besten gefiel. Muss man nicht machen, waren aber schöne sieben Stunden.

Es gab natürlich noch etliche weitere, die weiß Gott nicht alle schlecht waren. Aber in dieser Hinsicht zählt für mich der bleibende Eindruck und daher machen wir hier mal Schluss. Auf ein tolles Kinojahr 2018!