Die Top 5 von April bis Juni

Von April bis Juni dieses Jahres waren es 28 Filme, die vor meinen Augen über die Leinwand flimmerten. Einige habe ich mit Spannung erwartet, andere nur geschaut, weil gerade nichts anderes lief. Viele Filme haben meine Erwartungen einfach erfüllt, es war gute Unterhaltung, aber eben auch kein absoluter Flash. Trickfilme wie „Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks“, „Corgi“ oder „Wunderland Park“ waren gut für ein paar schöne Stunden, „Glam Girls“ durchaus sehr witzig, mit „Meisterdetektiv Pikatchiu“, „Hellboy“, „Godzilla 2“, „Aladdin“ und „Men in Black 3“ war das Popcorn-Kino immer eine Reise nach Bochum oder Duisburg wert.  Die Thriller waren teilweise sogar richtig spannend, „Escape Room“ eine der Überraschungen für mich und „Greta“ hielt zumindest das Versprechen, das der Trailer gab. Nicht zuletzt wusste der skurrile neue Jim-Jarmusch-Film „The Dead don’t die“ ein Genre ganz achtbar aufs Korn zu nehmen. Kurzum: Alles gute Filme, die ihr Geld wert sind. Aber die folgenden fünf waren es ganz besonders.

 

Auf Platz 5 ist für mich „Fighting with my family“, für den man möglicherweise zumindest im Ansatz meine Leidenschaft für Wrestling teilen muss. Hinter die Kulissen dieser Welt zu blicken, die großartige Shows mit sportlichen Höchstleistungen mischt, hat für mich eine grundlegende Faszination und wenige Karrieren wären dazu besser geeignet als die der jungen Wrestlerin Paige. Die gebürtige Engländerin bekam ihre Leidenschaft und ihr Talent aus der Familie. Nahezu kometenartig stieg sie von einer englischen Provinzliga in die renommierteste Klasse der Welt, die WWE, auf. Der Film zeigt ihren Werdegang und gibt dafür so einiges vom Leben hinter den Kulissen der großen Show Preis. Was genau? Nun, zu mutmaßen, was echt ist und was nicht, gehört zu den besonderen Reizen dieser Sportart. Der Film jedenfalls erzählt die wunderbare Geschichte eines Außenseiterkindes, das sich bis ganz nach oben kämpfte. Dabei werden weder die von ihr durch wen auch immer veröffentlichten Sex-Videos mit anderen Wrestlern, noch ihre schwere Verletzung thematisiert, die sie mit gerade einmal Anfang 20 wahrscheinlich zwingen, ihre Karriere an den Nagel zu hängen. Aber das braucht es auch nicht. Fans der WWE oder einfach von Sport- oder biografischen Filmen werden ihre Freude an der witzig und einfühlsam erzählten Geschichte dieser Ausnahmesportlerin haben: für mich ein großartiger Film.

 

Der biografische Film ist ohne Zweifel spätestens seit dem Mega-Erfolg von „Bohemian Rhapsody“ ein Trend, von dem auch „Rocket Man“ profitiert haben dürfte. Dass die Biografie von Sir Elton John, an dessen travestitischen Karrierebeginn in den 70ern sich wohl weit weniger Menschen erinnern, Stoff für einen Film bietet, hat auch mich zunächst überrascht. Aber der Trailer versprach eine gute Geschichte und der Film hielt dieses Versprechen. Denn anders als bei Queens Film ging es hier überhaupt nicht um eine chronologisch erzählte Geschichte. Das Innenleben des Ausnahmemusikers, sein Verhältnis zu seinem Vater und seine Homosexualität werden in Episoden erzählt, die zumindest in der Chronologie nicht den Anspruch auf Richtigkeit erheben können, dafür umso mehr in emotionaler Hinsicht. Elton John selbst produzierte den Film, in dem Taron Egerton (Kingsman, Robin Hood) sich in ihn verwandelt und ihn als hochtalentierten Künstler mit äußerstem Hang zu Drogenexzessen darstellt, schonungslos in seiner Art, erzählt als Rückschau in der Sitzung einer Therapiegruppe. Einige Reviews sprachen von einem geschönten Bild. Ich finde das übertrieben, denn Elton John ist in dem Film wahrlich kein strahlender Held ohne Fehler. Er wirbt um Verständnis, ja, scheut sich aber auch nicht, Teile seines Seelenlebens vor dem Kinopublikum auszubreiten. Abgesehen davon ist der Film einfach sehr unterhaltsam, tragisch, rührend und schlägt irgendwie doch eine Brücke zwischen dem strahlenden Superstar und seinem Publikum. Meinen Respekt hat er in jedem Fall: Platz 4.

 

Nachdem ein Horrorfilm noch im ersten Quartal den Spitzenplatz belegte, ist es dieses Mal zumindest Platz 3, der diesem Genre aus meiner Sicht gebührt. Ohne Zweifel gab es viel Mist in den letzten drei Monaten und zum Glück stach mit „The Hole in the ground“ zumindest einer deutlich hervor. Die alleinerziehende Sara O‘Neill zieht nach der Scheidung von ihrem gewalttätigen Mann mit ihrem Sohn Chris in ein einsames Haus mitten in einem Wald. Der Sohn verschwindet nach einem Streit, in dem es um den Vater ging, seine Mutter sucht ihn und findet ein riesiges Loch im Wald, neben dem ihr Sohn liegt. Der aber scheint nicht mehr derselbe zu sein und die Mutter fühlt sich zunehmend von ihrem Schützling bedroht und fürchtet um ihr Leben. Wer hinter dieser auf den ersten Blick nicht sehr originell anmutenden Geschichte nichts weiter sehen möchte, als einen typischen „unheimliches-Kind-Film“ sollte sich noch einmal seine Brille putzen. Denn dieser Film thematisiert aus meiner Sicht in schockierender Manier die Abgründe, die sich zwischen einer Mutter und ihrem Sohn nach einer Scheidung auftun können. Großartig gespielt, besonders von Seána Kerslake in der Rolle der Mutter, zeichnet er Stationen einer zunehmenden Entfremdung der Mutter von ihrem Sohn, in dem sie irgendwie auch ihren Mann sieht, wofür der Junge nichts kann. Dabei schwebt sie stets immer irgendwo zwischen Psychose (das Capgras-Syndrom als Glaube eines Menschen, dass ein nahestehender Mensch mit einem Doppelgänger vertauscht wurde) und den Legenden von Wechselbälgern. Spannender Konflikt, als Horrorfilm inszeniert, für mich auf jeden Fall ein Genre-Höhepunkt dieses Jahr und daher Platz 3.

 

„Verachtung“, die Verfilmung des vierten Teils der Thriller-Reihe des dänischen Autors Jussi Adler-Olsen, wurde wahrscheinlich nur zu Werbezwecken mit der Stig-Larsson-Reihe verglichen. Aus meiner Sicht stimmt das aber nicht. Denn im Unterschied zur Larsson bietet diese Geschichte vielmehr. Statt einer sehr stereotypen Frauenfigur bietet „Verachtung“ den mürrischen Kommissar Carl-Mørck, der das Rätsel um drei eingemauerten, als Tischgesellschaft gruppierten Leichen aufklären soll. Er und sein Partner Assad stoßen dabei auf eines der finstersten und nicht sehr bekannten Kapitel dänischer Kriegs- und Nachkriegsgeschichte. Spannend, zuweilen atemberaubend, großartig erzählt, mit interessanten Figuren und einem sehr schönen Twist am Ende ist dieser Film ein Thriller, der jeden Buchstaben dieser Genrebezeichnung und meinen persönlichen Platz 2 verdient hat.

 

Platz 1 ist das ultimative Kontrastprogramm zum ersten Rang im letzten Quartal. Aber wer hätte schon damit gerechnet, dass Pets 2 so gut wird? Schon an den Trailern konnte ich mich nicht satt sehen, habe jedes Mal Tränen gelacht. Das ist gewöhnlich kein so gutes Zeichen für einen Film, da der Verdacht aufkommt, dass die besten Szenen schon im Vorfeld verballert werden. Aber der Film ist einfach noch besser. Niemand, der einen Hund oder eine Katze hat, kommt an ihm vorbei, denn hier werden die Tiere nur bis zu einem gewissen Gerade vermenschlicht, wie es Disney seit Jahrzehnten macht. Es sind tatsächlich unsere Haustiere, denen hier Stimmen gegeben werden und die die Welt aus ihrer Sicht für uns darstellen. Einfach großartig, über alle Maßen witzig, rührend, man konnte erwarten von dem Film, was man will, er hat es übertroffen. Übrigens für mich, was selten genug ist, überragt Teil 2 auch den ersten, aber da werden sich wohl die Geister scheiden. Egal, schaut ihn Euch an!  

 

1. Pets 2

2. Verachtung

3. The hole in the ground

4. Rocket Man

5. Fighting with my family

 

 

Ab Juli werde ich auch wieder über einzelne Filme schreiben. Da ich im zweiten Quartal nicht dazu kam und um den Text nicht zu lang werden zu lassen, bekommt Ihr die Flops am Donnerstag um die Ohren. Bis dahin wünsche ich viel Vergnügen im Kino. J