Tenet (Filmstart: 26.8.2020)

Ich gebe zu, Zeitreisen sind nicht gerade mein Lieblingsthema in Büchern und Filmen. Ich mag „Zurück in die Zukunft“ wie viele andere auch, darüber hinaus habe ich eigentlich nur Andreas Eschbachs Buch „Der Jesus-Deal“ wirklich genossen, weil er hier die komplexen Fragen der Zusammenhänge von verschiedenen Zeitebenen einfach gekonnt überspielt. Sobald es aber an die Logik der Zeitreisen geht, bin ich draußen. Zu mathematisch, zu physikalisch, zu theoretisch. Nun ist aber Christopher Nolan der Schöpfer der Dark-Knight-Filme, die ich abgöttisch liebe, und wenn ich jemandem zutraue, das Thema zu einem faszinierenden Film zu machen, dann ihm. Mit „Tenet“ wagt er diesen Versuch, allerdings ein wenig anderes als üblich. Grund genug, direkt am Mittwoch den Film zu sehen und vielleicht hinterher ein wenig mehr über die Zeit und ihre Reisenden zu wissen.

 

Ein Geheimdienstmitarbeiter (John Davod Washington), dessen Name wohl nicht genannt wird (erinnere mich nicht genau), entrinnt nach einem Einsatz der Folter durch eine Todespille, wacht aber wieder auf. Sein Chef unterbreitet ihm, dass er dadurch eine Prüfung bestanden hätte, die ihn für einen ganz speziellen Auftrag qualifiziert. Denn der Geheimdienst hat Gegenstände, vornehmlich Patronen, gefunden, die rückwärts durch die Zeit wandern. Man nennt es „invertiert sind“. Die Mutmaßung ist, dass sie von einem Krieg stammen, der in der Zukunft stattfinden wird. Offenbar scheint ein Waffenhändler die Fähigkeit zu besitzen, mit Menschen aus der Zukunft zu verhandeln und es erscheint offenkundig, dass sie aus ihrer Zeit heraus agieren, um ihre eigene Vergangenheit zu verändern oder zu eliminieren. Der Agent und sein Kollege Neil (Robert Pattinson) sollen nun verhindern, dass dies geschieht.

 

Obwohl Christopher Nolan eine ganze Menge Technik auffährt, um dem Zuschauer seine eigene Vision von in der Zeit zurückreisenden Gegenständen visuell entstehen zu lassen, so richtig erschloss sich mir die Geschichte in ihrer ganzen logischen Tragweite nicht. Dies ist auch über weite Strecken des Films nicht weiter schlimm. Auch Dan Browns „Illuminati“ kann man folgen, ohne genau zu verstehen, was Antimaterie ist. Man begegnet hier zunächst einer Reihe von Agenten-Coups, die an sich sehr clever sind und spektakulär genug, um den Film unterhaltsam zu machen. Lange Zeit scheint es sich bei den invertierten Gegenständen eben um gefährliche, aber durchaus normale Waffen zu handeln. James Bond lässt grüßen.

 

Später dann wird die Funktionsweise des „Invertierens“ immer wichtiger für die Handlung des Films und ich möchte an dieser Materie interessierten Menschen die Beurteilung überlassen, ob das alles in sich logisch ist oder nicht. Nolan, der ja auch seine Drehbücher schreibt, will überraschen, faszinieren, vielleicht auch ein wenig schockieren und man verliert sich als Zuschauer ein wenig in dieser Gedankenwelt. Hat Nolan bei „Inception“ immer diese Balance zwischen visionärem Erzählen und Verständnis für den Zuschauer halten können, gelingt ihm das, zumindest für mich, bei „Tenet“ nicht unbedingt. Was ihm gelingt, ist, den Zuschauer dennoch bei der Stange zu halten. Denn der Film bietet genug Action und Spannung, um bei der Geschichte am Ball zu bleiben. Vielleicht erschließt sich die innere Logik des Ganzen nicht immer unbedingt, aber man versteht genug, um Handeln, Ziele und Hindernisse der Protagonisten zu verstehen.    

 

So ist „Tenet“ tatsächlich ein guter, unterhaltsamer Film, der auch seine 150 Minuten Spiellänge rechtfertigt. Mögen sich andere mit den Fragen auseinandersetzen, ob das Phänomen, rückwärts durch die Zeit zu gehen, hier tatsächlich im Rahmen des Möglichen dargestellt ist. Der Agent ist da, sein Kumpel (echt gut gespielt von Robert Pattinson), die Schönheit, der Bösewicht, alle in ihrer Art unterhaltsam dargestellt und mit Action spart Nolan natürlich auch nicht. Herauskommt ein Action-Film und zwar durchaus einer von der guten Sorte. Belassen wir es dabei und warten weiter auf die Ankunft des ersten Zeitreisenden, der uns alle unsere Spekulationen gerade rückt. (gepostet: 27.8.2020)